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Das Kunstgewerbe in Elsaß-Lothringen — 1.1900-1901

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Wolfram, G.: Die Entwickelung des Lothringischen Kunstgewerbes: (ein geschichtlicher Überblick)
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192

Die EntwickelUng des lothringischen Kunstgewerbes*

Abb. 2. — Von einem Grabdenkmal (rechteSeile zü Abb 3).

völkerung umfasst, das Centrum dieses
politischen Conglomerates, das sich aus
Teilen des Herzogtums, des Bistums, aus
reichsunmittelbaren Gebieten und aus Stadt
und Land Metz zusammen setzte, war doch
immer das jederzeit romanische Metz. Nur
ganz verschwindend sind die Impulse,
die von Osten her im Westrich einge-
drungen sind; die Malereien der ehe-
maligen Kirche von Postdorf, die elsäs-
sischen Einfluss erkennen lassen, oder das
heilige Grab in Settingen, die Reliefs in
St. Avold, die Grabsteine in Imlingen und

Preisch geben davon Zeugnis. Was aber
das Charakteristische ist, von einer selbst-
ständigen Fortentwickelung dieser Ansätze
kann keine Rede sein. Es sind primitive
Zeugnisse einer stammelnden Kunst, ihre
Meister aber — wenn man die Hand-
werker, denen die Bildwerke ihr Dasein
danken, überhaupt so nennen darf —
haben wenig Schule gehabt und in Folge
dessen auch keine Schule gemacht.

Treffliche Ansätze einer deutschen
Kunst haben wir auch in Vic, mitten im
romanischen Gebiete. Hier waren es
Bischöfe von deutscher Abstammung ge-
wesen, die in ihre kleine Residenz Künstler
und Handwerker aus Nürnberg, Frankfurt,
selbst aus dem fernen Marienburg gezogen
hatten, um dem deutschen Kunsthandwerk
eine Stätte zu schaffen. Aber kaum ist
der Metzer Krummstab wieder in die Hände
von Bischöfen romanischer Nationalität
übergegangen, da verdorrt auch dieses
sorgsam gepflegte Reis und bald trägt die
Kunst wieder den Charakter, der der Lage
des Ortes und der Abstammung seiner
Bewohner entspricht.

All' diesen deutschen Kunstbestreb-
ungen fehlte die lebendige Verbindung
mit dem stammesgleichen Nachbarlande;
denn von bedeutenderen Handelsstrassen
wurde das deutsche Lothringen nicht
durchzogen, im Lande selbst aber ent-
standen infolgedessen auch keine Städte,
deren selbstbewusstes Bürgertum sich
durch die Pflege von Kunst und Kunst-
gewerbe, wie dies in den elsässischen
Reichsstädten der Fall war, ein Denkmal
hätte setzen können. So blieb der gesamte
deutsche Teil des heutigen Bezirks in
Handel und Verkehr durchaus abhängig
vom romanischen Westen und zwar in
erster Linie von Metz.

Schon in der vorrömischen Zeit hat
sich in Metz, dem alten Divodurum, eine
gewisse Kunstthätigkeit entfaltet. Wenn
wir auch nicht mit Bestimmtheit sagen
können, dass in der alten Civitas Medio-
matricorum die Werkstätten jener Bronce-
arbeiter gestanden haben, die dem kel-
tischen Krieger oder seiner Hausfrau die
 
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