kommm sein; denn in «iner vom Grafen Olto von Geldern am 30.
August 1240 ausgestellten Urkunde heißl es: „Kund sei Allen, daß
Schloß Daelhem und was dazu gehort, nicht mit «inbegriffen ist in den
Friedensvertrag zwischen Erzbischofe Konrad und seinen Helfern einer-
seits und Heinrich, Herzog von Lothringen und Brabant, unserm lie-
ben Oheim, und seinen Helfern andererseits."
Dieser Graf Otto von Geldern war einer der eben erwahnten Ver-
wandten der beiden streitenden Parteien. Auch im Jahre 1244 werden
wir ihn wieder alS Vermittler zwischen dem Herzog von Brabank und
den Grafen von Hochstaden austreten sehen. So wie er in der eben
achzrführten Urkunbe den Herzog von Brabant seinen Oheim nennt,
so war er mit dem Erzbischvfe verwandt durch die Schwägerin drssel-
ben, die Gräsin Margaretha, Gemahlin Lothar's von Hochstaden, eine
geborne GrLfin von Geldern.
Ein Sohn dieser Gräfin Margaretha war derjenige Graf von Hoch-
staden-Daelhem, der fich beim Adschluß des FriedenS mit der Tochter
Walram's von L>mburg vermLhlte. Er hieß Dielrich und war der letzke
und jiingste Spcößling seines Stammes. Nach seinem Tode kam die
Grafschaft an seinen Oh-im, deo Grafcn Friedcich von Hvchstaden,
Propst zu Köln und Tanten, der sie, wie wir unten hören werden, im
Jahre 1246 dem Erzstift Köln schenkle.
Dte Tochter Walram's, d<s Bruders dcS H-rzogs von Limburg, mil
der sich dieser Dietrich von Hochstaden, der Reffe deS Erzdischofs, jetzt
vermählte, hieß Bertha. Trotz dieser Vermählung und Verwandtschafr
mit dem Erzbischofe steht Walram von Falkenburg, der nur in Fehden
athmen und leben konnte, zwei Zahre später dem Erzbischofe in einer
Schlacht gegenüber.
Die Schwester deS Erzbischofs, mit der sich Adolph, der älteste Sohn
des Herzogs von Limburg, vermählte, hieß Margaretha.
Außer diesen briden Vermählungen wissen wir nichts von den Frie-
densbedingungen. Ueber Schloß Daelhem war, wie schon erwähnt,
beim Abschlusse des Friedens nichts festgesetzt worden: eS blieb im Be-
sitze deS Herzogs von Brabant; erst im Jahre 1244 ward wegen Dael-
hem zwischen dem Herzog von Brabant und den Grafen von Hochfla-
den ein Vcrrrag abgeschlossen.
Ueder die bri dem Kloster zu Deutz errichteten Befestigungen wird
erst im Jahre 1242 zwischen Eczbischof Konrad und Heinrich, dem
Herzog von Limdurg und Grafen von Berg, eine Verabredung gt-
troffen.
So war denn jetzt Friede. Wenigsten« für einige Zeit hatte man
nun Ruhe, wenn auch in der Ferne wieder Gewitter heranzuziehen
brohten. (Schluß svlgt.)
Literarisches.
Denkmale der Baukunst des Mittelalters in Sachsen. Erste Abthei-
lung, das Königreich, das Großherzogthum und die Herzog-
thümer Sachsen ernestinischer Linie, die Herzogthümer Anhalt,
Schwarzburg und Reuß enthaltend.
(Forts. S. Nr. 107 d. Bl.)
Gehen wir in das Sinzelne ein, so sinden wir, wie an jeder Seite
der Anschlagsmauern sünf Säulen hervortreten. Die erste rechtS und
links, als zur Einfassung und Deckung des Ganzen vorspringend; auf
ihrer gebälkartigen Auflage ruht ein Löwe, der Wächter und Schützer
d«S Heiligthums, das Nahen böser Seister zurückweisend. Dies« beiden
SLulen haden glatte Schäfte; mannigfaltig besetzt durch lothrechle
Eannelirungen, schräg gezsgene Etreifen, zackenförmige und rhomben-
artige Aierden sind die Schäfte der vier anderen Säulen jeder Seite.
Nischen z.vischen den Säulen, viec an jeder AnschlagSmauer, tragen
künstliche Schlußsteine, Köpfen von Menschen und Thieren gieich ge-
bildet, hier aber wohl ohne besondere Bedeutung. Dieft Nischen neh-
men Standbilder aus, unterstützk von Säulen.
