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Zentral-Dombauverein <Köln> [Editor]
Kölner Domblatt: amtliche Mittheilungen des Central-Dombau-Vereins — 1844 (Nr. 81-132)

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https://doi.org/10.11588/diglit.1491#0026
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ganj« Pvrtal-Fvndamint vorlirgen müsse, was sich denn auch nun,
nach Adbcuch der auf den Fundamentstellen des nördiichen Seikenpvr-
tals errichteten Gebäulichkeiten, zufolge Mittheilung des Herrn Regie-
rungs-BaurathS Zwirner in der Vorstands-Sitzung vom 15. Septem-
ber o. („Domblatt" Nr. 65), alS gegründet auSgewiesen hat. Jn nä-
herer Bestätigung deffen heißt es in dem „Baubericht über die Fork-
setzung der Domdauten vom 1. Juli bis Ende September e." („Dom-
blatt" Nr. 72) wörtlich: „daß sich das Fundament in der ganzen
Ausdehnung des nördlichrn Porkals vorgefunden habe"; und wenn wir
auch uun bald nachher in demselben Berichte bemerkl finden: „daß
auf der Nordseite ein Fundamentstück von 11 Fuß Breite fehle", so
kann dies nur von einem Mangel allenfalls der odern ausgleichenden
Sockelschicht, nicht aber so verstanden sein, daß auf der Nordseite für
einen Raum von 11 Fuß Breite derselbe Mangel an Fundamrnt vor-
handen sei, der an Ler Südseite für einen weit größern Raum vorhan-
den war und dort die eigentlichen Fundamentirungs - Acbeiten von
Grund aus nöthig machte. Es ist dies um so gewisser, als sich außer
jmem 13 Fuß hohen östlichen Seiten-Eingange, und zwar neben dem-
selden und dem mitklern Portal-Eingange zu, auch schon eine scharf
begränzte, 1 Fuß hvhe, Werksteinschicht auf dem nördlichen Portal-
Fundament, d. i. über der Ebene des Fußbodens der Kirche, Jnhalts
desselben Berichts, vorgefunden hat, was alles, dei einem noch nicht
einmal vollendeten Fnndament des Portals, das Wort Fundament in
demselben Sinne beibehalten, wie es auf derSüdseite angenommen
ward, nicht wohl der Fall sein könnte.

Der Baubefund auf der Nordfeite hat hiernach dargethan: ein in
allem Hauptsächlichen vollendetts und dis zur Ebene des Fußbodens
der Kirche erhobenes altes Fundament und über diesem Fundamente
schou di'e Anlage des 13 Fuß hohen östlichen Seiten-Einganges des
Portals, nrbst einer dem Mittel-Eingange zustrebenden Werksteinschicht
von 1 Fuß Höhe.

Der gegenwärtige factische Austand der beiden Seitenporkale deS
Domes ist also folgender:

DaS Südportal über zum geri'ngen Thei'le altem, zum größken
Theile neuem Fundament bi« auf eine Höhe von 12 Fuß über der
Ebene des Kirchenfußbodens durchaus neu aufgeführt; am Nord-
portal das vollständige alte Fundament, und darüber der alte, an der
richrigen Stelle angelegte östliche Seiten-Eingang, nebst einer dem Mittel-
Eingange zustrebenden Werkstei'nschicht.

An diesen factischen Theil des Baubefunds der Portale schließt sich
die bisherige Geschichte der Portal-Baup läne, wie solgt, an:

Dir «rste osficielle Nachricht über den beim Ausbau der Portale zu
befolgenden Plan dakirt für uns vom 7. Aug. 1842. Wir «ntnahmen
sie dem Aufsatz des Herrn Regierungs-Bauraths Zwirner: Vergangen-
heit und Zukunft des Dombaues. („Domblatt" Nr. 6.) Es wird darin
eine Allerhöchffs Cabinets-Ordre vom 12. Jan. 1842 „über den Ausbau
des Kreuzschiffes und der nördlichen und südlichen Portale ohne Stre-
bebogen" (vom 12. Ian. 1842) angezogen, deS hauptsächli'chern Jnhalts,
daß nur i'm Style des Borhandenen, jedoch mit angemessener Verein-
fachung des Details und mit Hinweglaffung der Strebebogen gebaut
werden solle.

