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Zeitschrift des Kunst-Gewerbe-Vereins zu München — 1883

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Unsere kunstgewerblichen Musterblätter
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https://doi.org/10.11588/diglit.7027#0096

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7) Zur Theilnahme an der Konkurrenz werden uur Gegenstände
zugelassen, welche im Gebiete des Deutschen Reichs oder Deutsch-
Oesterreichs angefertigt sind.

8) Die konkurrirenden Gegenstände müssen bis zum (. Juni
(88q an den Mitteldeutschen Kunstgewerbe-Verein
in Frankfurt a. M., Neue Mainzer st raße Nr. 35,
portofrei eingesandt werden. Später eintreffende haben keinen
Anspruch auf Zulassung.

9) Das Preisgericht wird innerhalb (-(Tagen nach der Einsendung
seine Entscheidung treffen; die mit dem ersten Preise ausge-
zeichnete Garnitur wird von dem Vereine angekauft werden.
Sämmtliche eingelieferte Arbeiten werden vier Wochen lang im
Ausstellnngslokale des Vereins öffentlich ausgestellt.

*

vom Büchertisch. „Plafond- u nd w an d d e ko rat i o n en
des XVI. bis XIX. Jahrhunderts, herausgegeben von Eduard
Pölze l's Kunstanstalt und Bildhauer Rein hold Volke! in

Wien." Dieses unter Mitwirkung der hervorragendsten Architekten
und Künstler Wiens erscheinende Prachtwerk stellt sich die Aufgabe,
Oesterreichs Kunstthätigkeit sowohl in den Erzeugnissen ihrer altver-
gangenen Blüthe als in den Schöpfungen ihrer erfreulichen Wiederbe-
lebung in den jüngsten Tagen, welche eine Fundgrube herrlicher Mo-
tive auf allen Gebieten des monumentalen, dekorativen und gewerb-
lichen Genres rexräsentiren, in prächtigen chromlithographischen Repro-
duktionen sowohl für das Gewerbe wie für die künstlerischen und
wissenschaftlichen Fachkreise zum Gemeingut zu machen. Die bisher
erschienenen Lieferungen stellen sich den hervorragendsten Publikationen
dieser Art würdig zur Seite. Das ganze Werk erscheint in Serien,
jede Serie zu S Lieferungen ä q Blatt. (Preis pro zweimonatlich er-
scheinender Lieferung 5 st. — (0 Ulf.) und wird um so größeres
Interesse bieten, da es eine Reihe ausgezeichneter Vorbilder aus der
Epoche der deutschen Renaissance bis zur Neuzeit umfassen wird,
welche bisher noch niemals oder in nicht genügender weife zur Ver-
öffentlichung gelaugten.

Unsere kunstgewerblichen Älusterblätter. ^

Tafel 26: Jardiniore, entworfen und ausgesührt von
I. Grünig, München. Dieses in den Stilformen des Rokkoko kom-
ponirte, in der schwierigen Technik der Boulcarbcitcn hergestellte
Prachtstück verdankt seine Entstehung der Geschicklichkeit eines Mannes,
der zu jenen in Paris ansässigen Deutschen gehörte, welche durch die
Kriegsereignisse der Jahre (870— (87( gezwungen wurden, die Stätte
ihrer oft langjährigen verdienstvollen Wirksamkeit verlassen zu müssen.
Derselbe sistirte damals sein glänzendes Geschäft und zog nach München,
wo er trotz aller späteren Anerbieten von Paris aus, sich bleibend
niederließ und mit seinen zwei von ihm herangezogenen Söhnen eine
neue Thätigkeit begann. Nicht nur ein äußerst gewandter Techniker,
sondern auch ein in seinem Fache sehr tüchtiger Zeichner und Mo-
delleur stammt von ihm sowohl der Entwurf und das Wachsmodell
für die Beschläge wie überhaupt die gesammte Ausführung. Die
ganze Oberfläche dieses Blumenkorbes ist mit indischem Schildkrot
überzogen, in welches reiche »nd geschmackvolle Metallornamente ein-
gelegt sind. An den beiden Schmalseiten, an den Ecken, am Boden
und am obersten Rande sind reichvergoldete Bronceverzierungen an-
gebracht, die in Modeüirung, Guß, Eiselirung und Vergoldung der
übrigen Arbeit vollständig ebenbürtig zur Seite stehen. Grünig hat
sich auch in München als Spezialist für eingelegte Arbeiten rasch
einen wohlbegrüudeten Ruf erworben.

Tafel 27: Erker im Schlosse Tratzberg (Tirol). Ausge-
nommen und gezeichnet von f). Kirchmayr.