Auf der Bekrönung der Säulen und Nischen wölben sich halbkreis-
runde Bogen, immer «nger flch zusammen ziehend voa der ersten Nische
an bis zu den Pfeilern der Oeffnung deS Einganges. Verschiedenar-
tig stnd die Glieber der Bogen prvfilirt, rechtwinkelig, rund, ausge-
kehlt. So wie die Rundstäbe der Bogen übee den zwei äußeren Säu-
len ihnen gleich, ohne Zierden sind, so tragen die Rundstäbe der in-
neren Bogen die Zierden der Säulenschäfte, über denen sie in die
Höhe steigen. Zwischen dieftn Gliedern ziehen stch in den Bogen Fries«
herum, mit Sculpturen besetzt.
Sinnvoll zeigt fich die Anordnung dcs Ganzen. Wenn der untere
Theil der Pforte (ihre Mauern) dem alten Testamente gewidmet ist,
so führt der obere (ihre Bogen) in das neue Testament. Es zeigt sich
gleichsam diefts gezründet auf jenes, und wie das, was dort vom Hei-
land vorhergesagt wird, hier in Erfüllung geht. Männer des alten Te-
staments trägt der untere Theil — Borläuser Ehristi, Verkünder seineS
WirkenS. Dirseö Wirken selbst legt der vbere Theil dar durch dle Hoch-
bilder in den Friesen der Bogen. Wir werden hierbei an die mystische
Erklärung der Baukunst erinnert, von der im Mittelalter so manche
Beispiele flch zetgen *). Eo wurde unter Anderm Christus alS die
*) Mone, Anzeiger für Kunde der deutschen Vorzeit v. I. 1835.
Biertes Quartal, S. 4S4.
rechte Thür belrachtet, durch die zu den Schaftn der Ei'ngang sich
effnet — Evangel. Johannes 10, 7. — Dies scheint bei den Aierden
dieser Pforte der Zweck drr Darstellung der Künstlec gewesen zu ftin,
um dieselbe Bedemung hier auszusprechen.
Nahen wir dem unlern Theile, so sehen wkr vier Bildsäulen in je-
der Mauer-Vertiefung aufgestellt. Rechts des Eingariges (linkS vom
Bisckauei) öffnet Zosua denZug. Zwei Frauen folgen, durch die Krone
als Fürstinnen bezeichnet. Ein bejahrter Mann schließt die Reihe, ein
Weiser Jsraels, mit dem Gchilde des Lämmes an der Brust, näch der
Dcutung des Osterlammes, wo man daS Bild des künftigen ErlöserS
vor Augen hatte, erblickc im Gelste das Lamm, welcheS her Welt
Sünde trägt — Evangel. JohanneS 1, 20. — An der gegenüber
stchenden Mauer erscheint zuerst ein bärtiger Mann, Abraham, in der
Linken den Hirtenstab, in der Rechken «in« Kugel, die Welt, dle den
Erlöftr erwarket. Es scheint rinige Gleichheit vorzuwalten zwischen die-
ser Figur und dem Abraham auf dem Hochbilde der Kanzel zu Zschil-
len, wo das Opfec Abraham's dargestellt ist: diesclde kraflige, stämmige
Gestalt. Eine weibliche Fi'gur ist dann die nächste. Jhr fieht David
zuc Seite mit Zepter und Harfe, daS Zepier mit der bedeutenden
Lilie gek.önt. Der Letzte läßt wieder einen heiligen Sehrr «rkennen, der
«iner in der Hand fthrenden Rolle das Schicksal des HeilandeS der
Welt aufzuzeichittn im Begriffe ist. Sehr vrrmuthlich sehen wir hier
Jesaias, der so bedeutende Ossenbarungen und Verheißungen gegcben
hat, vorzüglich in dcn wichtigen Worten: Uns ist ein Kind gebvren,
ein Sohn ist uns gegebcn, welcheS Herrschaft ist auf seiner Schulter
- I-s- 9, 6 fg.
Die weidlichen Bild r können wir nicht deuten. Doch ist die An-
nahme nicht zurück zu weiftn, «s können hier fürstliche Frauen in Er-
innerung kommen aus der Zeit der Erbauung der Pforte, wi« elwa
Hedwig, Otto'S deS Reichen Gemahlin. So finden wir auch die Ge-
mahlin Kaiftr Heinrich's de« Aweiten, Kunigunde, mehrmals in Stand-
bildern an den Anschlagsmauern der Psorten dargestellt. Eine Zusam-
menstellung solcher Figuren an den Pforten der Kirchen, aus frührrn
und spätern Tagen, kommt nicht selten vor *), wodurch übrigenS
hier die Haupkidee keinen Eintrag leidet, auf daS alte Testament hin-
zudeuten.
