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Zeitschrift des Kunst-Gewerbe-Vereins zu München — 1883

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Vereinschronik
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von Miller durch de» Verein überreichte Adresse, das Huldigungs-
blatt von Rudolf Seih entworfen und gezeichnet, der pradit&pcfi’l
von Professor Halbreiter erfunden und ausgeführt; Gläser ans Ser
Fabrik von Ferdinand vonpofchinger; Lüster-Figur, eine reizende
Nymphe von Bildhauer Herterich und Professor Halbreiter;
zwei Mandoline» von X. Thnmhart, die eingebrannten Aeichnnngen
von Eduard Sack; Steinkrüge aus der Fabrik i) a über und Reu th e r
in Freising, zwei höchst originelle Bierkannen und einige Ainugegen-
stände aus dem Geschäft Seitz und Seidl und eine Reihe Kaitons
geschmackvoller und farbenreicher Teppichmuster von de» Teppich-
und Velourfabriken in Wurzen. Dem Sängerverein „Die Bären,"
welcher in liebenswürdiger weife durch tiefempfundeueu und außer-
ordentlich gelungenen Vortrag werthvoller Kompositionen diese» ersten
Vereins-Abend verschönte, wurde der gebührende Dank von der
Versammlung durch cnthnsiastische» Beifall ausgedrückt.

Die zweite Wocbenversammlung den November war derart
zahlreich besucht, daß der große Saal kaum dem Andrang Genüge zu
leisten vermochte. Die Reihe der diesjährigen Vorträge eröffnete Herr
prof. Dr. Max Haushofer über „die poesie rurferes Hausrathes,"
Ueber der klardurchdachten und geistvollen Rede schwebte ein poetischer
Hauch. Sie entwickelte, welche Bedeutsamkeit das Haus und sodann,
welchen Einstuß das Gerätst des täglichen Lebens, das den Menschen
unrgebe und das er immerwährend gebrauche und so endlich mit ihm
gleichsam zusammenwachse, aus ihn ausüben müsse. An den Haupt-
stücken unserer Wohnungseinrichtung, am Gfen, Tisch, Bett, an Schrank
und Schüssel, an Lampe, Leuchter und Uhr wurde die Behauptung
im Einzelnen nachgewiesen. Aus der geschichtlichen Erfahrung wie
aus dem tiefen Bedürfnisse des Gemüthslebens wurden die Gründe
geschöpft, welche schließlich auch dem geringfügigsten Gegenstände des
Hausrathes Seele verleihen und in Folge dessen ihm ein künstlerisches
Gepräge aufdrücken mußten. Der höchst anregende Stoff, wie seine
gehaltvolle Behandlung, erweckten die wärmste Theilnahme und Be-
geisterung des Auditoriums, welche in dem ihr gespendeten Beifall lebendigen
Ausdruck fanden. Sodann unterzog sich Herr prof, Fritz v, Miller der
dankbaren Aufgabe, die gleichsam zur Illustration des eben Gehörten von
ihm und Herrn Radspieler arrangirte Ausstellung alter Hansgeräthe
aus ihrem und dem Besitze der Herren Gedo», Stelzner, Wolf,
Wenzl, Drey und Seidl in ihren einzelnen Nummern der ein-
gehendsten Betrachtung der Anwesenden zu empfehlen. An ihnen
wurde es ersichtlich, wie auf diesem Gebiete so recht sich die phantasie-
fülle der alten Meister in ihrer Uucrschöpflichkeit bewähre. Die Gruppe
neuer Leistungen erläuterte Herr Direktor Lauge mit rein sachlichen
Erklärungen und es erwarb sich dieselbe in ihren einzelnen Bestaud-
theilen wie als Ganzes hinsichtlich der Erfindung wie der geschmack-
vollen Durchführung durchweg ehrende Anerkennung, vertreten waren
u. A,: bemalte porzellanteller von Jos, Rösl, zwei prachteiubände —
das eine der werke ist für den König von Spanien bestimmt — von Atten-
Fofer, gestickte Tischdecken von Frl. Iörres, Krüge von Lichtinger,
Fäßchen und Kanne von Seitz und Seidel, Spinnrädchen von End rcs
Dienstag den 20. November hielt Herr Professor Keller-
Leuzinger aus Stuttgart einen höchst interessanten Vortrag über
„Waffen und Geräthe der Indiancrstämme der alten und neuen.

