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Kunst und Künstler: illustrierte Monatsschrift für bildende Kunst und Kunstgewerbe — 5.1907

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Heft 5
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Elias, Julius: Schwarz-weiss
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https://doi.org/10.11588/diglit.4704#0195

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L. C0R1NTH, BEIM BAREN

cholischen Form der Ausrenkung. Hier ist der
Künstler ein wenig mehr als nur der amüsante
Sittenaufzeichner: etwas von der ernsten, erdhaften
Menschenbetrachtung eines Millet und Daumier
schimmert durch, etwas von ihrer wundervollen
stillen sozialen Empörtheit. Ich muss hier den
Namen Slevogt hinsetzen, wegen des zufälligen
literarischen Untertons. Die Federzeichnung „Die
Witwe" könnte gewiss eher auf einer jener phan-
tastisch-humoristischen Eingebungen beruhen, wie
sie dem trockenen berliner Spiessbürger Zille, dem
es in den „Geheimnissen" von Berlin N. so kanni-
balisch wohl ist, kaum zuzutrauen wären. Aber

schliesslich ist dieses Kindchen einer Teufelslaune
doch nur durch ein vielverbreitetes Volksliedmotiv
zur Welt gekommen, durch den Freudensang der
Frau, die bei Krankheit und Tod des schlimmen
Eheherrn den Himmel offen sieht: „Mon mari est
bien-malade, bien malade u. s. w."

Zeichnerische Handfertigkeit ist bei Vielen,
Originalität des zeichnerischen Erfassens ist immer
bei Wenigen nur gewesen. Orlik sieht unsern pere
Pissarro, den weisen Patriarchen der Manetschule,
als veritablen Japaner — spielerische Maske, sehr
geschickt, doch Manier; Kandinsky nimmt alle
Kraft zusammen, seinen Aubrey Beardsley-Stil aus

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