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Die Kunst für alle: Malerei, Plastik, Graphik, Architektur — 39.1923-1924

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Grautoff, Otto: Théodore Chassériau 1819-1856
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https://doi.org/10.11588/diglit.14151#0404

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THEODORE CHASSERIAU

den Erfahrungen der Geschichte die mensch-
lichen Kräfte zu übersteigen. Manche haben das
strebend erkannt und sich beschieden. Chasseriau
hat mit unermüdlicher Zähigkeit und nie ver-
siegendem Eifer sich diese Synthese abtrotzen
wollen. Dieses Ringen und Kämpfen um die
Erfüllung einer idealen Vorstellung gibt vielen
seiner Bilder, gerade seinen größeren Kompo-
sitionen, einen kühlen, teilweise frostigen Cha-
rakter. In den Wandbildern werden die Grenzen
seiner Begabung am leichtesten sichtbar. Am
unmittelbarsten wirkt seine Begabung in den
allegorischen Gestalten seiner Frühzeit und in
den Reiterstücken seiner algerischen Reise. An

DANIELE STERN

sie hat sein Schüler Gustave Moreau angeknüpft,
der in mancher Beziehung seinem Lehrer ver-
wandt war und wie er in der Malerei nicht Ab-
bild der Wirklichkeit, sondern Ausdruck seines
Weltgefühls geben wollte. Als Chasseriau 1856
jäh aus seinem Schaffen gerissen wurde, war ein
anderer Nachfolger seines Sinnens und Trach-
tens, Puvis de Chavannes, noch unbekannt. Es
ist aber, als wäre Chasseriaus Seele in den Kör-
per des Jüngeren übergegangen; denn Puvis de
Chavannes hat von 1855 an weitergeführt und
vollendet, was Chasseriau in seinem kurzen, ar-
beitsreichen Leben versucht und begonnen hat.

Otto Grautoff

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