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Zeitschrift des Kunst-Gewerbe-Vereins zu München — 1883

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Vereinschronik
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Der Schluß der Zusammenkünfte fand Dienstag den
27. März statt. Zunächst hielt kserr Professor Vr. K. Haus-
hofer einen Vortrag über grüne Schmucksteine, der gleich-
falls in unserer Zeitschrift publizirt werden wird und von
dem hier nur erwähnt sei, daß er mit größtem Interesse
und lebhaftem Beifall entgegengenommen wurde. Ihm
folgte Herr Architekt von 5chmädel mit einem kurzen
Vortrag über Elfenbein und Elfenbeinschnitzerei, welcher
als Erläuterung einer außerordentlich reichhaltigen Kollek-
tion von einschlägigen Rohmaterialien und Arbeiten der
einfachsten wie komplizirtesten Art, die durch Herrn Hof-
lieferanten Anton Dießl zur Ausstellung gebracht worden
waren, und die den weitgehenden Ruf dieses hervorragen-
den Etablissements auf das Glänzendste illustrirten, diente.
Ergänzt war diese Sammlung durch eine Reihe vorzüg-
licher von dem kgl. Formator Herrn Kreitmayr gefertigter
Abgüsse alter Elfenbeinschnitzereien aus dem kgl. bayer.
Nationalmuseum. Der Rest des Abends war mit musika-
lischen Genüssen ausgefüllt. Erst i» später Stunde trennte
sich die Versammlung.

Ein traurige Pflicht oblag dem Vereine, als es nach
dem Hinscheiden unseres Meisters Franz von 5eitz galt,
demselben die letzten Ehren zu erweisen. Das Begräbniß
fand Sonntag den 5. April Nachmittags ^ Uhr bei un-
gewöhnlich großer Betheiligung statt. Den imposanten
Tr'auerzug, welcher sich durch ein nach Tausenden zählendes
Publikum bewegte, eröffneten Posaunenbläser, denen zur
Seite Kranzträger schritten. Ihnen folgten im Doppel-
spalier eine große Anzahl von Mitgliedern des Kunstge-
werbe-Vereins mit Trauerschärpen angethan und Machs-
fackeln tragend. Dem mit einem Berge von Blumen und
Kränzen geschmückten Sarge voraus schritt die Geistlichkeit,
während ihm zur linken und rechten Seite wiederum flam-
beauxtragende Künstler und Mitglieder des Kunstgewerbe-
Vereins das Geleite gaben. Dann folgten die Hinterbliebenen
und die nähere» Freunde des Verstorbenen, denen sich Ver-

treter der Ministerien, der kgl. Akademie der bildenden
Künste, der Künstlergenossenschaft, des Kunstgewerbe-Vereines,
des Magistrates, der Künstlergesellschaft Allotria, Depu-
tationen und Mitglieder verschiedener anderer Vereine sowie
ein großes Kontingent von Leidtragenden aller Stände
anschlossen. Das Grab war im Aufträge des Kunstgewerbe-
Vereines durch Lorenz Gedon in prachtvoller Meise dekorirt
worden. Eine weite und hohe Laube aus Palmen und Blumen
erhob sich über demselben, in ihrer Mitte schwebte von der
Bekrönung herab ein mächtiger Kranz von Kamelien, indeß
ein Kranz Seiner Majestät des Königs, sowie die Blumen-
spenden der Prinzen des Königlichen Dauses in geschmack-
voller Gruppirung den Schmuck der Ruhestätte vollendeten.
Angekonimen an derselben nahm der funktionirende Geist-
liche, Pater Helan, die Einsegnung vor. Es war ein
schmerzbewegter Augenblick, als die das Grab umstehenden
Mitglieder des Kunstgewerbe-Vereins ihre Flambeaux zum
Abschiede senkten und der Sarg den: Schooß der Erde über-
geben wurde. In herzlichen Morten gab nun Pater Helan
ein Lebensbild des Verstorbenen, in welchem er namentlich
dem trefflichen Gatten und Familienvater, dem edlen Menschen
und treuen Freund die höchste Anerkennung zollte. Nach
ihm feierte Herr Direktor Lange als Vorstand des Kunst-
gewerbe-Vereins in eingehender, niächtig wirkender Rede die
Verdienste des Dahingeschiedenen um Kunst und Kunstge-
werbe, an deren Schluffe er Namens des Vereines sowohl
wie der kgl. Kunstgewerbeschule prachtvolle Kränze anr
Grabe niederlegte. Professor M. von Midnmann und
Professor Fr. Thiersch brachte» Kränze und Grüße der
kgl. Akademie der bildenden Künste, von der Künstlerge-
nossenschaft und dem Eomito der internationalen Kunst-
Ausstellung. Ein tief ergreifender Grabgesang, dargebracht
von dem Künstler-Sänger-Verein, beschloß die würdige Feier.
Der Geist des Meisters aber lebt in uns und wird leben
so lange Kunst in München eine Stätte hat.