Unterm 22. Dec. beschloß der Vorstand („Domblatt" Nr. 27), daß,
unter Vorbehalt höherer Genehmigung, dke bereiten VereinSmittel von
40,<M Thlr. mit 30,000 Thlr. zur Aufrichtung des nördlichen Quer-
schiffs deS DomeS mit Strebewerk, und mit 10,000 Thlr. zur Mit-
hülfe am Bau des nördlichen Thurmes, beides nach dem ursprünglichen
Plane, verwendet und der Mrtropolitankicche zu diesem Ende geschenkt
werden sollten. Zn der Schenkungs-Uckunde selbst heißt rS wörtlich:
«Kraft der ihm in der Vorstandssitzung vom 22. Dec. 1842 ertheilten
Ermächtigung und nach Einsicht der Art. 1, 9 und 23 des Allerhöchst
genehmigten Statuts des Dombau-Vereins überwriset dec Verwalkungs-
Ausschuß der Metropolitankirche des Erzstifls Köln die Summe von
40,000 Thlr. als eine von Seiten des Dombau-Vereins zu Köln zum
Ausdau dieser Kirche bestimmte Schenkung unter folgenden Bedingun-
gen: 1) von der genannten Summe sollen im Laufe des Kalenderjah-
res 1843 30,000 Thlr. zur Aufrichtung des nördlichen Querschiffss

des Domes mit Strebewerk nach dem ursprünglichen Plane, d. 10,000
Thlr. zum Aufbau des nördlichen Thurmes nach dem ucsprünglichen
Plane verwendet werden. („Domblatt" Nr. 57.)

Jn der VorstandS-Sitzung vom 17. Juli 1843 („Domblatt" Nr.
57) erfolgte die Anzeige über die Acceptation dieser Schenkung Seitens
der Metropolitankirche und der Gestattung der Acceptation durch des
Königs Majestät. Zugleich erhielten wir die Mittheilung zweier wichti-
gen Documente, cinec Allerhöchsten Cabinets-Ordre vom 27.
Febr. 1843, und eines VerwendungsplanS für den kölner
Dombau-Vereins-Fonds für das Baujahr 1843, a. <t. 4.
April 1843.

Hatte schon die Kenntniß der Allerhöchsten Bestätigung der Vereins-
schenkung unter den in der Schenkungs-Urkunde enthaltenen Bedin-
gungen die freudige Zuversicht gegeben, daß der Fortbau des Domes
gauz nach dem ursprünglichen Plane nun für immer gesichert sei, so
wurde die Freude vollständig durch den Jnhalt dieser Cabinsts-Ocdre
vom 27. Febr. 1843, worin des Königs Maj. „über die Behandlung
des kölner Dombaues" festsetzen:

11 Daß die Ausführung deS Bauss streng nach d-m Originalplan,
also mit Einschluß des dort vorgeschriebenen Details erfolgen soll.

2) Daß bei dem auf der Südseite des Domes über dem neuen
Grundstein aufzubauenden Porkale zunächst nachgeforscht werden soll,
ob es Zeichnungen von den Seikenportalen aus jener Zeit gibt, die als,
dann zum Grunde zu legen sind. Eventuel ist darauf zu sehen, ob die
angefangenen Pfeiler dcs Portals der Nordseite gegliedert sind. Für
diesen Fall soll die gleiche Bauart bei dem Südportale Skatt finden»
im andern Falle soll das Portal nach dem zweiten, nicht getuschten
Plane des Herrn Zwirner, jedoch in übsreinstimmender Architcktur des
rustiken Unterbaucs am hohen Chor ausgeführt werden.

Jm Verwendungsplan „über den Betcieb des Baues des nördlichen
Portals und Thurmes für das Jahr 1843" wird gesagt:

„Daß derselbe Plan, der bei dem südlichen Portal zur Ausführung
komme, auch für den Bau des nördlichen zuc Vorschrift dienen werde,
daß aber ber der großen Unregelmäßigkeit der alten Pfeiler und Grund-
anlagencher Südseite gegen die Nordseite eine eigene Bearbeitung des
Planes nach verä'nderten Dimensionen nöthi'g sei."

Der Herr Erzbischof, dem wir die Kenntni'ß dieser bei'den wich-
tigen Actenstücke zunächst verdanken, begleikete deren Mittheilung mit
folgenden Worten:

„Einem wohllöblrchen Verwaltungs-AuSschuß wird es willkommen sein,
aus der Allerhöchsten Cabmets-Ordre vom 27. Febr. zu entnehmen, mit
wie großer Theilnahme und Entschiedenheil Seine Majestät derKönig
die Ausführung des Baucs streng nach dem Originalplane AllergnZdigst
zu befehlen geruht haben."