Es ist nicht unbcmerkt zu lassen, daß die beiden Bilder Josua und
David in der alten Kirche des Klosters zu Wechselburg sich ganz wie-
drr finden, in der Form und Bildung, so wie in der Ausführung ganz
gleich, nur Josua in einer etwas abweichenden Stellung.
Wir lassen nun den Schmuck der Friese in den Bogen vor unS
vorüder gehen, wo wir in das neue Testament geführt werden. Auvör-
derst komme das Bild in dem Felde über der Thür in Betrachtung.
Jn halbrunder Form, dercn Umrlß ein «enig in den Spihbogen über-
geht, erhebt sich im Hochbilde die Hauptvorstellung, auf Lie Weihung
der Kirche deutcnd, welche der helligen Zungfrau gewidmrt war. Wir
fthen die Anbelung der dre! Könige aus dem Morgenlande. Der Mut-
ter Gottes, in der Mitte des Bildes auf einem Thronr ruhend, den
göttlichen Sohn auf dem Schooße, nahen auf der rcchten Seite die
drei Weiftn des MorgenlandeS, in Demukh ihre Geschenke darreichend.
Di« linke Seite der Maria deckt «In Engel, ihr Ehrenbote, ein
Zepter tragend, mit der Lilie brkrönt. Diesem Engel im Rücken ruht
Zoseph auf einem Sessel, voll von Bewunderung über die feierliche
Scene. Zwei Enqel mit Kugeln in der Hand umschweben die Jung-
ftau. Aehnliche Kugeln in der Hand der Maria haben vielleicht auf
Himmel und Erde Bezug, die der Sngel auf den Himmel deutend, die
ver Jungftau die Erde avdeutend, dem göttlichen Kinde zu eigen ge-
geben, um ftine Macht über Beides darzulegen.
Jst die Zusammenstellung des BildeS einfach und ansprechend, frei
angeordnek, ohne die sonst den Byzantinrrn eigene Symm.trie, so tritt
auch hier der Meister auf. Maria, der Haupkgegenstand, und der ste
begleitende Engel, die höchsten Figuren, sind in der Mitte angebracht,
wo der Bogen den meisten Raum gidt; zu beiden Seiten, wo er srch
berabiieigt, si-ht man hier die drei Königr, knieend vor drm Kinde,
dort, im Lehnstuhle, Joseph.
Verfolgen wir nun die Darstellungen in den Friesen der Bogen, s«
finden wir AlleS dem Heiland geweihk, ftiner Vrrehrung, ftiner Wir-
zunächst dem Thürftlde, daSselbe deckend, zeigt in
der Miltr den Hcrrscher des Himmel« und der Erde, mit der rechten
Hand ern weibliches Wesen segnend, mit der linken Hand ein Buch
berührend. Man konnte in dieftr Darstellung den Heiland crkennen,
da in der Slorie ein Zug einem Kreuze gleich fich zeigt. Doch scheint
dieftr Zug hier nur als Verzieruna angedracht zu sein, ohne Bezirhung
auf das Kreuz. Unstreirig ist hier Gott der Vater anzunehmen, da auch
die übrigen Personen der Dreieinheik folgen. Noch ist «S auch der volle,
v.icht gespaltene Bart, der für ihn zeugt. BcsonderS spricht die Stel-
lung, in welchec der Herr hier erscheink, für Gott den Vater. Er,
von dirnenden Engeln begleitet, die zwei und zwei an jeder Seite sich
anschließen, mit verschiedenen Attributen, steht hier alS himmlischr
Macht, den Svhn zum Versöhnen in die W-lt gesandt, schützend dir
Gtätte zu decken, wo er als zarter Knade mit der göttlichen Mutter
weilt. NichkS sagrnd würde es ftin, Christum ftlbst al« ftirien eigenerr
*) Z. B. am Portal der Kirche St. Germain deS Prez bei Paris,
adgebildet bei Bouillard List. äe 1'sbds^e lle 8t. Kvrmain vte.
— ferner am Portal der Kirche zu Resle la Reposte bei Ville
noce, abgebildet bei Madillon, Liw»I. vrä. Leneä. Ivm. l.
