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Zentral-Dombauverein <Köln> [Hrsg.]
Kölner Domblatt: amtliche Mittheilungen des Central-Dombau-Vereins — 1844 (Nr. 81-132)

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https://doi.org/10.11588/diglit.1491#0141
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1

Amklicht Mitttzkilvugts dts Ttvkrvl-Domkvv-Btrtiu-,

mtt gefchichtlichen, artistischeu «ud literarkscheu Betträge«,

herauSgegebea vom Vorstande.

Kölvtr

Rr. 114._Köln, Sonntag 25. August_L844.

Da«//Kölner Domblart" erscheint jedea Lionntag als Gratis-Iugabe zur ,,Aölnisch«n Zettung", wird außerdem aber auch besonderS
auSgegeben und (jedoch erst Montags) versandt. Der Pranumerations-Prei« fü« die Sdrzel-Ausgabe, deren Reknertrag der Dombau-BereioS-Taffe zufließt,
beträgt hicr bei der Srpedition der „ALlnischen Ieitung" wie auswärts bek allen k. preuß. Postanstalten 10 Sgr. für den Jahrgang.

*lle Iuschristen sn deo Sentral-Berein werben offen oder unterKre uzbaud, mit der Rubrik: „AllgemeineAngelegeoheiten deS Dsmbau»
Bereins zuKoln", so wie «eldsendungen mit der Bezeichnung: „Seldbeiträge für den Domba« zu Köln", erbcten.

Amttiche Mittheilungen.

L i n l a - u « g.

Aufolge ß. 22 der Statuten und ß. 9 der Geschäftsordnung he-
«hre ich mich, die Herren Vorstands-Mitglieder des Centtal-Dom-
bau-BereinS zu der auf Donnerstag den 29. August o., Nachmittags
3 Uhr, im hiestgen großen Rathhaussaale anberaumten ordentlichen
VorstandS-Bersammlung ganz ergebenst einzuladen.

Köln, 15. Avgust 1844. Der Präfident des Borstandes,

Rolshausen.

Ueber die mittelalterlichm öauwerke Srauntchweigs
und teiner nächüen Umgebung.

Bon Georg G. Kallenbach.

(Schloß. S. Rr. 11S d. Bl.)

Nicht minder reich, als Braunschweiz ftlbst, ist ftine Umgegend an
Altklthümern. Kaum fieht man von der Eiftnbahn, welch« Magdcburg
mit Braunschweig verbindet, in Stä'dtchen und Dörfern andere Thürme
als romanisch«, freilich vft genug übertüncht und anderwrit verstümmeft.

Autflüge in die Umgegend erlaubte mir theilS meine vielfältlge Be-
schäftigung in der Stadt selbst, theils die winlerliche Zahreszeit nur
nach der «hemaligen Abtei RiddagShauftn «nd dem Dorfe Melverode.

Di« riddagshauser Kirche st-ht noch ganz erhaltm da, daS Kloster-
gebäude dagegen ist biS zur Unkenntlichkeit des Alten v rstümmelt, und
der von dem Kreuzgange eiugeschloffene Hof in eine Düngerstätte ver-
«andelt; «in Amtmann haus't jetzt dstt. Die Kirche, von bedeutender
Ausdehnung und in wenigen Jahrey aufgeführt, mithin aus Einem
Gusse, trägt «igenthümliche Formen aus der Perivde, in welcher der
letzte Uebergangsstyl mit dem f-ühgothischen stch vermähkt». Eine beson-
herS frappante Anlage bildet d-r Chor. Biereckig, «twaS känglich
von Westen nach Ostm hin, ist der hvhe Ehor an der Ostfeite durch
«ine gerad« Lini« begränzt und trägt «ine» Dachgiebel gleich denen
auf dem Querschiffe. Der niedrig« Chor umgibt nun wieder den hohen
von allen drei Eeiren und ist zuletzt in gleicher Weise noch durch einm
niedrigern Gang umgeben, wrlcher wahrscheinlich zu Capellen.Räumen
diente, so daß der ganze Chorbau auS drei Terraffen besteht. Aeußere
Etrebepfeiler, später weggeschlagen, unterstützten ehemaks die inneren
Gewölbr dieseS niedrigsten Umganges, während diese Bewölbr den Ge-
wölben im niedern Chor und die des lehtem dem Gewölbe des hohen
ChoreS, ohu« Anwendung von weitern Sußern Strebepfri-
lrr», zum Widerlager dienen. Dir Ausdthnung dieser zusammenge-
setzten Choranlage von Norden nach Süden ist um ekwaS geringer, als
dke der Kreuzschiffflügel, also d,r «rt, daß ihrr Enden sSmmtlich in

