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Die Kunst für alle: Malerei, Plastik, Graphik, Architektur — 39.1923-1924

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Nasse, Hermann: Hugo von Habermann: zum 75. Geburtstag
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https://doi.org/10.11588/diglit.14151#0327

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dort zu Piloty, 187g verließ er dies berühmte
Atelier. Im Jahre 1880 begründete er mit
Piglhein und F. von Uhde eine Malschule, die
aber nicht sehr lange bestand. 1892 wurde
Habermann zweiter, 1904 erster Präsident der
Secession.

Wie so manche Künstler ist auch Haber-
mann ein Beispiel dafür, wie schwer man sich
tut, wollte man den Stil des Meisters unter
einem der üblichen Schlagworte zusammenfassen,
wollte man ihn in ein Schema einzwängen. Zwar
machte sich zunächst mit dem „Sorgenkind"
eine große Aufhellung in der Farbe bemerk-
bar. Aber schon das Ende der achtziger Jahre
brachte wieder dunklere tiefere Töne und schwe-
rere Schatten. Gleich blieb sich aber stets die
gleitende, schwingende Bewegung, die anfangs
nur latent, dann immer offenbarer sich Sil-
houetten und Innenlinien der Formen mitteilte.
Gleich blieb sich immer der wichtigste stil-
bildende Faktor, nämlich die bewegte Linie in
ihrer interessanten, kurvigen Modellierung, in
ihrem züngelnden, schlängelnden Rhythmus. Und

immer gleich blieb sich jene unfehlbare Treff-
sicherheit in dem Abstimmen der delikaten
Farbentöne. Man darf wohl ruhig sagen, hier
sitzt jeder Strich und jeder Ton. Blitzende
funkelnde Helligkeiten stehen gegen delikate
dunklere Farbigkeiten. Mag man die vom
Künstler mit Vorliebe gewählten und immer
wieder mit gleicher Freude gemalten Modelle
oder die Art des Arrangements seiner eleganten,
aristokratischen Frauenbildnisse als kapriziös
und befremdend eigenwillig empfinden, mag
man, sagen wir, den Geschmack des Künstlers
an sich nicht teilen, wie wohl jeder sein eigenes
sogenanntes Schönheitsideal besitzt: immer
sind diese, oft in den gewagtesten, schwierig-
sten Bewegungsverkürzungen wiedergegebenen
Frauenbilder rassig und geistvoll, ohne jede
Süßlichkeit, ohne jede Konzession an Konvention
und Allerweltsgeschmack. Man erinnere sich
auch der Aquarelle und Pastelle. Sie sind in
ganz besonderer Weise Zeugnis von der un-
versiegbaren Farbenfrische Hugo von Haber-
manns. Nasse

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