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Die Kunst für alle: Malerei, Plastik, Graphik, Architektur — 39.1923-1924

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Fries, C.: Erich Waske
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https://doi.org/10.11588/diglit.14151#0271

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Stimmung wieder, die auf einzelnes freien Ver- Empfindung durchtränkt; bescheiden, weich,
zieht leistet und orgiastisch in die Zentralsonne anlehnend zieht sie den Vorhang zurück und
starrt. Ein Selbstbildnis aus dieser Zeit gibt holt aus beredter Nacht Zusprüche, die ihr den
mit irrational floreszierender, beiderseitiger Be- Entfernten ersetzen mögen. Haar, Gewand,
leuchtung vollen Zugang zum Innersten und Haltung von nicht zu überbietender Einfach-
Besten des Künstlers. Er erschließt sich ganz, heit, das Ganze durchseelt von Waskescher
ohne Selbstliebe, nur in Ehrfurcht vor der Lyrik, die im Farbenglanz noch weit mehr
eignen Bestimmung. Die „Frau im Mondlicht" zur Geltung kommt.

von igig fordert zum Vergleich mit Schwind Waske hat auch als Graphiker Großes ge-
heraus. Dasselbe Motiv. Hier wie da sieht sie schaffen, besonders seine beiden Mappenwerke,
im Morgengewand aus dem Fenster ins Freie die Apokalypse und der Simsonzyklus bezeugen
dem Beschauer abgewandt. Schwind will ein seine wandelbare Gestaltungskraft. Der Apo-
reizendes Motiv festhalten, ein einfaches Mäd- kalypse war auch sein großes Secessionsgemälde
chen blickt ins Freie, anspruchslos, blumenhaft. „Anbetung der Ältesten vor dem Stuhl Gottes"
Hier aber sieht eine Frau in den Mond. Er entnommen. Unter den lebenden Künstlern ge-
glimmt in regsamen Spiralen, unten ein tief- hört Erich Waske zu denjenigen, die die Weihen
schweigender Bau. Aber sie ist getrennt von echter Priesterschaft mit Würde und Größe
dem ihr nicht Wegzudenkenden, der Gedanke tragen, denen Kunst und Kultus ein Begriff
beherrscht sie, jeder Zoll ihres Wesens von geworden sind. C. Fries

FRAU IM

ERICH WASKE MONDLICHT

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