Tafel 28—29: Gothischer ©feit, ausgenommen und ge-

zeichnet von p. Kirchmayr. Derselbe stammt aus dem Jahre (50(
und wurde auf Anregung des Fürst-Erzbisthofes Leonhard von
Keutschach ((<(96—(516, von welchem auch die sog. Rübenthaler
stammen) erbaut. Er befindet sich aus der Veste pohensalzburg, in
einem der sog. Fürstenzimmer, welche demselben geistlichen Magnaten
ihre Entstehung verdanken. Der Künstler, welcher den ©sen verfertigte,
ist gänzlich unbekannt und wir haben nur ein Selbstbildniß von ihm,
welches sich en bnute-relief im kubischen Unterbau des ©fens befindet.
Zum Unterbau des ©fens wurden ornamentale polychrome Motive
verwendet, während der oktogone ©berbau seine Motive sowohl der
Bibel wie der Geschichte entlehnt und eine Reihe von Portraitbild-
nissen weist, wie z. B. das des geistlichen Fürstbischofes selbst, an
einer Rübe im Wappen erkenntlich. Der Grund der Nischen des
©berbaues ist grün oder ein seines Gelb, von welchem Grunde sich

polychrom die Figuren in außerordentlich seingestimmten Tönen ab-
heben. Die pöhe des ©fens ist circa -q m.

Tafel 30: Armleuchter, im Aufträge Seiner König-
lichen Iso heit desPrinzenArnulph von Bayern entworfen
und ausgesührt von Professor Ad. Pal breiter, München. Derselbe
aus mattoxydirtem, theilweise vergoldetem Silber und geschliffenem
Bergkrystall gefertigt, weist in seinen ornamentalen Theilen durch-
gehends getriebene Arbeit auf, um deren künstlerische und technische
Entwicklung in neuerer Zeit sich Professor Palbreiter hervorragende
Verdienste erworben hat. Die ganze Komposition und Durchführung
dieses Armleuchters entspricht in vorzüglicher weise seinen beiden
Zwecken: einestheils als Armleuchter, anderntheils als Schmuck und
Zierde der Tafel zu dienen. Die in zwei Exemplaren auf der heu-
rigen internationalen Kunst-Ausstellnng vertreten gewesene Arbeit
reihte sich würdig an jene Meisterwerke der Kleinkunst, die den be-
gründeten Ruf Münchens als Stadt des Kunsthandwerkes wiederum
in weite Kreise verbreiteten. Besonderer Dank gebührt deßhalb auch
Seiner Kgl. poheit dem Prinzen Arnulxh von Bayern,
daß er es in huldreichster weise ermöglichte, diese werthvollen Stücke
Seines Besitzes auf so lange Zeit der ©effentlichkeit zur Verfügung
zu stellen. — Nicht minder gebührt solcher Dank Seiner König-
lichen poheit dem Prinzen Leopold von Bayern, der es
genehmigte, daß auch der auf

Tafel 3( abgebildete Tafelaufsatz, welchen Professor Ad.
palbreiter für Seine Königliche poheit im Aufträge Seiner
Majestät des Kaisers Franz Joseph I. von ©esterreich
entworfen und ausgeführt hat, der internationalen Kunst-Ausstellung
zur Verfügung gestellt werden konnte. Der Sockel des den heiligen
pubertus mit dem pirschen darstellenden Aussatzes ist in seiner Paupt-
masse aus Ebenholz, dessen Flächen vergoldete Gravirungen tragen,
während der plastische, ornamentale und figürliche Schmuck desselben
aus theilweise mattoxydirtem, theils vergoldetem Silber in getriebener
und ziselirter Arbeit besteht. Die an den beiden Langseiten befind-
lichen Wappen und ©rdensinsignien sind emaillirt. Der Schaft der
Ecksäulchen aus geschliffenem Bergkrystall hergestellt. Die Paupt-
gruxxe, welche das Ganze bekrönt, ist wieder aus mattoxydirtem
Silber gearbeitet und mit theilweiser jedoch sehr mäßig angewendeter
Vergoldung versehen.

Notiz.

Ueber die großartig verlaufene Jubelfeier des siebzigsten Geburtsfestes unseres Ghren-Vorftandes Herrn Grzgießerei-
Infpektor von ZHillcr werden wir im nächsten Heft ausführlich Bericht erstatten. Die Redaktion.

Verantwortlicher Redakteur: J. von 8chmädel. — Verlag von ©. Birth in München und Leipzig. — Druck von Lnorr 4 Birth in München.
 
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