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Kunst und Künstler: illustrierte Monatsschrift für bildende Kunst und Kunstgewerbe — 5.1907

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Heft 12
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https://doi.org/10.11588/diglit.4704#0488

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galerie, wo die modernen Franzosen hängen, an-
gedeutet ist. Tschudi kann natürlich nur eines zur
Zeit thun. Eine Sammlung lebendiger Gegenwarts-
kunst, die als Ausgangspunkt für die National-
galerie und weiterhin für das Kaiser Friedrich
Museum zu gelten hätte, bedürfte eines eigenen
Hauses und eines eigenes Etats.

Um sie zu ermöglichen, wäre eine zentrale
Leitung nach einheitlichen Prinzipien nötig. Heute
ist jeder Museumsleiter allein auf sich angewiesen.
Nicht nur in Deutschland; in anderen Ländern mehr
noch als bei uns. Was auch so geleistet werden kann,
beweisen die Schöpfungen von Bode und Tschudi,
von Lichtwark, Kessler, Deneken, Osthaus und
einigen Anderen. Aber ihr Aller Werk wird nicht so
populär wie es nötig wäre, weil der Weg zum Ver-
ständnis so ungeheuer erschwert ist. Es müsste das
Bewusstsein in der Allgemeinheit erwachen, dass die
Vergangenheit unserm Zukunftswollen durchaus zu
dienen, es aber nicht zu beherrschen hat. Und daraus
müsste das Prinzip hervorgehen, durch die Kunst der
Lebenden die der Alten zu erklären. Uns fehlt
eine öffentliche, bedeutend geleitete Galerie, die
im grossen zu wirken unternimmt, was im kleinen
und zu einseitig ein bekannter berliner Kunst-
salon seit einigen Jahren gewirkt hat. Eine nicht
national beschränkte Galerie mit nicht durch-
aus festem Bestand, die ihre Bilder nach gewisser
Zeit an die Nationalgalerie abzugeben hätte, damit
sie dort dem historischen Gedanken eingeordnet
werden; mit wechselnden Eliteausstellungen und
starker Betonung der wertvollen Tagesproduktion,
bei streng ästhetischer Auswahl. Unsere besten Künst-
ler haben ein Recht zu fordern, dass ihnen Gelegen-
heit wird, irgendwo in einem Staatsgebäude und
nicht nur aus dem Schmollwinkel heraus zur ganzen
Nation sprechen zu können. Das Volk wird aus
ihrem wenn auch unvollkommenen Wollen das reife
Wollen der alten Meister verstehen lernen und mit

grossen und berechtigten Forderungen zu den
Lebenden dann wieder zurückkehren können — die
ihrerseits solche Forderung brauchen, um in ihrer
Produktion gespornt zu werden.

Gut kann diese Aufgabe nur vom Staat gelöst
werden, der die Macht zur Zentralisierung hat.
Und Zentralisierung auf wenige Punkte ist nötig
bei solcher Kunstpolitik. Denn es werden nur
relativ wenige gute Bilder geschaffen, und diese
gehören zusammen, weil sie auf einander und in
ihrer Gesamtheit auf den Zeitgeist weisen. Nicht
jedes Provinzstädtchen braucht ein alldeutsches
Museum, braucht höchstens eines als Pflegestätte
einer engeren, wohlerstandenen Heimatskunst,
oder zur Vertretung mehr wirtschaftlich gerich-
teter Kunstkräfte.

Da von der Staatsregierung solche Gründung
jedoch in absehbarer Zeit nicht zu erwarten ist,
richtet sich der Blick auf die Gemeindevertretungen.
Vor allem auf die Berliner Kommuneverwaltung.
Von ihr aber, die genug zu thun glaubt, wenn sie
sich theoretisch liberal gebärdet, ist die Verwirk-
lichung grosser Zeitgedanken noch weniger zu er-
hoffen. Sie hat sich unfähig erwiesen zu Aufgaben,
die kleiner sind, als es die ist, ein Museum der
Lebenden zu schaffen. So bleibt als einziger Trost
wieder nur die Zuversicht auf die Initiative eines
Privatmannes, der den Ehrgeiz hat, sich nationalen
Ruhm zu erwerben, indem er thut, was Staat
und Bürgerschaft längst zu thun die Pflicht gehabt
hätten.

Die Erziehung zur Kunst ist dem Menschen
nicht durchaus nötig. Bismarck kam ohne sie aus;
jeder Handelnde kann sie entbehren. Wer aber durch
sie gefördert werden soll, der habe die Kunst auch
ganz; denn sie ist Etwas, das man nicht halb haben
kann, ohne Schaden zu leiden. Und der Wege zur
Ganzheit giebt es nicht viele, sondern nur einen:
den des lebendigen Gegenwartgefühls.

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