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Das Kunstgewerbe in Elsaß-Lothringen — 1.1900-1901

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Unsere Illustrationen
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https://doi.org/10.11588/diglit.6476#0187

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174

Unsere Illustrationen.

Wappen geziert ist und mit einer Pechnase
bewehrt war. Vor diesem Thore befand sich
ein jetzt verschütteter Graben, über den eine
Zugbrücke führte. Den mächtigen Stumpf des
Bergfrieds zur Rechten lassend, geht der Weg
durch ein viertes Thor in den sog. Brunnenhof.
Das dritte und vierte Thor ist auf Abb. 2 dar-
gestellt. Durch ein fünftes Thor gelangen wir
von hier aus zum eigentlichen Burgeingang,
den Abbildung 4 zeigt, wobei allerdings zu be-
merken ist, dass dieser Eingang infolge seiner
durch Mauerwerk verdeckten Lage nicht völlig
photographisch aufgenommen werden konnte.

Ueber einem der vorerwähnten Thore
befand sich vermutlich auch das in der Ab-
bildung Nr. 27 reproducirte, in Bruchstücken
aufgefundene Wappen. Dieses Wappen stellt
sich, soweit noch erkenntlich, als das kaiserlich
deutsche Wappen, vermutlich Maximilian's I.
oder — was wahrscheinlicher ist — Karl V.
dar; in der Mitte zeigt sich der deutsche Reichs-
adler, gehalten von den habsburgischen Löwen
und umgeben von der Kette des goldenen
Vlieses mit den burgundischen Feuereisen.
Rechts von dem Löwen sind Bruchstücke des
sog. Jerusalemswappens erkennbar, welches
auf den Titel der Habsburger als Könige von
Jerusalem hinweist. Unter diesen zeigen sich
Bruchstücke noch eines anderen, der Habs-
burger Wappenrolle angehörenden Wappens.

Durch das fünfte und letzte Thor gelangen
wir in das gewölbte Erdgeschoss des Südbaues
der Hochburg, das uns in den engen inneren
Burghof führt, der von allen Seiten von hohen
Gebäuden eingeschlossen ist.

Die Abbildung Nr. 7 zeigt am Eingang
rechts eine kleine Treppe, die zu einer Wendel-
treppe führt, welche in den zweiten Stock des
aus mächtigen Quadern gefügten Bergfrieds
(Belfrid, beffroi) führt, einem Wart- und Ver-
teidigungsturm, der im Hintergrunde der-
selben Abbildung erkennbar wird. Von diesem
Bergfried steht aber auf der Hoh-Königsburg
nicht mehr viel; es ist nur noch der Stumpf
eines solchen vorhanden; er nimmt die höchste
Stelle des Grates ein, auf dem sich die Burg-
anlagen hinziehen, und bildet die Ostseite des
inneren Hofes. Zur Zeit der Thiersteiner ragte

er noch als Kernpunkt der ganzen Burganlage
hoch über alle anderen Bauten empor. Leider
wurde der Bergfried nicht lange vor 1557 von
den Sickingen abgebrochen

Wenden wir uns nun wieder zum Burghof
zurück, so haben wir vom Bergfried aus die
Kemenate (das Frauenhaus) zur Rechten, den
Palas (das gemeinsame Wohnhaus) zur Linken.
Der Palas war auch hier ein Bau, der mit dem
Kriegswesen nichts zu schaffen hatte, und zwar
das bedeutendste der Gebäude, die innerhalb
der Burgmauer errichtet wurden.

Die Abbildung Nr. 8 zeigt uns die dem
Bergfried entgegensetzte Seite des Hofes.

Im unteren Teile der im Norden liegenden
Kemenate befand sich die Küche und Speise-
kammer, darüber waren die Wohngemächer
der Frauen. Die Abbildungen Nrn. 7 und 8 geben
diese überraschend wirkenden Räume wieder.

Die Abbildungen Nrn. 25 und 26 zeigen
Wohnräume aus dem im Süden liegenden Palas,
soweit sie in ihren Grundmauern erhalten sind.
In diesem Südbau befand sich im Oberge-
schosse neben der Kapelle eine Reihe von
Zimmern. Von besonderem Interesse sind hier
die sich durch zwei Stockwerke hindurch-
ziehenden kräftig und mit vollendeter Künstler-
schaft profilierten Sandstein-Kamine. In dem im
Westen liegenden Saalbau befand sich zur
Zeit der Thiersteiner ein grosser Saal und die
« Bogenkammer ».

Den übrigen Abbildungen kunstgewerblich
interessanter Funde von der Hoh-Königsburg
sind die nötigen Erklärungen beigefügt; es
geht daraus hervor, dass von einem völligen
Fehlen von Kunstformen an dem Thiersteiner
Bau nicht länger gesprochen werden darf, wie
die erwähnten Kamine, die Bögen und Fenster,
die zahlreichen schönen Bruchstücke von Wap-
pensteinen, Gewölberippen, Thür- und Fenster-
gewänden, Treppenteilen, Säulen und Schluss-
steinen beweisen. Bis zu den kleinsten steinernen
Püppchen oder metallenen Zierrates werden
uns die Funde auf der Hoh-Königsburg vor
Augen geführt, unter denen die Gegenstände
des Hausgebrauches, die Ofenkacheln, Schlüs-
seln, irdene Gefässe, Gürtelschnallen u. s. w.
besonders wertvoll erscheinen.

Für die Redaktion verantwortlich : Prof. Dr. Leitschuh in Strassburg.
 
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