Universitätsbibliothek HeidelbergUniversitätsbibliothek Heidelberg
Metadaten

Zeitschrift des Kunst-Gewerbe-Vereins zu München — 1883

DOI Artikel:
Krell, Paul F.: Die Gefäße der Keramik, [3]
DOI Artikel:
Pecht, Fr.: Das deutsche Kunstgewerbe und die Ausstellungen, [2]: Vortrag, gehalten im Bayer. Kunstgewerbeverein am 5. Dez. 1882
DOI Seite / Zitierlink: 
https://doi.org/10.11588/diglit.7027#0048

DWork-Logo
Überblick
loading ...
Faksimile
0.5
1 cm
facsimile
Vollansicht
OCR-Volltext
A- ^5 -f*

x

\

kleinlichen Anschauungen, welche bei ihm unsere früheren
politischen Verhältnisse und eine ärmliche, materielle Situation
erzeugt haben. Wir dürfen uns indeß, wie ich glaube, der
festen Zuversicht hingeben, daß dies geschehen wird, und
daß der allgeineine Aufschwung des deutschen Kunstgewerbes
in Bälde auch auf dein Gebiete der Keramik sich in aller
Stärke fühlbar machen wird.

Kommen wir zum Schluß! Die Gcfässe der Keramik
werden nach und nach, wie sie außer Gebrauch kommen,
zu historischen Dokumenten dauerhaftester Art, welche die
Stufe, auf der ein Volk in Kultur und Kunst dereinst ge-

standen, deutlich und noch unmittelbarer bezeichnen, als
schriftliche Nachrichten es vermögen.

Wir knüpfen an diese Thatsache den Wunsch, es mögen
die Erzeugnisse der Keramik des jungen, deutschen Reiches
den fernen Geschlechtern von einer Zeit zu erzählen haben,
in welcher ein hoher und freier Sinn das deutsche Volk
beseelte, und alle Thätigkeiten desselben durchdrang; mögen
sie erzählen von einer beneidenswerthen Blüthe der Kunst,
und mögen die keramischen Gefäße der neuen deutschen
Renaissance von der kunstverständigen Nachwelt zum Mü-
desten nicht weniger hochgeschätzt werden, als die der alten! —

Das deutsche Kunstgewerbe und die Ausstellungen.

Vortrag, gehalten im Bayer. Kunstgewerbeverein am 5. Dezember (882 von Fr. Pecht. (Schluß.)

El) komme nun zu der unstreitig bedeu-
tendsten dieser provinzial- und Stammes-
Ausstellungen, zu der eben beendigten
bayerischen in Nürnberg. Soll man von
den Tobten entweder nichts oder nur
Gutes sagen, so gilt das doch nur höch-
stens von Personen aber nicht von den Unternehmungen
und Thaten. Diese unterliegen der geschichtlichen Be-
urtheilung und Verantwortung selbst dann, wenn sie
den augenblicklichen Erfolg für sich haben. — wie sollte
man denn sonst aus gemachten Erfahrungen jemals Vor-
theil ziehen und Fehler vermeiden lernen? Ein solcher
und sogar ein recht großer war es ganz gewiß, eine baye-
rische Landesausstellung nicht in der Landeshauptstadt zu
halten. Doppelt groß aber, wenn diese Hauptstadt zugleich
so sehr das Zentrum der Kunst und Kunstindustrie ist, daß
sie die Produktion des ganzen übrigen Landes selbst quan-
titativ übertrifft, wenn diese Hauptstadt überdieß ein voll
kommen feuersicheres und sehr leicht beliebig zu vergrößern-
des Gebäude bereits besitzt, während man dasselbe da, wo
man die Ausstellung allen natürlichen Bedingungen zum
Trotz dennoch abzuhalten sich in den Kopf fetzte, es erst
höchst feuergefährlich errichten und feinethalben den Plus-
stellern Kosten auflegen mußte, die den weniger bemittelten, so
speziell talentvollen Anfängern, die Betheiligung geradezu
unmöglich machte oder ihnen Opfer auferlegte, für die sie
keinerlei Entschädigung erhielten. Alan kann daher wohl
sagen, daß diese Landesausstellung hier in München abge-
halten noch ein ganz anderes, ungleich glänzenderes Resultat
gehabt haben würde. Die provinziale Eifersucht auf die
Hauptstadt ist eben gerade so verständig als die der Glieder

auf den Blagen, wie sie seinerzeit schon l)err Menenius
Agrippa vollkommen richtig geschildert. Was glauben Sie
denn, daß die Franzosen gesagt haben würden, wenn man
eine Landesausstellung statt in Paris in Lyon hätte machen
wollen? Allerdings hat man anderwärts auch denselben
Fehler begangen, eine österreichische in Triest, eine italienische
Landesausstellung in Mailand abzuhalte». Dafür ist aber
auch die erstere total verunglückt, die andere nur halb ge-
lungen, obwohl Mailand unbestritten die reichste und in-
dustriöseste Stadt Italiens ist. Mit solchem halben Erfolg
mußte man sich denn auch in Nürnberg begnügen, trotz
der über alles Lob erhabenen Theilnahme und Aufopfer-
ungsfähigkeit der Nürnberger selber und einer wenn nicht
nach der künstlerischen doch nach vielen anderen Seiten hin
ungewöhnlich intelligenten und thatkräftigen Leitung. Vor
allem aber Dank dem Zusammenwirken des ganzen Landes,
dem Patriotismus, mit dem die Hauptstadt selber ihre sehr
gerechte Empfindlichkeit über eine unverdiente Zurücksetzung
bemusterte und aufs glänzendste bewies, daß sie denn doch
trotz alledem nicht nur den Magen, sondern auch den Kopf
des ganzen Landes darftelle. — Wer wollte aber bestreiten,
daß sie das in München selbst und nicht zur Aufbietung
so großer Gpfer genöthigt, noch viel glänzender gcthan
hätte?

Wenn also das Nürnberger Unternehmen durchaus
ehrenvoll und wenigstens mit einem finanziell glänzenden
Resultat — allerdings nicht für die Aussteller, sondern nur
für das die Sache leitende bayerische Gewerbemuseum und
für das alte prächtige Nürnberg selber verlief, so verdankt
es das zunächst dem herrlichen Platz und der überaus ge-
schickten Ausnützung aller seiner Vortheile.

Darüber sind wohl Alle einig, daß wenigstens das
Arrangement nicht nur der Gartenanlagen, sondern auch
der Kunst- und Schulausstellung vortrefflich gelungen war.

Zeitschrift des Aunstgewerbe Vereins München.

*883. Heft 5 6c 6 (Bg. 2).
 
Annotationen