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den
stärksten
Eines Abends war Degas mit anderen Gästen
bei einem alten Freunde eingeladen; er kam je-
doch nicht über das Vorzimmer hinaus, da ihm
schon dort eines seiner Bilder in einem Gold-
rahmen ins Auge gefallen war. Mit einem Geld-
stück lockerte er die Nägel, mit denen die Leine-
wand am Rahmen befestigt war, und verließ, sein
Bild unterm Arm, die Wohnung.
Wo steckt nur Degas? fragte die Frau des
Hauses. Ich habe ihn doch vorhin kommen sehen?
Man sah ihn niemals wieder.
Da soll man sich auf seine Freunde verlassen
können I sagte Degas.
Und der „Freund", der meinte, daß der Maler
den Rahmen nicht kostbar genug gefunden hatte,
sagte:
Ein Rahmen für fünfhundert Franks 1 Was
denkt sich denn der Degas eigentlich?
Bei Herrn Rouart wenigstens können Sie in
dieser Beziehung beruhigt sein, sagte ich zu Degas,
da wissen Sie, daß Ihre Bilder den Rahmen be-
halten, den Sie ausgesucht haben.
Degas: Ja, aber es handelt sich nicht immer
nur um die Rahmen I Ehe ich etwas aus dem
Atelier herauslasse . . .
Und Herr Rouart, der nur zu gut die Gewissen-
haftigkeit des Malers kannte, die ihn immer ver-
anlaßte, irgendein Detail in seinen Werken, selbst
in seinen durchgeführtesten, verbessern zu wollen,
hatte es für vorsichtig gehalten, seine berühmten
Tänzerinnen vermittels einer Kette an der Wand
zu befestigen.
„Sagen Sie mal, Rouart, der eine Fuß da . . .
Mit einer ganz kleinen Übermalung . . ."
Aber der andere empfand keinerlei Unruhe,
war er sich doch der Festigkeit seiner Kette bewußt.
*
Degas hatte vor der Wissenschaft einen wahren
Abscheu.
Man wird niemals den Schaden ganz ermessen
können, den die Chemie der Malerei zugefügt hat,
sagte er wieder und wieder. Sehen Sie nur diese
Leinewand, wie die Farbe darauf geplatzt ist; was
für Zeug mögen sie da wohl wieder hineinge-
mengt haben?
Aber diesmal mußte er schließlich zugeben,
daß die Schuld an ihm lag, da er auf einer zu
frischen Bleiweiß-Grundierung gemalt hatte.
Und eine andere Sorge beschäftigte ihn unab-
lässig, es war die Qualität des Papiers, auf dem
er seine Pastelle machte; außer wenn, wie es
durch seine Arbeitsmethode meist der Fall war,
nämlich Pausen über Pausen zu zeichnen, seine
Pastelle auf Pauspapier gezeichnet waren. „Wenn
sie dann von Lezin auf solides Bristolpapier ge-
klebt werden" . . . Und das Fixativ! Er wollte
von keiner der Fixativsorten wissen, die im Handel
erhältlich sind; denn er behauptete, daß sie etwas
Glänziges zurücklassen und außerdem die Farbe
verschlucken. Das Fixativ, das er benutzte, wurde
für ihn allein durch seinen Freund Chialiva be-
reitet, einen Schafmaler, Italiener von Geburt, dem
die Nachwelt dafür dankbar sein muß, daß er sein
Teil zur Erhaltung der Pastelle von Degas beige-
tragen hat. Leider hat Chialiva sein Geheimnis
mit ins Grab genommen. Es war für Degas um
so wichtiger, ein gutes Fixativ zu haben, als er
seine Pastelle soundsooft überarbeitete, und jede
Überarbeitung einzeln fixiert werden mußte, so daß
ein vollkommenes Zusammenwachsen der verschie-
denen Farbenaufträge unbedingt notwendig war.
Man sprach eines Tages im Beisein von Degas
über die Freskomalerei.
Es ist der Traum meines ganzen Lebens ge-
wesen, Wände zu bemalen, aber die Leute sind
zu sehr den Paragraphen des Mietskontrakts aus-
geliefert . . .
Und selbst wenn es sich um einen Sammler
gehandelt hätte, der ein eigenes Haus bewohnte,
so wäre Degas den Verdacht nicht losgeworden,
daß der Besitzer, wenn erst einmal die Bemalung
fertig gewesen wäre, sie auf Leinwand hätte über-
tragen lassen und „eins, zwei, drei, damit zum
Kunsthändler".
„Ja, wenn ich sicher sein könnte, daß meine
Preise nicht mehr steigen! Dann! . . ."
Ich hörte Degas öfter sagen, daß, wenn er
ganz seine eigenen Wege hätte gehen können, er
immer beim Schwarzweiß geblieben wäre: „aber
wenn man die ganze Welt auf dem Buckel hat,
die Farbe und wieder Farbe haben will!" . . .
Und wirklich, wenn man sieht, wie vollkom-
men er sich mit einem einfachen Stückchen Kohle
auszudrücken vermochte!
Ich fragte Renoir, als er aus München zurück-
kam, wo er ein Porträt gemalt hatte, was ihm von
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II, ohne ein Wort zu
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:e einmal geschenkt hat,
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^„wiederherzustellen",
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doch nicht über das Vorzimmer hinaus, da ihm
schon dort eines seiner Bilder in einem Gold-
rahmen ins Auge gefallen war. Mit einem Geld-
stück lockerte er die Nägel, mit denen die Leine-
wand am Rahmen befestigt war, und verließ, sein
Bild unterm Arm, die Wohnung.
Wo steckt nur Degas? fragte die Frau des
Hauses. Ich habe ihn doch vorhin kommen sehen?
Man sah ihn niemals wieder.
Da soll man sich auf seine Freunde verlassen
können I sagte Degas.
Und der „Freund", der meinte, daß der Maler
den Rahmen nicht kostbar genug gefunden hatte,
sagte:
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Bei Herrn Rouart wenigstens können Sie in
dieser Beziehung beruhigt sein, sagte ich zu Degas,
da wissen Sie, daß Ihre Bilder den Rahmen be-
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anlaßte, irgendein Detail in seinen Werken, selbst
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