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Zeitschrift des Kunst-Gewerbe-Vereins zu München — 1883

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Holland, H.: Franz von Seitz: ein Lebensbild
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Heigel, Karl Theodor von: Nymphenburg, [1]
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https://doi.org/10.11588/diglit.7027#0071

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■b 67

-4-

Familiengrab einen Stein setzte, welcher durch ein sinnreiches
schmiedeeisernes Kreuz in originellster Grnamcntirung be-
krönt ist/^)

Vieles entstand int Aufträge des Königs Max II.
wie z. B. die Uniform der partschiere und die malerische
Tracht der Georgi-Ritter. Ebenso war es Se. Majestät
König Ludwig II., welcher ein solches Talent schätzte und
durch zahlreiche Aufträge ehrte; dazu gehört beispielsweise
der Prachtwagen, worin die Kaisertochter Gisela mit Prinz
Leopold ihren Einzug in München hielten/'')

Im Jahre s876 wurde Franz Seitz (gleichzeitig mit
seinem Namensvetter Anton Seitz, pofrath panfstängl und
Alexander Duncker) Ehrenmitglied der Akademie, nachdem
ihm schon früher der Michaels-Mrden, das Ritterkreuz der
bayerischen Krone und der spanische Isabellen-Vrden zutheil
geworden. Mit seinen: Eintritt in den Ruhestand am
Mai 1880 erfolgte die Ludwigs-Medaille für Kunst und
Wissenschaft. Nun erst gedachte Seitz mit ungebrochener
Kraft und einer immer gleichbleibenden Jugendlichkeit und
Frische die wohlverdiente Ruhe für neue Arbeiten aus-
zubeuten. Er schuf mit neuem Frohsinn und Gelingen.
Aber schon am 2st. August desselben Jahres traf ihn das
Unglück, daß seine Gattin einem schweren Leiden erlag.

’3) vgl. Abbildung auf Seite 66.

") vgl. Lützows Zeitschrift für bildende Aunst. (873, VIII, 5(4.

Sein Trost, seine Freude und sein Stolz war sein Sohn
Rudolph, welcher längst schon durch tüchtige Leistungen
rühmlichst bekannt — eine Reihe von Zeichnungen und
Entwürfen enthält unsere Zeitschrift und neuerdings eine
Probe auf Tafel 2\ — ganz in feine Fußstapfen trat.
Aber nicht zu lange dauerte die Freude der innig zusammen-
hängenden Thätigkeit. Am s3. April dieses Jahres endete
eilte Perz-Degeneration nach kurzen: aber qualvollen: Leiden
seine ruhmvolle Künstler-Laufbahm Auf seinem Arbeits-
tische lag eine erst begonnene Adresse zur Feier von Lachners
achtzigstem Geburtstage. Rudolph Seitz vollendete sie in:
Geiste des Vaters.

Das pompöse nach Tausenden zählende Ehrengeleite
aus allen Ständen, welches den: Künstler zur letzten Ruhe-
stätte folgte, bewies, wie lieb, theuer und verehrt Franz
Seitz seinen Zeitgenossen war und bleiben wird.^)

>5) Als Duellen hiezu wurden benützt: Nagler Aüustlerlexikou.
(846, XVI, 225 und dessen Monogrammisten (860, II, 884 (Nr. 248().
Müller-Alunzinger: Die Aünstler aller Zeiten. (864, III, 519
und Seuberts Aüustlerlexicon (879, III, 296. Mailliugers
Bilder-Lhronik der Stadt München (876, II, 4447 ff. und die Nekro-
loge in Nr. (04 Münchener Neuesten Nachrichten vom >4. April (882;
in der Zeitschrift des Aunstgewerbe-vereins (885. S. 34; in Nr. 54
Augsburger Sammler vom s. Mai (885; in Lützows Zeitschrift für
bildende Aunst XVIII, -(95 und Beilage (58 der Allgemeinen Zeitung
vom 8. Juni (885. vgl. a. d. Nachruf Georg kjirtlsts oben Seite 34.

fl v nt p d e n b it r g.

Dort Karl Theodo r bjeigel.

^J^^KS Schloß und das Zeughaus zu Berlin, die Reichs-
km'dln und die Kirche des heil. Johannes Borro-
mäus zu Wien, das Schloß zu Nymphenburg in
Bayern, die Elbbrücke und der chinesische Palast zu Dresden,
das kurfürstliche Schloß zu Mannheim, das Schloß des Herzogs
von Württemberg zu Ludwigsburg: diese Bauwerke kommen
zwar denen zu Athen und Rom nicht gleich, aber sie übertreffen
doch die gothische Baukunst unsrer Vorfahren. Mit diesen
wunderlichen Worte,: bezeichnet Friedrich der Große in der
„Nistoire cke mon temps“ diejenigen Bauwerke, die zu seiner
Zeit als die schönsten galten. Dagegen schickte ein halbes Jahr-
hundert später, während in München die Geschmacksrichtung
Klenze's herrschte, der Verfasser einer Monographie über
Nymphenburg gleichsam zur Entschuldigung die Bemerkung
voraus, am Schloß werde freilich der Kunstkenner wenig
Freude haben, da „der Stil den Stempel eines Jahrhunderts
an sich trägt, dessen verirrter Kunstgeschmack nur zu bekannt
ist," und der gleichzeitige Kunstschriftsteller Marggraff hält sich
zur Behauptung berechtigt, Alles, was das vorige Jahrhundert
an derartigen Bauten geschaffen habe, zeige „den höchsten
Grad der Entartung der Kunst."

Solche Tonverschiedenheit in der Stufenleiter der Urtheile
kann nicht überraschen. In allen menschlichen Dingen herrscht

die Mode, und diese erzeugt einen intoleranten Sektengeist,
der häufig als Fortschritt des Zeitgeistes gepriesen wird.
Auch der Künstler ist nicht über diese menschliche Schwäche
erhaben, ja er vermag sich selbstverständlich am schwersten von
subjectiver Voreingenommenheit frei zu halten. Dessenungeachtet
steht ein für allemal fest, daß der Künstler, der wirkliche Künstler
allein ein richtiges Urtheil über Werth oder Unwerth einer
Kunstschöpfung fällen kann. Ich werde demnach berufeneren
Kritikern die Aufgabe überlassen, die Leistungen der Künstler,
die Nymphenburg geschaffen haben, kritisch zu zergliedern
und abzuwägen, dem Historiker steht nur zu, an der Hand
zuverlässiger Huellenuachrichten die einzelnen Entwicklungs-
stadien darzulegen, und die sich daran knüpfenden geschicht-
lichen Erinnerungen auf einen Augenblick zu beleben. Der
subjektiven Empfindung über ein oder anderes Kunstwerk
Ausdruck zu geben, kann, wenn die hiefür gezogene Schranke
respektirt wird, nicht verwehrt sein. Es wäre wohl überhaupt
viel unnöthiger Lärm zu vermeide», wenn man in ästheti-
schen Streitfragen bescheidener austreten, sich weniger in
Superlativen ergehen, lieber im Positiv und beim positiven
bleiben möchte.

Daß auch zu richtiger Beurtheilung der künstlerischen
Erscheinung Kenntniß der geschichtlichen Daten nicht wohl
 
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