August 1240 ausgestellten Urkunde heißl es: „Kund sei Allen, daß
Schloß Daelhem und was dazu gehort, nicht mit «inbegriffen ist in den
Friedensvertrag zwischen Erzbischofe Konrad und seinen Helfern einer-
seits und Heinrich, Herzog von Lothringen und Brabant, unserm lie-
ben Oheim, und seinen Helfern andererseits."
Dieser Graf Otto von Geldern war einer der eben erwahnten Ver-
wandten der beiden streitenden Parteien. Auch im Jahre 1244 werden
wir ihn wieder alS Vermittler zwischen dem Herzog von Brabank und
den Grafen von Hochstaden austreten sehen. So wie er in der eben
achzrführten Urkunbe den Herzog von Brabant seinen Oheim nennt,
so war er mit dem Erzbischvfe verwandt durch die Schwägerin drssel-
ben, die Gräsin Margaretha, Gemahlin Lothar's von Hochstaden, eine
geborne GrLfin von Geldern.
Ein Sohn dieser Gräfin Margaretha war derjenige Graf von Hoch-
staden-Daelhem, der fich beim Adschluß des FriedenS mit der Tochter
Walram's von L>mburg vermLhlte. Er hieß Dielrich und war der letzke
und jiingste Spcößling seines Stammes. Nach seinem Tode kam die
Grafschaft an seinen Oh-im, deo Grafcn Friedcich von Hvchstaden,
Propst zu Köln und Tanten, der sie, wie wir unten hören werden, im
Jahre 1246 dem Erzstift Köln schenkle.
Dte Tochter Walram's, d<s Bruders dcS H-rzogs von Limburg, mil
der sich dieser Dietrich von Hochstaden, der Reffe deS Erzdischofs, jetzt
vermählte, hieß Bertha. Trotz dieser Vermählung und Verwandtschafr
mit dem Erzbischofe steht Walram von Falkenburg, der nur in Fehden
athmen und leben konnte, zwei Zahre später dem Erzbischofe in einer
Schlacht gegenüber.
Die Schwester deS Erzbischofs, mit der sich Adolph, der älteste Sohn
des Herzogs von Limburg, vermählte, hieß Margaretha.
Außer diesen briden Vermählungen wissen wir nichts von den Frie-
densbedingungen. Ueber Schloß Daelhem war, wie schon erwähnt,
beim Abschlusse des Friedens nichts festgesetzt worden: eS blieb im Be-
sitze deS Herzogs von Brabant; erst im Jahre 1244 ward wegen Dael-
hem zwischen dem Herzog von Brabant und den Grafen von Hochfla-
den ein Vcrrrag abgeschlossen.
Ueder die bri dem Kloster zu Deutz errichteten Befestigungen wird
erst im Jahre 1242 zwischen Eczbischof Konrad und Heinrich, dem
Herzog von Limdurg und Grafen von Berg, eine Verabredung gt-
troffen.
So war denn jetzt Friede. Wenigsten« für einige Zeit hatte man
nun Ruhe, wenn auch in der Ferne wieder Gewitter heranzuziehen
brohten. (Schluß svlgt.)
Literarisches.
Denkmale der Baukunst des Mittelalters in Sachsen. Erste Abthei-
lung, das Königreich, das Großherzogthum und die Herzog-
thümer Sachsen ernestinischer Linie, die Herzogthümer Anhalt,
Schwarzburg und Reuß enthaltend.
(Forts. S. Nr. 107 d. Bl.)
Gehen wir in das Sinzelne ein, so sinden wir, wie an jeder Seite
der Anschlagsmauern sünf Säulen hervortreten. Die erste rechtS und
links, als zur Einfassung und Deckung des Ganzen vorspringend; auf
ihrer gebälkartigen Auflage ruht ein Löwe, der Wächter und Schützer
d«S Heiligthums, das Nahen böser Seister zurückweisend. Dies« beiden
SLulen haden glatte Schäfte; mannigfaltig besetzt durch lothrechle
Eannelirungen, schräg gezsgene Etreifen, zackenförmige und rhomben-
artige Aierden sind die Schäfte der vier anderen Säulen jeder Seite.
Nischen z.vischen den Säulen, viec an jeder AnschlagSmauer, tragen
künstliche Schlußsteine, Köpfen von Menschen und Thieren gieich ge-
bildet, hier aber wohl ohne besondere Bedeutung. Dieft Nischen neh-
men Standbilder aus, unterstützk von Säulen.
