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Kunst und Künstler: illustrierte Monatsschrift für bildende Kunst und Kunstgewerbe — 5.1907

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Heft 8
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Mayr, J.: Leibl und Sperl
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https://doi.org/10.11588/diglit.4704#0346

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wieder der kleine Freund, der den Kraftmenschen
in die ruhige Bahn lenkte. Leibi wusste das und
schätzte es hoch. „Sperl war letzthin hier", so be-
richtet er einmal an seine Schwester, „und wirkte
wie eine erfrischende Brise auf mich ein, wodurch
ich ein Stück malte, welches ihn sehr begeisterte."
Und dem Verfasser schrieb er: „Hast Du Sperl
schon besucht? Schreibe mir doch gleich und wie
es ihm geht. Je weiter ich weg fuhr, je mehr
wurde mir klar, was ich an ihm habe und was er
für mich wert ist"; und ein andermal: „Leider ist
Sperl wieder nach München".

Kein Bild Leibis ist entstanden, ohne dass nicht
Sperl in Rat und That mitgewirkt hätte. Hier und
dort galt es die Grössenverhältnisse der Figuren
oder die Perspektive zu ordnen, was in den kleinen
Räumen, in denen Leibi gerne arbeitete, oft nicht
auf den ersten Wurf gelang. Nicht als ob Leibi
in diesen Dingen unbeholfen gewesen wäre. Aber
der bewegliche Freund hatte oft mit einem Blick
erkannt, was dem Schwerfälligeren längere Zeit
gekostet hätte. Vielleicht wäre das Missgeschick
mit dem Wildschützenbild nicht passiert, wenn

Sperl damals hätte anwesend sein können. Gar beim
Zerschneiden von Bildern war ihm Sperls Meinung
Befehl. Leibi empfand diese Hilfe Sperls aufs
dankbarste und gewöhnte sich so daran, dass er in
dessen Gegenwart keine Anordnung im Bilde traf,
die der Freund nicht gutgeheissen hatte. Und wenn
Sperl nicht zugegen war, gab es oft den aus
tiefstem Grunde kommenden Seufzer: „Wenn nur
Sperl da wäre, gerade jetzt muss er fort sein!" —
Wenn Leibi im Atelier, Sperl draussen malte, so
musste dieser, oft mitten in der Arbeit, herein,
um ein eben gemaltes Stück zu prüfen, und wenn
dann dessen Urteil günstig ausfiel, oder gar das
Wort „wunderschön" von seinen Lippen kam,
war der Meister hocherfreut und gewann wieder
die Sicherheit des Selbstvertrauens. Sperls Urteil war
sein Anker und wenn die ganze Welt eines seiner
Werke verdammt hätte, er hätte darüber gelacht,
wenn es nur Sperl gefiel. Er selbst, so meinte
er, könne sich über seine eigenen Bilder täuschen;
aber „was Sperl gut nennt, ist wirklich gut, darauf
können Sie sich verlassen", das war sein Wort. Und
aus Aibling schreibt er am zi. März 1884: „Was

seinen Freund,
m schon in jungu
1, und in der Zeit
der den Meister»
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die gleicheEmpta-
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J. SPERL, BAUERNSTUBE

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