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Zentral-Dombauverein <Köln> [Editor]
Kölner Domblatt: amtliche Mittheilungen des Central-Dombau-Vereins — 1844 (Nr. 81-132)

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https://doi.org/10.11588/diglit.1491#0019
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ren erschLpft hätte? Denn fast um.dieselbe Zeit, noch unter dem Ge-
räusche der Waffen oder wenige Jahre nach diesen gewaltigen Unruhen,
sehen wir gerade in jenen Gegenden, welche am härtesten davon mit-
genommen, Kirchengebäude entstehen, die noch gegcnwarkig durch ihren
Umfang sowohl, als die Schönheit der Form unsere größte Bewunderung
«rregen. Wir meinen hier namenklich jene zu Sinzig und die zu Neuß.

Ährweiler hat noch viele altecthümliche Erinnerungen in sich be-
rvahrt. Die Kirche daselbst ist ein schönes Gebäude in vereinfachtem
Spitzbogenstyle, von sehr prächtigen Verhältnissen in ihrem Jnnern,
doch von außen mit einem unangenehmen gelbüchen Anstriche über-
tüncht. Auch die Stadkthore sind alt, doch nicht bssonders zierlich, aus
schieferartigen- Bcuchsteinen errichket, was kcinen angenehmen Eindcuck
macht, indem dieselbm weder den Begriff von besonderer Festigkeit ver-
nnschaulichen, noch in Bezug auf FLrbung, die forellenartig gefleck ist,
ein grvßartiges, mit der Bestimmung des GebäudeS harmonisches Bild
Üeftrn. Auch die Stadtmauern von Ahrweiler sind, wie die alten Kölns,
von denen sich noch so viele Ueberreste innerhalb der gegenwärtigen
Ziingmauer besinden, aus jenem Makeriale, und können daher keine
Spur von der imponirenden Majcstät an sich rragen, wie sie die unter
Philipp von Hrinsberg neu angelegten Mauern Kölns zeigen. Wer
jene Mauern mit ihren schönen Beftstigungsthürmen angclegt, vb die
Bischöfe oder die Stadt, ist eine Frage, die sich nicht leicht entschciden
und die sich wenigstens hin und wieder beantworten läßt. Auf
jeden Fall kann das schöne Grabmal Philipp's von Heinsberg im köl-
ner Dome, das eine Art bcftstigter Stadt mit Zinnen und Thürmen
vorstellt, wenig beweisen. Denn der Krieg mlt der Stadt und den Erz-
bischöftn, wiewohl er erst spärer ausbrach, hatte doch bereits im 1k.
Zahrhundert seine Keime entwickclt, und seit jener Zcit war nichts vor-
gekommen, dieselben sür ewig zu unterdrückm. Jm Gegentheil trug
Alles dazu bei, sie immer mchr und mehr zu entwickeln.

Ungefähr zwei Postmeilen aufwärks von Ahrwei'ler liegt Altenahr
rn einem Gebirgskessel von seltsam geformten, kühn hingeworfenen
Felsmaffen umschlossen, von den plätschernden Wellen der Ahr um-
spült und mit dem reizenden Kreuzberge im Hintergrunde. Der Weg hier-
h!n führt durch Walporzheim, die Ahr entlang, Dernau, dec Brücke
von Rech vorbei über Saffenburg, der Lochmühle, zu dem jetzt vollen-
deten Tunnel der Ahr. Hier war das Ziel dec meisten Reisenden und,
man möchke fast sagen, von Ahrweiler bis 'Altenahr das Cenirum der
Zreude. Dis Gegend ist romantisch-schön, die Bewohner sind voll Mut-
rerwitz, der Wein von Walporzhei'm der bcste an der Ahr und einer
der vorzügüchern Deutschlands, und alles, was sich damals in jenen
Ortschaften versammelte, schicn die Sorgen des Lebens abgethan zu
haben. D!e Winzer in den Weinbergen, dic vcllsn, prächligen Stöcke
mit ihren siißen Trauben, munlere Genvssen in Wagen, bekränzt und
Kränze werfsnd, Fremde aus allm Landestheüen, froh und heiter, wer
chätte da an Kummrr denken können? Man necktr und ward geneckt,
und auf das lebendigste fisl mir der Wagen der ThespiS ein, und wie
-natürlich es war, daß Komödle und Tragödie der Weinlese, dcm F-ste
des fteudenspendendcn Gottes, ihren Urspruna verdanken konnten.

