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Zeitschrift des Kunst-Gewerbe-Vereins zu München — 1883

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Heigel, Karl Theodor von: Nymphenburg, [1]
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Vereinschronik
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https://doi.org/10.11588/diglit.7027#0077

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J-

73

Abrede gestellt werden. Dagegen hat die jüngste Forschung
den angeblich zu Nymphenburg im Mai s7q.f Unter-
zeichneten Vertrag, wonach Kurfürst Karl Albert die Hilfe
Frankreichs durch Abtretung der deutschen Westgrenze schimpf-
lich erkauft hätte, als Fälschung aus der Geschichte gestrichen.
Allerdings kam in jenen Tagen der Botschafter Frankreichs,
Graf Bellisle, der „Fürst der fugend", wie ihn höfische
Schmeichelei nannte, nach Nymphenburg und wurde mit
fürstlichen Ehren ausgenommen, aber es galt nur, die Vor-
kehrungen zum Krieg mit Oesterreich zu berathen. Mit

Spanien aber wurde in Nymphenburg in diesen Tagen,
— deßhalb war auch als Vertreter Sr. katholischen Majestät
Graf Montijo eingetroffen — ein Schutz- und Trutzbündniß
vereinbart.

Wie wenig Glück die Verbindung mit den Fremden
dem nach der Kaiserkrone greifenden Wittelsbacher brachte,
ist bekannt. Bald fielen auf den bunten Festreigen düstere
Schatten. Der ungarische Reitergeneral Menzel besetzte die
Hauptstadt des ohnmächtigen Kaisers, und in Schloß und
park zu Nymphenburg tummelte sich wüstes Steppenvolk.

(Schluß folgt.)


verein

Sch. Die Feier des Jahrestages der Gilde der Schlosser,
Spängler, Schwertfeger und verwandten Gewerbe fand auch
Heuer im festlich geschmückten Saale des Vereins-Hauses
statt, dessen Hauptzierde die zahlreich aufgestellten Arbeiten
der Gildemitglieder bildeten. Wir verweisen bezüglich der
stattgehabten Zeremonien auf die in: vorigen Jahre ge-
gebene Schilderung, welche auch für den diesmaligen äußeren
verlaus der Feier zutreffend ist. Wie im vergangenen
Jahre zogen auch Heuer die Gildegenossen gefolgt von
ihren Lehrlingen unter den fröhlichen Klängen eines Fest-
marsches in den Saal, woraus der Vorstand der Gilde
Herr Hofwaffenfabrikant Stroblberger eine Ansprache
hielt, in welcher er dem Kunstgewerbe-Verein den Dank
der vereinigten Genossen für dessen Gastfreundschaft zum
Ausdrucke brachte und das Ersuchen stellte, den Bestrebungen
derselben wie bisher Schutz und Förderung zu theil werden
zu lassen. Ihm erwiderte der Vorsitzende des Vereines
Herr Direktor Lange, indem er die Verdienste der Gilde
hervorhob, welche auf dem Wege der Reform des Hand-
werkes vorangegangen sei und in: Kunstgewerbe-Verein
stets eine Heimstätte finden werde. Auf Ansuchen des Gilde-
vorstandes sprach dann Herr Architekt von Schmädel über
die Entwicklung der Kunstschlosserei in früheren Jahrhunderten,
sowie über den Aufschwung derselben in unserer Zeit. Das hohe
Lob, welches er den staunenswerthen Fortschritten dieser
kunstgewerblichen Sparte zollte, illustrirte er durch eine Be-
sprechung der ausgestellten vorzüglichen Arbeiten, die den
besten Kommentar für die Berechtigung dieses Lobes bildeten,
vertreten waren bei dieser Ausstellung die Herren: Hof-
schloffermeister Kaminiarczik mit einer Kollektion präch-
tiger Schlösser und Thürbeschläge, Kunstschlosser Lotze
mit Beschlägen und Thürschildern, sowie einer Sammlung
alter Schmiedearbeiten, Hofschloffenneister Bußmann mit
einen: unffangreichen, technisch und künstlerisch vorzüglich
durchgeführten, im Aufträge des Meisters Gedon nach
altem Muster gefertigten und für Worms bestimmten
Stiegengeländer, sowie mit einem nach Gabriel Seidels
Entwurf ausgeführten, frei geschmiedeten Balkongitter für
ein f^otel in Marienbad, Schwertfeger Kraus mit einem
Galasäbel und verschiedenen Waffen, Kunstschlosser Kirsch
mit einer Serie verschiedener in Eisen geschmiedeter Ge-

chronik.

brauchs-Gegenstände, Kraklauer mit einem Geländer,
Söller mit Laternen für gewöhnliche und elektrische Be-
leuchtung, A. Moradelli mit einem Blumenständer
I. Moradelli mit einen: Gitter und Hans Mayer
:::it einem Votivlüstre für elektrisches Glühlicht und Be-
schlägen.

Hinweisend auf die allseitigen Erfolge, welche den Be-
strebungen der Gildemitglieder zu theil geworden und sic
auffordernd, auch fernerhin zun: Ruhme und zur Ehre des
deutschen und speziell des Münchener Kunsthandwerkes wie bis-
her unermüdlich und höheren Zielen zugewandt vorwärts zu
streben, schloß der Redner seine Ausführungen, für die ihn:
der Vorstand der Gilde den Dank derselben zun: Ausdrucke
brachte.

Den wichtigsten Theil des Abends bildete die prämiir-
ung und Freisprechung der Lehrlinge, verschiedene Stiftungen
gewähren den: Kunstgewerbe-Vereine die Mittel zu denselben.
Den Grund legte der verstorbene, auch um die Entwicklung der
Kleinkunst so hochverdiente Landschaftsmaler H a b e n sch a d c::
nüt einer testamentarischen Schankung von (000 fl., ihn:
folgten der gleichfalls schon dahingeschiedene Verleger der
Münchener „Neuesten Nachrichten" Julius Knorr und
Herr Silberarbeiter weis Haupt mit je hundert Mark.
Hieran schloffen sich verschiedene Förderer des Kunstgewerbes,
welche zu den prämiirungen der Lehrlinge einzelne Bei-
träge bis zu 50 Mark beisteuerten, wie dies z. B. verschiedene
Male von Seite unseres Meisters Gedon, sowie an dem
diesmaligen Abend von Seite des Herrn Fabrikanten
Neust älter geschah. Doch auch das Stiftungskapital sollte
bei Gelegenheit der heurigen Gildefeier neuerdings eine
bedeutende Erhöhung erfahren, vor Beginn der feier-
lichen Preisevertheilung gab nämlich Herr Direktor Lange
bekannt, daß Herr Telegrapheninspektor Beringer (Mün-
chen) :::it Genehinigung seiner Vorgesetzten eine Schank-
ung von 500 Mark gemacht habe mit der Bestimmung,
daß aus den Zinsen des Kapitals jährlich für einen Lehrling
ein Reißzeug oder sonstige Zeichnungs-Utensilien beschafft
werden. Zugleich habe derselbe für dieses Mal selbst noch
einen Reißzeug beigelegt. Für diese reiche Gabe wurde
Herrn Beringer von der Versammlung wärmster Dank
durch ein dreimaliges Hoch dargebrac^t, worauf derselbe in
 
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