ZZ vermischte N

Ome Axisoöe m öew Aeben von Aeitz'.

Bekanntlich hatte Franz van Seitz beim Beginne seiner Aünstler-
laufbahn gar manche schwere Zeiten durchzumachen, aber selbst in
schlimmster Bedrängniß und bei kärglichstem Verdienste verstand er es,
für seine Familie und für sich dem Ernste des Lebens heitere Zeiten
abzugewinnen. So rückte einmal die fröhliche Weihnachtszeit heran
und es war wohl selbstverständlich, daß er keinen größeren Wunsch
hegte, als seinen Lieben einen Baum zu schmücken und ihn mit Ge-
schenken zu umgeben, wie es die schöne Sitte mit sich bringt. Leider
jedoch fehlte es am Wichtigsten. Die Aaste war leer — so leer, daß
selbst ein Junggeselle Grauen empfunden hätte. Zum Glücke war
ein Auftrag des kgl. ba^er. Ariegsministeriums in Arbeit und steißig
schaffend brachte er ihn gerade am Tage des Christabends fertig. Es
galt, den Entwurf zu einem Ziegel, das bayerische Wappen dar-
stellend, auszuführen. Zeitz hatte eigens mancherlei Studien zu diesem
Zwecke im königlichen Aupferstichkabinet gemacht und zu den beiden
Löwen, welche als Zchildhalter ffguriren, Vorbilder Albrecht Dürer's

itth eil ungen. ZL

verwerthet. Beruhigten Gemüthes, die quittirte Rechnung und den
Entwurf mit sich nehmend, eilte er ins Ariegsministerium, entrollte
dort seine Arbeit — die in der That reizend war — und brannte vor
Begierde, weniger das erhoffte Lob, als vielmehr das unentbehrliche
Honorar in Empfang nehmen zu können. Wer beschreibt aber sein
Entsetzen, als ihm statt des Erhofften die Antwort wurde: „Verehrter
Herr, gehen Sie erst in eine Menagerie und sehen Sie sich um, wie
ein Löwe aussieht, ehe Sie es wagen, wieder einen derartigen Auf-
trag anzunehmcn!" Man hatte eben damals noch andere Begriffe
von Heraldik. Seitz war um einige Dezennien zu früh daran und
traurigen Herzens zog er — die quittirte aber nicht honorirte Rechnung
und den so schnöde zurückgewiesenen Entwurf wieder mit sich tragend
— von dannen, hinaus zur Stadt in die kalte, nebelverhüllte Natur.
Nichts — gar nichts konnte er also seinen Lieben bieten. Das war
denn doch zu hart und er brachte es nicht über das Herz, durch die
Straßen der Stadt zu wandeln, in denen sich glückliche Menschen
von Laden zu Laden drängten, um dies und jenes noch für die
Feier des Abends zu besorgen — er hatte ja nichts zum besorgen.
 
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