di« letztere münden. Das hohe Sch-ff enibehrr gleichfalls der äußeren
Streben, während solche am nördlichen Nebenschiffr vorkommen, am
südlichen durch den ehemaligen, jetzt abgeschlagenen, Kreuzgangflügel er-
s-tzt wurden. Die Fenster des hohen ChoreS, hohen SchiffeS und Quer,
schiff-S bestehen miist auS Gruppen von drei schmalen, hohen, oben
zugespitzten Oeffnungen, deren mittelste di« übrigen an Höhe überragt,
doch ohne Sprvffenwerk und ohne die sonst gewöhnliche An-
ordnung in einer gemeinschaftlichen Mauerblende, wie
solche am Kirchenschiffe zu St. Gereon in Köln, am Münster zu Bonn,
an der Kirche zu Pforzheim in Schwaben und anderen Werken der
letzten Uebergangs-Periode vorkommen. Jn den unreren Theilen der
Kirch« stehen die Frnster einzeln, und nur die westliche thurmlose Seite
deS MittelschiffeS enthZlt «in sehr großeS Spitzbogenfenster mit Maß-
werk in primitiver Weift, doch so weit verwittert, daß vollkommene
Formm nicht mehr zu entziffern flnd. Ein Lhurmbau fehtt, während
jetzt eia moderner Dachreiter auf der Kreuzung fltzt.

Von dieftr Kirche mehre Hundett Fuß «ntfernt, hat flch noch ekn«
gkeichzeitige interrffante Capelle eihakten, welche nur theilwrise auS «i-
nem Thorbau« vorspnngt und durch Cloakrn, welche fich umherziehen,
fast unzugänglich geworden ist.

Viel minder bedeutend in Größe wie in künstlerischer AuSführung,
um so intereffanter dagegen durch hohes Alter, ttitt uns die Kirche z«
Melverode entgegeu. DaS kleine Schiff sowohl alS der noch kleinere
Chor flnd fast quadratisch, und außer der Halbkreis-Abfis am Chore
fltzen zwei kleinere der Ostseite des Schiffes an. Ein »infacher Thmm-
dau von der Brrite beS SchiffeS ist diesem am Westende aufgesetzt
und ruht im Znuern auf zwei einfachm viereckigen Pfeilern nebst
Halbkreisbö^en. Das Alter d eftr Anlage zu bestimme», bin ich außer
Stande. Mit vollstSndiger Beibehalkung dieser ältesten Form erhielt
die Kirche gegen 1200 durch Ueberwölbung eine Umwandlung und
durch einqebaute, die Gewölde unterstätzende Pfeiler drei Schiffe von
gleicher Höhe. Die freistrhenden Pfeiler sowohl alS die Halbpfeiler an
den Wänden haben gleiche Gestalt mit ben Pfeilern in der oben be-
sprochene» Martini-Kirche; auch ist die Wölbung spitzbogig und «nt-
behrt der Gurte. Vor wenigen Zahren wurde die Kirche erneuert und
leider zum Theil verunstaltet. Ein dortiger Baurr klagte mir, daß der
den Bau leitende Architekt in der Haupl-AdflS das einzige Fenster
vermauert und dafür unker deffen Stelle «ine Thür eingebroche« habe,
durch welche noch Niemand gegangen sei, daß «r ferner d!e alten, mit
Säulchen unterstützte» Fenster im Thurm in kleine, häßliche, viereckige
Löcher verwandelt habe, und dies noch dazu ein Hof-Architekt aus
Wolfenbüttel geweftn s-i; zuleht brdauert« der Mann noch, daß vor
fieden Jahren der Dorfschulmeister einen alten hübschen Schnitzaltar
mkt vielen Figuren kleingehauen und verbrannt habe.

Gleichwie der Thurmbau dirser Kirche di'e Breite be« SchiffeS ein-
nimmt, eine unverhältnißmäßige Breite zu ftiner geringen Tiefe i»
westkich-Lstlicher Richtung, finden wir gleiche Thürme fast an allen
kleinern romanischen Kirchen dieser Gegend, und nur an größeren wird
der Thurmbau durch aufgeftßte Thürme am Nord- und Süd-End«
überhöht, wobei das niedrigere, bazwischen übrig bleibende Glockenhaus
d.nnoch stäts die Kirche überragk und Vorbild blieb für die reichen
gothischen Tlvckenhäuftr dieftr Gegend.
 
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