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Kunst und Künstler: illustrierte Monatsschrift für bildende Kunst und Kunstgewerbe — 5.1907

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Bode, Wilhelm: Die amerikanische Gefahr im Kunsthandel
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https://doi.org/10.11588/diglit.4704#0018

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sehen, in der Eva mit einem ganz modernen Bade-
kostüm bekleidet war — die Fälschung eines Ita-
lieners, von dem in den letzten Jahren in Neapel
verschiedene ähnliche, meist geradezu komisch
wirkende Machwerke zu sehen waren, natürlich in
Häusern der alten Principi und Marchesi, die sie
„seit Jahrhunderten" in ihrem Besitz zu haben be-
haupteten. Doch das sind jetzt Ausnahmen auch
bei den amerikanischen Sammlern, und diese wissen
sich solcher Fälschungen, wenn sie erst einmal dar-
auf aufmerksam geworden sind, um so leichter zu
entledigen, als die Händler sie von so guten Kunden
wohl oder übel zurücknehmen müssen.

Die Zahl der Sammler in Amerika hat sich in
den letzten Jahren wieder wesentlich vermehrt, und
in gleichem Masse sind die öffentlichen Kunstsamm-
lungen zahlreicher geworden, haben durch ausser-
ordentliche Dotationen an Kaufkraft gewonnen
und beginnen sich systematisch und wissenschaft-
lich zu organisieren. Allen voran das Museum in
Boston. Hier ist die grosse Aufgabe der Bau eines
neuen Museums im Anschluss an das Museum der
Mrs. Gardner. Man hat diese Aufgabe so ernst ge-
nommen, dass man eine Kommission von Fach-
leuten nach Europa sandte, die sämtliche Museen
prüfte und einen ausführlichen Bericht darüber ver-
öffentlichte, der für unsere Museumsbauten und
die Aufstellung der Kunstwerke darin nicht gerade
zu schmeichelhaften Resultaten kommt. Auf Grund
dieses, wesentlich negativen Ergebnisses ist jetzt das
Programm zum Neubau aufgestellt; und wenn erst
der Grund gelegt ist — Platz und Geld sind reich-
lich vorhanden —, so wird's bis zur Vollendung
nicht sehr lange dauern: ist doch das stattliche, ganz
massive Museum von Chicago in sechs Monaten, oben-
drein im Winter, fertiggestellt worden! Bis dahin hat
man in Boston freilich mit dem Kaufen stark gestoppt.
Umgekehrt hat man's in New York gemacht. Hier
lässt man den alten Bau zunächst unberührt, rüstet
aber zu gesteigerter Ankaufsthätigkeit. Dazu hat
man den Verwaltungskörper ganz erneuert, hat be-
währte englische Museumsbeamte und art critics
(ich nenne Sir Purdon Clarke, den bisherigen General-
direktor des Victoria and Albert-Museums, und R oger
Fry) an die Spitze der Sammlungen berufen und
hat sie nach Europa zu Ankäufen gesandt. Die
jährlichen Anschaffungsmittel von rund einer Mil-
lion Mark hofft man — und darin täuscht man
sich schwerlich! — durch gelegentliche grosse Gaben
der Museumsgönner in New York noch wesentlich
zu steigern.

Dieses Vorgehen der beiden Hauptstädte wird
sicher in anderen Städten, in Chicago, St. Louis,
S. Francisco und so fort, nur zu bald Nachfolge
finden. Inzwischen thun uns aber die Privatsamm-
ler Amerikas noch in ganz anderer Weise Abbruch.
Die Prachtkataloge der Sammlungen Widener,
Johnson u. a. lassen bei manchem Mittelgut, das
darin ist, erkennen, wieviel gute alte Bilder in
den letzten Jahren nach drüben gegangen sind; am
besten können wir dies aber in Europa selbst an den
Sammlungen des leidenschaftlichsten aller amerikani-
schen Kunstsammler, Pierpont Morgan, beobachten,
da dieser seine meisten Sammlungen noch in London
hat und sie dort teils im Viktoria and Albert-Mu-
seum öffentlich ausgestellt hat, teils Kunstfreunde
gern in seinem schönen Hause in Princes1 Gate
sehen lässt. Was dieser Sammler in wenigen
Jahren hier aufgestapelt hat, ist ganz ausserordent-
lich. Beim Sammeln kommt zu seiner Erfahrenheit
und Rücksichtslosigkeit im Geschäft noch eine
ausserordentliche Leidenschaft hinzu. Wenn ich
die Summe, die er in den letzten drei Jahren für
Kunstwerke aufgewendet hat, auf rund fünfzig
Millionen Franks schätze, so bleibe ich damit viel-
leicht noch hinter der richtigen Ziffer zurück.
Mr. Morgan sammelt jede Art von Kunstwerken,
von ägyptischen Altertümern bis zu den Dosen des
achtzehnten Jahrhunderts und chinesisch-japanischer
Kunst; selbst rein historisch Interessantes, wie byzan-
tinische und koptische Antiquitäten, finden Gnade
vor seinen Augen. Er will eben ein vollständiges
Kunstmusem als das Museum Morgan dereinst nach
New York überführen, wenn das unsinnige Gesetz,
das zo—40°/0 Steuer auf die Einfuhr von Kunst-
werken setzt, einmal gefallen sein wird. Beim Kaufen
hatte er es anfangs vor allem auf ganze Sammlungen
abgesehen, jetzt, wo er nach fast allen Richtungen
schon eigene Sammlungen besitzt, kauft er mehr
einzelne Kunstwerke, sieht aber nach wie vor da-
bei ganz besonders auf das pedigree, um nicht ge-
täuscht zu werden, und kauft nur von reichen
Händlern oder bedient sich solcher als Vermittler,
um eventuell wieder zu seinem Gelde zu kommen,
wenn ihm einmal etwas falsches oder schlechtes
verkauft worden ist. So hat er es durchgesetzt, dass
er die schönste chinesische Porzellansammlung und
die bedeutendste Kollektion von Miniaturen besitzt,
dass seiner Sammlung italienischer Bronzestatuetten,
von Museen abgesehen, nur die Saltingsche zur Seite
gestellt werden kann, dass die Ausstattung der Wohn-
räume mit den Dekorationen von Fragonard, den

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