Auf der Bekrönung der Säulen und Nischen wölben sich halbkreis-
runde Bogen, immer «nger flch zusammen ziehend voa der ersten Nische
an bis zu den Pfeilern der Oeffnung deS Einganges. Verschiedenar-
tig stnd die Glieber der Bogen prvfilirt, rechtwinkelig, rund, ausge-
kehlt. So wie die Rundstäbe der Bogen übee den zwei äußeren Säu-
len ihnen gleich, ohne Zierden sind, so tragen die Rundstäbe der in-
neren Bogen die Zierden der Säulenschäfte, über denen sie in die
Höhe steigen. Zwischen dieftn Gliedern ziehen stch in den Bogen Fries«
herum, mit Sculpturen besetzt.
Sinnvoll zeigt fich die Anordnung dcs Ganzen. Wenn der untere
Theil der Pforte (ihre Mauern) dem alten Testamente gewidmet ist,
so führt der obere (ihre Bogen) in das neue Testament. Es zeigt sich
gleichsam diefts gezründet auf jenes, und wie das, was dort vom Hei-
land vorhergesagt wird, hier in Erfüllung geht. Männer des alten Te-
staments trägt der untere Theil — Borläuser Ehristi, Verkünder seineS
WirkenS. Dirseö Wirken selbst legt der vbere Theil dar durch dle Hoch-
bilder in den Friesen der Bogen. Wir werden hierbei an die mystische
Erklärung der Baukunst erinnert, von der im Mittelalter so manche
Beispiele flch zetgen *). Eo wurde unter Anderm Christus alS die
*) Mone, Anzeiger für Kunde der deutschen Vorzeit v. I. 1835.
Biertes Quartal, S. 4S4.
rechte Thür belrachtet, durch die zu den Schaftn der Ei'ngang sich
effnet — Evangel. Johannes 10, 7. — Dies scheint bei den Aierden
dieser Pforte der Zweck drr Darstellung der Künstlec gewesen zu ftin,
um dieselbe Bedemung hier auszusprechen.
Nahen wir dem unlern Theile, so sehen wkr vier Bildsäulen in je-
der Mauer-Vertiefung aufgestellt. Rechts des Eingariges (linkS vom
Bisckauei) öffnet Zosua denZug. Zwei Frauen folgen, durch die Krone
als Fürstinnen bezeichnet. Ein bejahrter Mann schließt die Reihe, ein
Weiser Jsraels, mit dem Gchilde des Lämmes an der Brust, näch der
Dcutung des Osterlammes, wo man daS Bild des künftigen ErlöserS
vor Augen hatte, erblickc im Gelste das Lamm, welcheS her Welt
Sünde trägt — Evangel. JohanneS 1, 20. — An der gegenüber
stchenden Mauer erscheint zuerst ein bärtiger Mann, Abraham, in der
Linken den Hirtenstab, in der Rechken «in« Kugel, die Welt, dle den
Erlöftr erwarket. Es scheint rinige Gleichheit vorzuwalten zwischen die-
ser Figur und dem Abraham auf dem Hochbilde der Kanzel zu Zschil-
len, wo das Opfec Abraham's dargestellt ist: diesclde kraflige, stämmige
Gestalt. Eine weibliche Fi'gur ist dann die nächste. Jhr fieht David
zuc Seite mit Zepter und Harfe, daS Zepier mit der bedeutenden
Lilie gek.önt. Der Letzte läßt wieder einen heiligen Sehrr «rkennen, der
«iner in der Hand fthrenden Rolle das Schicksal des HeilandeS der
Welt aufzuzeichittn im Begriffe ist. Sehr vrrmuthlich sehen wir hier
Jesaias, der so bedeutende Ossenbarungen und Verheißungen gegcben
hat, vorzüglich in dcn wichtigen Worten: Uns ist ein Kind gebvren,
ein Sohn ist uns gegebcn, welcheS Herrschaft ist auf seiner Schulter
- I-s- 9, 6 fg.
Die weidlichen Bild r können wir nicht deuten. Doch ist die An-
nahme nicht zurück zu weiftn, «s können hier fürstliche Frauen in Er-
innerung kommen aus der Zeit der Erbauung der Pforte, wi« elwa
Hedwig, Otto'S deS Reichen Gemahlin. So finden wir auch die Ge-
mahlin Kaiftr Heinrich's de« Aweiten, Kunigunde, mehrmals in Stand-
bildern an den Anschlagsmauern der Psorten dargestellt. Eine Zusam-
menstellung solcher Figuren an den Pforten der Kirchen, aus frührrn
und spätern Tagen, kommt nicht selten vor *), wodurch übrigenS
hier die Haupkidee keinen Eintrag leidet, auf daS alte Testament hin-
zudeuten.
