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Zeitschrift des Kunst-Gewerbe-Vereins zu München — 1883

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Vermischte Mittheilungen
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https://doi.org/10.11588/diglit.7027#0060

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ZZ Vermischte Mittheilungen.

(Jost Schiffmann ff.) Freitag den Mai verschied nach
längerem Leiden der um die Entwicklung Münchener Kunstgeistes und
um die Förderung deutschen Kunstgewerbes hochverdiente Maler Jost
Schiffmann; geboren ;822 als der Sohn einer alten Luzerner Patrizicr-
familie, widmete er sich frühzeitig und mit Erfolg der Landschaftsmalerei.
Nach sechsjährigen Studien in Rom ließ er sich in München nieder
wo er in stiller fleißiger Arbeit, namentlich aber auch in eifriger lsin-
gabe an die Werke alter Kunst volle zwanzig Jahre verlebte. Neben
Franz Seist und wenigen anderen war es in erster Linie auch
Schiffmann, der den Sinn für alterthümliche Schönheit hegte und
durch verständnißvolles Sammeln und Restauriren praktisch bethätigtc.
Da entriß ihm der Tod sein Liebstes, das einzige Kind, das ihm seine
erste Gattin hinterlassen; tiefgebeugt verließ er München, seine reiche
Sammlung aber ging damals (Ende der sechziger Jahre) in den Besitz
seines Freundes und verwandten lfans Makart über, dessen Atelier
in Wien sie noch heute ziert. Dort in Salzburg nun wurde dein be-
geisterten Alterthümsfreund die Direktion des städtischen Museums
Karolino-Augusteum angetragen, und in dieser Stellung hat der ver-
storbene eine für die Entwicklung des Kunstgewerbes sowohl als die
Gestaltung der Museen sehr wichtige und bahnbrechende Thätigkeit
entfaltet. Er war der erste, welcher zeigte, wie man mit verhältniß-
mäßig geringen Mitteln eine derartige Anstalt zu einer Schule
der Geschmacksbildung machen kann; Tausende und Abertausende
haben jenes reizende Museum mit fruchtbaren Anregungen verlassen,
welche einzig und allein dem seinen Kunstsinn Schiffmann's zu
verdanken sind. Es mar Münchener Kunstgeist, dessen Samen
der liebenswürdige Künstler dort ausstreute. Aber je mehr sein glück-
liches Merk Aufsehen erregte, je mehr die Ansicht zum Durchbruch
kam, daß hier eine Art von Musteranstalt im kleinen Rahmen ge-
schaffen war, und je mehr dieselbe mit den im höchsten Grade uner-
quicklichen wiener Museumseinrichtnngen in vergleich gebracht wurde,
desto größer wurden die Anfeindungen, welche der bescheidene und
feinfühlige Mann zu erfahren hatte. Selber vollkommen unfähig,
Aehnliches zu schaffen, suchte man das in Salzburg gegebene
Beispiel als „unwissenschaftlichen Tand" zu verdächtigen und brachte
es denn auch durch unablässige Angriffe endlich so weit, daß Schisf-
mann, der widerlichen Hetzerei müde, seine Stellung als Museums-
direktor aufgab. Nach zehnjähriger, aufopfernder und erfolgreicher
Thätigkeit verließ der tiefgekränkte, in feiner frohen Schaffenslust ge-
störte Mann im Jahre ;S8; Salzburg und ließ sich zum zweiten Male
in München nieder, wiederum in aller Stille sich seinen antiquarisch-
künstlerischen Neigungen hingebend, in welchen er nun durch seine
zweite Frau, eine Notabilität auf dem Gebiete der Kunststickerei,
unterstützt wurde. Aber die Bitternisse der Salzburger Erfahrungen
hatten an seinem Lebensnerv gezehrt; einer wiederholten Brust-
erkrankung konnte er nicht mehr widerstehen, wenn es wahr
ist, daß die Kunstmuseen nicht blos archäologische Rumpelkammern,
sondern auch dazu bestimmt sind, den guten Geschmack zu bilden
und zu verbreiten, dann wird Schiffmann's Name als der-
jenige eines erfolgreichen Reformators auf diesem Gebiete allezeit ge-
achtet bleiben.

