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Zeitschrift des Kunst-Gewerbe-Vereins zu München — 1883

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Unsere kunstgewerblichen Musterblätter
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https://doi.org/10.11588/diglit.7027#0039

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Vom Büchereische.

Die Verlagshandlung von GttoSpainer in Leipzig und Berlin
geht eben daran, ihr weltbekanntes und in weit über einer halben Million
Bänden verbreitetes „Luch der Erfindungen, Gewerbe und Industrie,"
textlich und illustrativ wesentlich verbessert und vermehrt in achter Auf-

lage erscheinen zu lassen. Da in dieser Austage auch dem Kunstgewerbe
und seiner Entwicklung besondere Aufmerksamkeit zugewandt wird,
verfehlen wir nicht, jetzt schon unsere Leser aus dieses wahrhaft
nationale Unternehmen hinzuweisen.

Unsere kunstgewerblichen Musterblatter.

Tafel 7: Bemalung eines Majolika-Apothekectopfes aus Genua,
gezeichnet von Professor F. Krell. Illustration (ya zu dem Artikel
„Gesäße der Keramik". Das «Original befindet sich im Besitze des
Herrn Juwelier Karl Winterhalter in München.

Tafel 8: Abbildung der 8,7 cm. Gala-Geschütze, deren künstlerische
Ausführung von der Gußstahlfabrik Fried. Krupp in Essen dem
deutschen Kaiser dedicirt worden ist. Dieselben sind für die prächtige
kaiserliche Jacht „Hohenzollern" bestimmt. Nach dem Vorschlag der
Vorstandschaft der Düsseldorfer Kunstakademie, welche von der Krupp-
schen Gußstahlfabrik um Bezeichnung der geeigneten Kräfte ersucht
worden, wurde die künstlerische Ausführung der beiden Geschütze dem
Graveur und Medailleur KarlHuppseniorin Düsseldorf übertragen.

Letzterer wandte sich an den Meister Rud. Seitz in München mit
der Bitte, den von der Firma Fri ed. Kr u pp vorgeschriebenen technischen
Theilen eine künstlerische Form zu geben, was R. Seitz in der liebens-
würdigsten Weife übernahm und mit seiner bekannten Genialität aus-
führte. Ebenso bereitwillig übernahm Herr Ferd. v. Miller jun.,
Direktor der kgl. Erzgießerei in München, die Modellirung und den
Bronzeguß der Laffetten.

Höchst interessant ist die Technik in der Herr Karl Hupp die
Grnamentirung der Gußstahl-Rohre rangirte. Nach orientalischen Vor-
bildern legte derselbe das Silber in der Weife ein, daß es hoch über
die «Oberfläche des Stahls hervorragt und zifelirte es dann; eine Tech-
nik, die ihrer enormen Schwierigkeiten wegen äußerst selten angewandt
wird und in so großem Maßstabe auch wohl noch nie ausgeführt wurde,
die aber eine herrliche, überaus reizende u. effektvolle Wirkung hervorbringt.

Nach der Tauschirung wurden die Rohre brünirt, wodurch das
Rosten des Stahles vermieden wird.

Möge auch fernerhin wie in diesem Falle bei allen ähnlichen An-
lässen die Kunst und das Kunsthandwerk vereint mit edelgesinnten,
kunstliebenden und kapitalmächtigen Leuten Hand in Hand gehen, dann
werden stets, in welcher Sparte es auch sei, Werke entstehen, welche
den Auftraggeber ehrend den befähigten ausübenden Künstler in die
Lage versetzen, seine ganze Kraft und alle ihm zu Gebote stehenden
Mittel aufzuwenden, um außergewöhnliche noch für die Nachwelt leuchtende
Werke zu schaffen, welche sich würdig den Meisterwerken unserer be-
rühmtesten Vorfahren anschließen.

Durch die Stellung solcher Aufgaben, durch die lebendige Förderung
des deutschen Kunst-Gewerbes wird das darniederliegende Handiv erk
mehr gefördert und gehoben, als dies je durch Gesetzesparagraphen,
Zwangs-Innungen und sonstige künstliche Heilmittel, mit denen ge-
wöhnlich mehr verdorben als genützt wird, erreicht werden kann.

Tafel 9: Spiegelrahmen entworfen und ansgeführt in der
kgl. Hof- und vergolderwaarenfabrik von F. Radspieler & Lo.
(Inhaber Frz. Radspieler und Anton Lipxert) München.
Die Reproduktion dieses Gegenstandes zeigt eine neue Art der ver-
werthung des von dem Lhemigraphen G. Meisenbach (München) unter
Mitwirkung des Architekten Joseph Ritter von Schmädel erfundenen
autotypischen Verfahrens. Zur Erzeugung des Blattes wurden drei
Lliches hergestellt. Line Tonplatte für den Untergrund, in welcher
das Konturenbild des Rahmens ausgesxart blieb, eine das Konturen-
bild des Rahmens darstellende Tonplatte für den Goldunterdruck und
das autotypische Lliche des Rahmens selbst. Wir werden Gelegenheit
nehmen, unfern Lesern noch verschiedene andere Anwendungen auto-
typischer Lliches, z. B. für typographischen Farbendruck, vorzuführen.
Bei dieser Gelegenheit glauben wir unseren Lesern, welche von der
neuen Reproduktionsmethode eventuell Gebrauch machen wollen, einen
Gefallen zu erweisen, wenn wir in Kürze auf die Bedingungen Hin-
weisen, welche bei photographischen Aufnahmen für autotypische Lliches
zu beobachten sind, von nach der Natur zu reprodnzirenden Gegen-

