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Kunst und Künstler: illustrierte Monatsschrift für bildende Kunst und Kunstgewerbe — 5.1907

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Heft 11
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Meier-Graefe, Julius: Neue deutsche Römer
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https://doi.org/10.11588/diglit.4704#0447

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KARL HOFER, BILDNIS HERMANN HALLERS

plastische Form, ein wirklicher Körper, dessen Or-
ganen man folgen konnte. Und trotzdem ein ganz
schlechtes Bild. Denn man mag in einem Kunst-
werk hundert vortreffliche Probleme finden: wenn
es nicht das eine löst, das seine Gattung vorschreibt,
bleibt es ohne Belang. Dagegen reizten die Bilder
den Psychologen. Man erkannte in ihnen die jung-
deutsche Strömung, die das Monumentale möchte
und im kleinen Gewerbe stecken bleibt. Dekora-
tionen mit grossen Formen, die durchaus nicht
dekorativ wirken; oder ein Dekoratives, das ich
mir schliesslich auch mit ein paar gehobelten Balken,
die wirksam angestrichen werden, verschaffen kann.
Nicht dekorativ in dem einzig vernünftigen Sinne,
weil unfarbig. Die Farbe war ganz Böcklin ge-
blieben, ein materielles Ausfüllen der Umrisse und
Decken des Plastischen, der Symbolik des Gegen-

standes unterthan, nicht dem Formgefühl des Malers.
Willkürlich standen die Flächen nebeneinander.
Der Zusammenhang, den der Maler immer nur mit
Kontrasten oder Abtönungen und mit der Pinsel-
schrift geben kann, der ihn treibt, die Kontur auf-
zulösen und mit Flächen statt mit Linien zu wirken,
beruhte auch hier wieder nur auf einer Fiktion;
und dass die Fiktion nicht von einem Märchen-
erzähler oder Fabelwesenerfinder herkam, war ein
mildernder Umstand zweifelhafter Art. Im Sep-
tember kamen dann dieselben Bilder nach Berlin
zu Schulte und wurden von der Kritik teils bei-
fällig aufgenommen, teils unbeifällig abgelehnt.
Ein Zufall führte mich vor kurzem nun wieder mit
Hofer zusammen. Es war in dem kunstreichen
Haus des Dr. v. Fleischl in Rom, wo sich übrigens
ein paar vortreffliche und leider wenig bekannte
 
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