Es ist nicht unbcmerkt zu lassen, daß die beiden Bilder Josua und
David in der alten Kirche des Klosters zu Wechselburg sich ganz wie-
drr finden, in der Form und Bildung, so wie in der Ausführung ganz
gleich, nur Josua in einer etwas abweichenden Stellung.
Wir lassen nun den Schmuck der Friese in den Bogen vor unS
vorüder gehen, wo wir in das neue Testament geführt werden. Auvör-
derst komme das Bild in dem Felde über der Thür in Betrachtung.
Jn halbrunder Form, dercn Umrlß ein «enig in den Spihbogen über-
geht, erhebt sich im Hochbilde die Hauptvorstellung, auf Lie Weihung
der Kirche deutcnd, welche der helligen Zungfrau gewidmrt war. Wir
fthen die Anbelung der dre! Könige aus dem Morgenlande. Der Mut-
ter Gottes, in der Mitte des Bildes auf einem Thronr ruhend, den
göttlichen Sohn auf dem Schooße, nahen auf der rcchten Seite die
drei Weiftn des MorgenlandeS, in Demukh ihre Geschenke darreichend.
Di« linke Seite der Maria deckt «In Engel, ihr Ehrenbote, ein
Zepter tragend, mit der Lilie brkrönt. Diesem Engel im Rücken ruht
Zoseph auf einem Sessel, voll von Bewunderung über die feierliche
Scene. Zwei Enqel mit Kugeln in der Hand umschweben die Jung-
ftau. Aehnliche Kugeln in der Hand der Maria haben vielleicht auf
Himmel und Erde Bezug, die der Sngel auf den Himmel deutend, die
ver Jungftau die Erde avdeutend, dem göttlichen Kinde zu eigen ge-
geben, um ftine Macht über Beides darzulegen.
Jst die Zusammenstellung des BildeS einfach und ansprechend, frei
angeordnek, ohne die sonst den Byzantinrrn eigene Symm.trie, so tritt
auch hier der Meister auf. Maria, der Haupkgegenstand, und der ste
begleitende Engel, die höchsten Figuren, sind in der Mitte angebracht,
wo der Bogen den meisten Raum gidt; zu beiden Seiten, wo er srch
berabiieigt, si-ht man hier die drei Königr, knieend vor drm Kinde,
dort, im Lehnstuhle, Joseph.
Verfolgen wir nun die Darstellungen in den Friesen der Bogen, s«
finden wir AlleS dem Heiland geweihk, ftiner Vrrehrung, ftiner Wir-
zunächst dem Thürftlde, daSselbe deckend, zeigt in
der Miltr den Hcrrscher des Himmel« und der Erde, mit der rechten
Hand ern weibliches Wesen segnend, mit der linken Hand ein Buch
berührend. Man konnte in dieftr Darstellung den Heiland crkennen,
da in der Slorie ein Zug einem Kreuze gleich fich zeigt. Doch scheint
dieftr Zug hier nur als Verzieruna angedracht zu sein, ohne Bezirhung
auf das Kreuz. Unstreirig ist hier Gott der Vater anzunehmen, da auch
die übrigen Personen der Dreieinheik folgen. Noch ist «S auch der volle,
v.icht gespaltene Bart, der für ihn zeugt. BcsonderS spricht die Stel-
lung, in welchec der Herr hier erscheink, für Gott den Vater. Er,
von dirnenden Engeln begleitet, die zwei und zwei an jeder Seite sich
anschließen, mit verschiedenen Attributen, steht hier alS himmlischr
Macht, den Svhn zum Versöhnen in die W-lt gesandt, schützend dir
Gtätte zu decken, wo er als zarter Knade mit der göttlichen Mutter
weilt. NichkS sagrnd würde es ftin, Christum ftlbst al« ftirien eigenerr
*) Z. B. am Portal der Kirche St. Germain deS Prez bei Paris,
adgebildet bei Bouillard List. äe 1'sbds^e lle 8t. Kvrmain vte.
— ferner am Portal der Kirche zu Resle la Reposte bei Ville
noce, abgebildet bei Madillon, Liw»I. vrä. Leneä. Ivm. l.