N8

Bei der Konkurrenz für Entwürfe von Bilderrahmen,
welche von der Kunsthandlung und Fabrik italienischer

geschnitzter Rahmen von Fritz Gurlith, 29 Behrenstraße,
Berlin, ausgeschrieben wurde, ist von der aus den Herren
Professor L. Graf — Dresden, Direktor Grunow und Professor
von Werner — Berlin, gebildeten Jury der Preis Herrn Rich.
Dorschfeldt, Kunstgewerbeschüler zu Dresden, zugesprochen; der
2. Preis wurde Herrn L. M c h l, Architekt in Hamburg, der 3. Herrn
(D. Schulze, Architekt in Florenz, zu Theil. Die eingesandten Ent-
würfe wurden im Kunstgewcrbe-Museum ausgestellt.

Heber d ie Preisbewerbung für kunstgewerbliche Ar-
beiten, welche vom Kunstgewerbe-Museum und der permanenten
Bauausstellung in Berlin für das Jahr ;882 veranstaltet war, liegt
ein Bericht der Beurtheilungskommission vor. Die Betheilignng an
der Preisbewerbung war wider Erwarten außerordentlich schwach,
und namentlich ist es auffallend, daß die auf Herstellung kirchlicher
Geräthe bezüglichen Aufgaben — Abendmahlskanne in Silber und
Altarleuchter in Bronce, vergoldet — keine angemessenen Lösungen
gefunden haben, wiewohl ein großes Bedürfniß an gut erfundenen
und künstlerisch durchgearbeiteten Mustern dieser Art besteht. Bei den
vorliegenden Lösungen aller Konkurrenzaufgaben hat sich eine starke
Häufung schmückender Linzelformen bemerkbar gemacht und damit das
Streben nach recht reicher Wirkung der Gegenstände, während es doch
das Ziel sein sollte, das vollendetste mit möglichst geringen Mitteln zu
leisten. Besonders wird hervorgehoben, daß figürlicher Schmuck und
namentlich die menschliche Gestalt nur zur Anwendung kommen sollte,
wo die verfügbaren Kräfte eine hohe Vollendung der Darstellung mit
Bestimmtheit verbürgen. — Ehrenpreise erhielten: ;. für ein Pianino-
Gehäuse Julius Pfaffe in Berlin (Entwurf von Architekt Sputh
in Berlin, Holzschnitzarbeit von Bildhauer (D. Pslenzel, Intarsia
von Vsk. Nast, sämmtliche in Berlin) und Heinrich Sauermann
in Flensburg; 2. für einen Tafelaufsatz in farbig dekorirter Thonwaare
die Thonwaarenfabrik der Magdeburger Bau- und Kreditbank, vorm.
(D. Duvigneau & To. (Entwurf und Modell von Bildhauer Kies-
Haber in Magdeburg); 3. für ein Stutzuhrgehäuse L. Niggel in
Breslau (Entwurf von Architekt Sckottky in Breslau) und F. L.
Löbner in Berlin (Entwurf von Architekt Sputh).

In der von Schorer's Familienblatt im Architektenhause ver-
anstalteten Ausstellung von Porzellan- und Majolikamalereien hat
nunmehr unter Mitwirkung der Herren Direktor Grunow, Pro-
fessor Dr. Lessing, Professor Reuleaux und Professor Ewald
die endgültige Entscheidung über die vertheilung der von der Verlags-
Handlung ausgesetzten Preise stattgefunden und folgendes Resultat
ergeben:

Ls erhielten Preise von je hundert Mark: Fräulein Sophie
Meyer, Düsseldorf; Fräulein Martha wundahl, Berlin; Fräu-
lein Bertha Ludolf, Berlin und Herr I. Rösl, München.

Ferner Preise von je fünfzig Mark: Fräulein M. Kirsch»er,
Smichow bei Prag und Fräulein Bertha Felgel, Wien.
 
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