Welt;" dem hiesigen ethnographischen Museum entlehnte Gegenstände
und eine gegen 200 Nummern umfassende Reihe von Abbildungen,
welche der Redner an Drt und Stelle nach der Natur für ein dem-
nächst herauszugebendes Werk gezeichnet, gewährten den Worten des
Redners die deutlichste Anschaulichkeit und gediegenste Erläuterung.
Die ausgestellten Gegenstände widerlegten schlagend das allgemeine
vorurtheil über eine geringe und niedrige Begabung der sogenannten
„wilden" Völker. Ls ergab sich vielmehr, wie unter den verschiedensten
Himmelsstrichen, auf den Südseeinseln sowohl wie aus denen des in-
dischen Archipels, in den wüsten Afrikas wie in den Wäldern Nord-
amerikas der Mensch, welcher Farbe, welchen Stammes und welcher
Gesittung er auch immer sei, das gleiche Bedürfniß fühlt, sein Leben
durch die Kunst zu verschönern. Dieser Trieb bewährt sich durch einen
vielfach sehr hoch entwickelten Formensinn, der nicht nur Kleidung,
Waffen und Hausgeräthe schmücke, sondern sogar auch die Schädel
erlegter Feinde als Bbjekte seiner Thätigkeit verwende und sie auf's
Sorgfältigste verziere, wie in diesen Bemühungen sich Spuren eines
nicht zu leugnenden Schönheitssinnes zeigen, so läutert sich derselbe
besonders bei den ostindischen Völkerschaften oft bis zur Hervorbring-
ung von Erzeugnissen mit klassischer Formenvollcndung, die aber
meistens von dem Andrange europäischer Kulturxrodukte, d. h,
schlechter Fabrikwaarcn verdrängt wird und so unrettbar dem Unter-
gang xreisgegeben ist, von neuen Leistungen waren ausgestellt:
Wandkalender in Metall von widmann, früher in Rom, derzeit
hier; die Tafel von einem Lorber haltenden weiblichen Genius, dem
Himmelskugcl tragenden Atlas und dein Saturn mit Sense und Sand-
uhr umfaßt, und ein Spiegelrahmen aus einer Rosenguirlande gebildet
von Bildhauer Grün.

Am nächstfolgenden Vereinsabend den 27. November sprach Herr
Professor Rudolf Gottgetreu über „die einheimischen Marmor-
arten". Der Redner, welcher die wissenschaftlichen Resultate über
Entstehung der Erdschichten an der Hand der neuesten Forschungen
ans seinen Gegenstand anwandte, erläuterte in erschöpfender Aus-
einandersetzung die Fragen, wie der Marmor entstanden sei und wo
wir ihn aufzusuchcn hätten. Die anschauliche Schilderung der Kalk-
bildungen und deren hohe Bedeutung in der Mekonomie der Natur,
welche durch eine reiche Sammlung der Marmorexemplare zweckent-
sprechend unterstützt wurde, bot die Basis dieses von dem zahlreichen
Auditorium mit Aufmerksamkeit und wohlverdientem Beifall entgegen-
genommenen , ausgezeichneten Vortrages. Die Wochcn-Ausstcllung
war beschickt durch einen prachtvollen Tafelaufsatz, von wollen -
weder, angesertigt im Aufträge eines pariser Hauses, dem die
deutsche Arbeit als die in jeder Hinsicht vorzuziehende, wie die Be-
stellung betonte, erschien, weiterhin eine Vorhangstickerei in schwerem
Seidenstoff von posamenticr Kotz, Spitzeuarbeiten von Fräulein
Sendlbeck ans planegg und von der Schlesischen Fabrik in
Schmiodeberg, beide von ausgezeichnetem Geschmack und Sorgfalt
der Ausführung, und schließlich vortrefflich und würdig stylisirte Buch-
bindcrarbeiten von Attcnkofer, ein großes Albuin und uüssals
romanum. Durch die Liebenswürdigkeit einiger Gäste wurde die
Versammlung durch den virtuosen Vortrag instrumentaler Kompo-
sitionen erfreut. (Fortsetzung folgt.)

Z8 Vermischte Mi

Vom B ü ch

Grnamente der Gewebe, gezeichnet und heraus-
gegeben von Friedrich Fischbach, Direktor der Kunst-
gewerbeschule zu St. Gallen, Kommissions-Verlag von
G, M, Alberti in Hanau, ^83. £0 betitelt sich das vorzüg-
liche, bedeutende Werk, auf welches wir das Interesse unserer Leser

ttheilungen. A

errische.

lenken möchten. Als Kommentar zu demselben erschien im gleichen
Verlage „Die Geschichte der Textilkunst nebst Text zu den \60 Tafeln
des Werkes Ornamente der Gewebe", ebenfalls von Friedrich Fisch,
bach. Der Autor gehört zu jenen Männern, welche sich als pioniere
der Entwicklung des deutschen Kunstgewerbes hervorragende Verdienste

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