Bei Altenahr ist das Thal durch hohe Gebirgsmaffen und Felsen
geschlossen und war einst nur vermittels sines steilm Fußpfades zugäng-
lich. Der neugrn Zeit aber büeb cs vorbehalten, einen künstlichen Zu-
gang durch das Felsengebirge des Ahrkhales zu ebnen und dm Weg
von Ahrwriler bis nach Altenahr auch für Wagen fahrbar zu machen.
Schon oor mehr als hundert Jahren hatts man es bei der so genann-
ten Lochmühle versucht, dis Felsen zu sprengm. Auch gelang eS hier;
dvch schienen die Schwicrigkeitcn, die sich an dem Fuße der Burg zu
Altmahr zeigten, unüberwindlich. Da drang mdlich der mächtige
Geist des 19. Jahrhunderts hindurch, sprengte die Felsm und öffnete
rm den Uftrn des plätschernden Fluffes, an der Wurzel eines hohm
FelsengebirgeS ein mehr als 80 Schritte langes, 15-20 Schritte brei-
teS Thor, das di'e Natur selbst gewölbt.

Die Burg auf dem Bergesgipftl zu Altenahr, von dem gewaltigm
Eonrad von Hochstadm an die kölnische Kirche gebracht, in der Ge-
fchichte des MittelalterS gewöhnlich Are und erst in späkerer Zei't, da es
Nvch eine zwcite Burg an der Ahr gab (Nuwm-, Nmcnahr), Altenahr
genannt, muß ein sehr bedeutendes Bauwerk gewesen sein. Sie war
eine Hauptveste der Erzbischöfe und hat befonders in dm Kriegm der-
selben mik der Skadt Köln eine namhaste Rolle gefpielt. Die Erzbi-
schöfe schienen überhaupk die Ufer der Ahr zu einM besondern Aufluchts-
vrke und Repli bestimmt zu habm. Sie hakten aber vorzüglich die Ber-
gesgipfe! derftlbm befestigt, so Landskron gleich am Eingange in das
Thal, ihm nahe gegenüber auf der andern Seite Neumahr, dann kam
Ahrweilrr, in einer fruchtbarm Ebene gelegen, dieses doch nicht ganz
in dcr Gewalt der Erzbischöfe und durch ftine besonderen Privilegien
und städtischen Vorrcchte gesicherk, dann Saffenburg, endlich Altenahr
in unzugänglichem Gebirge, auf drr Spitze eineS die Gegend weithin
übersehenden und bcherrschendm Felsens, dvch nach der jmscitigen Ebme
hin durch den GebirgSkegel Tomderg mit seiner Burg gegen AuSgang
des 13. Jahrhunderts beunruhigt. (Forts. folgt.)

Die ReÜauration der Liebkrauenkirclie in Oberivekel
betrekünd.

Jn Nr. 82 des kölner „Domblatts" hat cs einem W. H. gefallen,
über die Restauration genannter Kirche mehrfachm Tadel auszuschüt-

tm und flch dabei in einer Weise auszulaffm, als ob alles Schöne und
Jntecessante !n di'eser Airche der Verwüstung und dem Untergang«
Preis gegeben worden. Zuc Würdigung dieses Artikels und zur Be-
richtigung einiger Unwahrhei'ten in drmselbcn wird es verstattet sein,
Einiges darauf zu erwidern.

Das alte, lückmhafte, baulose Pflaster des als Pfarrkirche diencnden
Gebäudes bestand zum Theil au« Carreau-Sandsteinplatten, zum Theil
aus unregelmäßi'gen Bruchschl'eftrplatten, zwi'schen welchm eine Anzahl
Grabsteine ohne Ordnung verkhcilt lagen. Durch bas fortwährende Be-
treten waren dieft Grabsteine schon bedmtend abgefchliffm, so daß die
Schriftzeichm und Bildwerke auf maiichm kaum vder auch gar nicht
mehr zu erkennen warm. Dieses so beschaffene Pflaster ist nun einsach
durch ein neues aus viereckigen Sandsteinplatkm ecfttzt, die Grabsteine
aber, von denen die altesten und ausgszcichneterm so^leich in dm in
der Kirche vorhandenen Nischen, so viel ihrer Platz fanden, aufgsstellt
und eingemauert worden, flnd vorläufig aus dem Kirchhofe niedergelegt,
um späker in der nördüchm Vorhalle und an den den Kirchhof ein-
schließenden Mauern aufgestellt zu werden, wo die „ehrwürdigen Epi-
taphien" ohne Zweifel eine für ihre Erhaltung angemeffmere Stelle
sindm, alS im Pflaster der Kirche. AlS dec Kirchhof zu einer entspre-
chenden Umgestaltung vorbereilet werden sollte, ist cin Theil der dahin
gebrachten Grabstsine der Reihe nach in den vorhandenen Wrg gelegt,
lediglich um sür die vorjunehmcnden Arbeiten Raum zu gewinnm,
nicht aber, um „das Karrenschieben zu mleichtcrisift wozu sie auch nicht
gcdimt habm. Der vorhandene Weg wäre hierzu weit geeigneter ge-
wesm.