Und, so viel es den auf Grund dieser Allerhöchsten Cabinets-Ordre
vvn dem Herrn Regierungs-Baurath Zwirner am 4. April 1843 ent.
worfenen Plan über den Bctrieb deS BaueS des nördlichcn PortalS
und Thurmes für das Jahr 1843 betraf:

„Zch habe denselbcn mit dem Hochwürdigcn Domcapitcl in dcr Si'tzung
vom 15. April d. Z. beralhen und danack auch kirchlicher Seits gc-
nehmigt. Zhm liegt zunächst die durch den Charakter des Baues selbst
gestellke Anforderung, das nördliche Portal in Uebereinstimmung mit
dem südlichen aufzuführen, dem ganzen Fortbau aber der Gedanke zu
Grunde, daß er nach dem ursprünglichen Plane, so weit flch dieser noch
ermitteln läßt, daher auch insbesondere mit Strebewerk betrieben wer-
den soll."

Bereits einige Tage vor der letztgenannten Vorstands-Sitzung, worin
uns diese Mittheilungen bekannt wurden, nämlich schon am 14. Juli
1843, war dem Hrrrn RegierungS-Baurath Awirner in einer unter
dem Vorsitz des Herrn Erzbischofs abgehaltenen Capitel-Sitzung der
Auftrag zum Abbruch der auf den nördlichen Portal-Fundamentstellen
errichtet gewesenen Gebäulichkeiten ertheilt worden, und am 10. Aug.
d. I. waren die ehcmalige Psarrkirche zum Pesch und das Capitelhaus
so weit abgetragen, „daß man uutec den angehäuften Schutthauftn die
Fundamentzüge des ganzen nördlichen Portals übersehen konnte." („Dom-
blatt"Nr. 72.)

Di'ese neu gewonnene Ueberficht führte dann zum sofortigen Entwurf
eines Planes fürs nördliche Portal nach den vorgefundenen Fragmen-
ten, welcher, nachdem ec am 18. Aug. 1843 dsm Herrn Erzbischof
vorgelegt worden, mit den früher fürs Südportal entworfenen Plänen
und Bericht durch den Herrn Regierungs-Baurath Zwirner bei des
Königs Majestat eingereicht wurde, und die folgende, uns in der letz-
ten Vorstands-Sitzung bekannt gemachte Allerhöchste Bescheidung
vom 9. Gept. 1843 zur Folge gehabt hat. (Baubericht vom 5. Oct.,
„Domblatt" Nr. 72.) Diese, an Herrn Regierungs-Baurath Awirner
gerichtete Allcrhöchste Bescheidung lautet also:

„Auf Jhre Anftage vom 18. v. M. bestimme Jch Mich für die Bei'-
behaltung der bereits begvnnenen Ausführung des südlichen PortalS
näch dem Plane ». und für die Annahme des hiervon etwas verschie-
denen, getuschten Planes für das Nordportal. Da fich jedoch bei
dcm letztern Gliederungen an den Pfeilcrn gefunden haben, so sind auch
nach dem Vorschlage auf der Klappe zur großen, ungetuschten Portal-
zeichnung die Pfeiler des Südportals nachttäglich noch mit Profilirun-
gen zu versehen. Die eingereichten Pläne folgen zurück."

Beide hier bezogene Pläne, der getuschte Plan und der nicht ge-
tuschte Plan werden von dem Herrn Regicrungs-Baurath Awirnev
(„Domblatt" Nr. 72) also erläutert:

Der getuschte (also der jetzt fürs Nordportal bestimmte) Plan
sei derjenige Plan, wobei er die auf der Nordseite vorhandenen Frag-
mente zu Grunde gelegt, jedoch immcr noch eine Disharmonie in den
höhern Maffenauflösungen erkannt; der nicht getuschte (also der jetzt
fürs Südportal bestimmte) Plan «. derjenige, in welchem er eins rein
organische Entwickelung nach den gegebenen Axenstellungen der Ge-
wölbpfeiler und den vorhandenen Höhenverhältnissen architektonisch
durchgeführt habe. Jn beiden Plänen sei nach dem Vorbilde der Thurm-
architektur ein angemeffener Gliederreichthum selbst «n den untern Pfei-
lern angenommen, und dadurch den Portalen eine AuSzeichnung vor
den zurückstehenden Umfaffungsmauern der Seitenschiffe ertheilt wor-
den. Des Königs Majestät hätten am 25. October 1842 befohlen,
statt der gegliederten die glatten Pfeiler, in übereinstimmender Archi-
tektur des Ünterbaues am hohcn Chore und dem Langhause, anzulegen;
ein fernerer Befehl des Königs vom 16. Novembcc v. I. sei dahin
gegangen, nach dieser so abgeändcrten nicht getuschten Zeichnung den
Bau auszuführen, und seien auch r.ach diesem vereinfachten Plane die
Bauarbeiten am Süd-Portale vorgenommen worden.

Das Gesammtresultat ist in dem Baubericht über die Fortsetzung
 
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