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Das Kunstgewerbe in Elsaß-Lothringen — 1.1900-1901

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Wolfram, G.: Die Entwickelung des Lothringischen Kunstgewerbes: (ein geschichtlicher Überblick)
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Die Entwickelung des lothringischen Kunstgewerbes.

2o5

Besitzer der dort seit Anfang des 18. Jahr-
hunderts bestehenden Fayencerie zur
Hebung des Werkes berief, waren bis
dahin für Herzog Stanislas in Luneville
thätig gewesen. Es sind insbesondere Paul
Cyfle und Gabriel Sauvage, genannt
Lemire, gewesen, die in dem abgelegenen
Vogesendorfe Werke von zierlicher Grazie
und hoher Schönheit geschaffen haben.

Das 19. Jahrhundert hat für die Stadt
Metz auf dem Gebiete der Kunst zunächst
bessere Zeiten gebracht. Die schöne Lage
der Stadt, die grosse Garnison und der
zahlreiche Beamtenstand hatten hier all-
mählich eine beträchtliche Zahl vornehmer
und reicher Familien angezogen oder fest-
gehalten, und so entwickelte sich wieder
ein frohes und glänzendes Leben, das
auch dem Künstler Anregung und Nahr-
ung zu geben imstande war. Insbe-
sondere war es die Malerei, die eine
Reihe hervorragender Vertreter in Metz
zählte. Es seien nur Hussenot und
der treffliche Rolland genannt. Auch die
Glasmalerei leistete unter Marechal Vor-
zügliches. Seine Verglasungen der Marien-
kapelle und des Stadthaussaales ziehen
noch heute die Bewunderung auf sich.
Besonders aber sei hier ein Künstler er-
wähnt, dessen Verdienste namentlich auf
zeichnerischem Gebiete längst nicht genug
gewürdigt werden : August Migette. Zu-
nächst in der schlichten Stellung eines
Theatermalers wurde ihm von der Stadt
ein Kursus in kunstgewerblichem Zeichnen
übertragen und er leistete so Vorzügliches,
dass er von 1848 an zum Leiter einer

Zeichenschule ernannt wurde. Wie ei-
serne Aufgabe hier erfasste, das zeigt eine
kleine Abhandlung, die er 1864, bei Nieder-
legung seiner Stellung über die Verbind-
ung von Kunst und Handwerk veröffent-
lichte. Neben seiner amtlichen Thätigkeit
war er aber unermüdlich thätig in der
Aufnahme geschichtlich interessanter Bau-
werke und Gegenstände, die 'er in Stadt
und Land zu finden wusste. Die Hunderte
von Zeichnungen, die er hinterlassen hat,
sind an sich kleine Kunstwerke, einen
doppelten Wert aber haben sie dadurch,
dass in ihnen Bilder festgehalten sind, von
denen seitdem eine grosse Zahl verfallen
oder verschwunden ist.

Mit dem Hinweis auf die Thätigkeit
dieses um Metzer Kunst und Kunstgewerbe
hochverdienten Mannes möge unser Rück-
blick beschlossen sein. Das Jahr 1870 hat
der Stadt und dem Lande von Neuem
schwere Erschütterungen gebracht und
die Keime, die in den vorhergehenden
Jahrzehnten zu treiben begannen, wieder
vernichtet. Die einheimischen Talente hat
die Stadt und das Land vorläufig nicht zu
fesseln vermocht, und vergeblich bemühen
sich bis jetzt einsichtsvolle Kreise, dem
Kunsthandwerk hier von Neuem den Boden
zu bereiten. Möge das kaiserliche Wort,
welches die Wälle fallen hiess, mit der Neu-
entwickelung der Stadt auch für die Kunst
wieder eine Stätte schaffen, damit Metz
nicht auf alle Zeiten im Gegensatz zu den
glücklicheren Nachbarstädten Nancy und
Strassburg das Wort wahr mache : « Inter
arma silent musae».

Abb. 14. — Befestigte Kirche zu Chazelles bei Scy im Landkreis Uetz (.Museum d. Stadt Metz, Sammlung Migette Nr. 161).
 
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