Die preisends Beschreibung der altcn Thürflügel und des Beschläges -
ist nicht frei von enthustastischer Uebectrcibung. Es ist auch anzuführm
vrrgeffen, daß die oberen Flügelkheilc mit Leinwand-überzogen und auf
dieftr di'e Malerei auSgeführt war. Drei durch Fialen gctrennte Giebcl
übec ebm so vielen Spitzbozen, mit Laub- und Maßwerk gcziert, ähn-
lich dem Mittelfelde in den Thürsiügeln des Lettners, i'n braunen Li-
nien auf farbigcm Grunde ausgeführt, ist allcs, waS am obern Theile
des linken Flügels eben noch zu erkennen i'st. Weiter unten, wo der
Thürsturz nicht mehr schützte, ist auch dir Leinwand und, wie sich auS
der Beschaffenhei't des cntblößten Holzcs schließen läßt, schon vor sehr
langm Zcitm verschwunden. Die leichte Vergänglichkeit eines solchen,
allen Wirkungen des Wetlers und der Miktagssonne ausgesetzten Wer-
kes konnte eben nicht zu der angerathenm Nachbildung crmuutern.
Und neußke nicht auch die sonderbar und w'idersprechend verschiedene
Behandlung zwricr, vielleicht noch aus verschicdenen Zeiten herrühren-
den Theile eines Fiügels Bedrnken dagegen erregen? Der Ueberrest wird
jedoch gebührsnd erhalten werden, nicht weniger daS leider sehr vom
Rost zerftessme Beschläge der unterm Flügeltheile. An geschützterer
Stelle angebracht, wird eS noch lange dm Beschauer erfteuen. Die
yeuen Thüren aber werdm in dm Augen des gestrengen Tadlers vi'el-
leicht ei'nige Gnade sinden, wmn es ihm bei wiederholtem Besuch der
Kirche gefällig i'st, den altcn schönen Thürflügeln unter dem herrlichm
Lettner eini'ge Aufmerksamkeit zu schenken.

Dann soll ein rechtS vom Hauptchor besindlich gcwesencr Lektner
entftrnt worden sein. Es war kein Lcttnrr hier. Jst etwa die ungcfähr
9 Fuß hohe, einfach durchbrochme Wand gemeink, so sprachen erhebliche
Gründe für ihre Entfernung, die anzugebm hier der Ort n'icht ist, und
es darf behauptet werden, daß die Kicche auch in architektonischer Be-
ziehung dadurch nichts veriorm, eher gewonnm hat. Ais Bauwerk füc
sich konnte di'e Wand, die ihrer Aufsteüung an anderer Stelle entgc-
gensiehl, ebm keine Berücksichtigung ansprechen. Sie stand in keinem
nothwendigm Zusammenhange, weder mit dmi Lettncr vor dem Haupk-
chore, noch mit der Kirche ftlbst, wirkte ehec störend, indem sie dm
Raum des Seitmschiffes unangmehm durchschnitt, und konnte, wie es
auch im linkm Sci'kenschiffe geschehen, zweckmäßiger durch eine Com-
municanten-Bank ersetzt werden, weil so ein zwecklos abgsschniktener
Raum mik der Kirche gewisser Maßrn wieder vereinigt wurde. Die altm
Chorstühle aber haben schon lange, seit zwei Monatcn wenigstms, ihre
alte Skelle wieder eingmommm, nachdem sie, wie eS ihr verkommmer
Zustand bedurfte, eine nicht unbedeutende Ergänzung erfahrm haben.
Unwahr ist also, daß ste verschwundm odec in Bruchstücken vor dec
Thiir gelegen.

Die allerdings interessante und schätzbare, aber m!t Uebertreibung ge-
ptieftne Grablegung, für deren Erhaltung eine so zärtüche Sorgfalt
an dm Tag gelegt wird, besindet sich mit ihrem Gehauft nach wie vor
an ihrer altm Stelle, unberührt und unverfthrt, ebm wle auch alles
andere irgend Schätzmswerthe mtweder an ftinemPlatze geblieben oder,
wo cs zu ftiner Erhaltung und dcr Arbeitm wegen «ntftrnt werden
mußte, dahin zurückkehren wird oder bereitS zurückgekehrt ist.

Möchte doch der Hecr W. H. in ftinen öffentlichen Rügen nur schick-
liches Maß halten, vor Allem der Wahrheit treuer bleiben! S.

FeÜ-Cantate ;ur Vombau-Feier von Carl Lerbl.

Köln, bei Eck u. Comp.

Die Composttion wurde eigms zur Feier der Grundsteinlegung aus-
gearbeitet, eignet sich aber, durch ihre gediegme Haltung, zur öftcrn
Aufsühmng, und ist bei solcher in Köln stäts wieder m!t Beifall bc-
grüßt worden, dürfte auch anderwärts zu feietlichen Gslegenheiten, be-
fonders für Dombau-Feste, bestenS zu empfehlen ftin.
 
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