ständen dient am besten ein gewöhnliches lackirtes Negativ auf Glas,
wobei gleichgültig ist, ob selbes auf nassem oder trockenem Wege her-
gestellt ist. Dasselbe muß genügend exponirt, iir den Schatten gut
durchgearbeitet und wenig verstärkt sein; auch soll die photographische
Aufnahme größer gehalten sein als das Lliche werden soll, da durch Ver-
kleinerung des Negativs oder der Photographie schärfere Bilder erzielt
werden. Ganz kleine Lliches unter 80 □cm. erfordern ungefähr eine
Aufnahme in doppelter Größe. Bei Lliches, welche 80 (Jom über-
schreiten, genügt eine um Weniges größere Aufnahme. wo es zu
viele Umstände verursachen würde, Negativs an den Autotypieverlag
München einzusenden, können auch nach guten scharfen Papierkopien
Lliches hergestellt werden.

Tafel 10: Bücher st eile, entworfen und m Nußbaumholz aus-
geführt von I. Wörtmaun, Kunsttischler, München. Dieselbe wurde
als Gewinnst für die Verloofung des Kunst-Gcwerbevereines
(f882—*883) angekauft.

Tafel \ \: Partie aus dem für die verloofung des Bayerischen
Kunstgewerbe-Vereins (\882 — (883) nach den Entwürfen und Angaben
von Direktor Franz von Seitz als ersten Hauptgewinn nn Wertste
von 7000 Utk. zusammengestellten Prunkzimmers. Dasselbe, im Lharakter
eines Patrizierzimmers aus dem XVII. Jahrhundert gehalten, umfaßte

a) in dem durch imitirte Marmorbekleidung gezierten Hauptraum:

pr unksch rank von (D. Fvitzsche, München, nach dessen prämiirtem
Entwürfe,

Divan mit Fauteuil und Kissen in reichster Ausstattung
von G. Kronenbitter, München,

Tisch utid S mit Seehundfellen gepolsterte Stühle
nach Entwurf von Direktor Franz von Seitz, ausgeführt von
©. Fritzsche, München,

Th 0 n 0 fen, reich dekorirt von I. Graf, München,

Gaslüster, in polirtem Messing, von L. Rößler, München,

Spiegel, reich geschnitzt und vergoldet, voll F. Radsxieler 6c
Lomp., München,

Schmuckbehälter von Professor F. von Miller, München,

Smyrna-Bodenteppich von L. Bernheimer, München,

Garnitur Iagdrequisiten von L. Stiegele jun., München,
ferner Lisbärenfell, Tischteppich, Hirschgeweih, Barometer,
2 Bilder in vergoldeten Rahmen, 2 Majolikaplatten, Messing-
teller, Massamedaillon, Schmuckkästchen, Gneriöon, autiqne Büste
mit Säule, neun diverse Aiergläsor, drei Kannen und Krüge,
fünf Majolikavasen und vier Zweige Porzellanblumen;

b) im anschließenden Erker:

Spieltisch von W. Till, München,

Sophamit zwei Stühlen in buntgestickter Pol st erung
aus der Anstalt von Fräulein M. Iörres, München,

Spiegel in r eich profili rtein Rahmen von M. Bader,
München,

Spielreg uisiten-K ästch en, reichgeziert mit Silberbeschlägen
von F. Hammel, München,

ferner: ein Bodentexpich, ein Sophakissen, zwei Postamente und
zwei Blumenvasen.

Tafel ;2: Preisgekrönter, in Eisen geschmiedeter Lüster für
elektr. Glühlicht, entworfen von Fr. kindauer, Architekt (München),
ausgeführt von Hofschloffermeister D. Bußmann (München). Der
Lüster ist in matten Farben gefaßt; die Glasumhüllungen der Glüh-
lämpchen sind mit transparenten Farben bemalt, wodurch eine dem
Auge angenehme Brechung der intensiven Strahlen des glühenden
Kohlendrahtes erzielt wurde. Leider mußte der Lüster in unzuläng-
lichem Raume ausgenommen werden, wodurch es unmöglich war, die
günstigste perspektivische Reproduktion zu erhalten.

verantwortlicher Redakteur: J. von schmadel. — Verlag von G. Lirth in München und Leipzig. — Druck von Lnovr ch Dirth in München.

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