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Zentral-Dombauverein <Köln> [Hrsg.]
Kölner Domblatt: amtliche Mittheilungen des Central-Dombau-Vereins — 1844 (Nr. 81-132)

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https://doi.org/10.11588/diglit.1491#0162
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<mg« nrch nicht allgemtkn verbr«itet. Solltt nlcht an manchm Orten
di« Dombau-Beuderschast «In beffere- Slück machrn? Solltr di« vor-
herrschend« r«ligiöse Tendenz derselben nlcht i» «nzähligm Gemüthern
Xnklang finden, dle für «In nationale- Unternehmen nsch kein« Emp-
stnglichkeit, für «in« Kunstschöpstmg keinen Sinn haben? Ja, «ir wa-
g«n, un« der Hoffnuug hinzugebm, daß die Dombau-Bruderschaft in
mancht» Segendm jene Znten inS Andenken rufrn würdr, wo ganz«
Scharen uach Köln walltrn, um dir Klrinodie», «rlche unser Dom in
stch birgt, zu vrrthren, und daß, «enn auch solche Wanderungen nicht
wieder aufkommen sollten, man doch die Opfer hieher schicken wird,
die man «inst srlbst übrrbrachte.

Wir glauben also nicht, daß der Zeitgeist den religiösen Verbindun-
gen abhold gewordm sei, und meinrn, daß «S nur der Anregung be-
dürf«, um daS, was im Volke schlummert, auf «in brstimmteS Iiel
zu richtrn. Wir lassen dabei di« Dombau-Vereine in ihren Ehren,
nur möchke» wir unsere große Dombau-Sache zu einer Diizesan-
Angrlegrnhelt gefirdert, wir michten ihr so gern daSZnteress« zu-
gewendet srhen, das fie «iust bei den Völkern in Anspruch nohm, wir
möchten durch da« Ausammenwirken möglichst vieker Kräfte der jetzi-
grn Generation das Glück gern ginnen, in dem volkendetenDome
Gott anzubeten im Geist« und in der Wahrheit; vvrab möchten wir
namentlich, daß die Herren Landgeistlichen in den Temeinden, wo
bi« jeht noch kein Dombau-Verein besteht, den Versuch mit «inrr Dom-
bau-Bruderschast anstellten.

Köln, am Jahrestagr der Linwtihung der Domkirchr.

Ruch ein Ülort ;ur Vertheidigung der Tombau-Bruder-
tchatts-Vortchläge gegm die -estallsigen Anschuldigungen
-es ehrwürdigen Fektredners des jülicher Dombau-Vrreins.

(Bergl. Rr. 117 d. Bl.)

Da der ehrwürdig« Herr Festrednrr d«S jülicher Dombau-Vereins
flch »icht nur mit Unrecht (wovon ihn seine «igene Anerkennung über-
zeugen muß) gegen di« in neurster Zeit in Vorschlag gebrachte Dom-
bau-Bruderschast auSspricht, sondern sich auch noch durch seine «ntge-
g,ng«fitzt« Ansicht zu der Unterstellung verleitrn läßt, alS ginge der
Vorschlag darauf aus, drn Domdau-Verein zu beeinträchligen oder gar
z« vrrdrängrn: so wird er «s wohl »icht übel nehmen, wenn die Be-
thrilkgten an jenem Vorschlage, einer nach dem andern, sich vor dkeser
Anschuldigung zu verwahren suchen und dasUnwahre einer sokchen Un-
terstellung von sich zurückweifen. Diesemnach bittet der Unterzeichnet«
drn Herrn Festredner, er mög« selbst den in Nr. 78 diefis Blattis
abgedruckten Artikek „Dombau-Bruderschast", als den zweite» über die-
sen Gegenstand veriffentlichken, nochmalS nachlesen, um fich zu üder-
zeugen, wie unpaffend und ungerecht auch hier seine Unterstellung sei,
«i« er sich auch hier nur von dem Flusse seiner Rede, nicht aber von
den Emdrücken der Wahrheit hab« deherrschen laffen können. Jo, «r
wird deutlich genug finden, daß der Vorschlag zur Errichtung einer
Dombau-Bruderschaft neben dem Dombau-V«reine nur dasje-
nige zu «rgänzen beadfichtige, was er (der Festredner) selbst durch seine
projeciirten blechernen oder kupfernen Büchsen zu «rfitzen vermeint.
„So hat doch jeder Mensch seinen eigenen Kopf und jeder Kopf seine
«igrne Anficht," sagt «in sehr geschetzter und berühmter Mann.

Mögen demnach di« Rricheren, bie Gebildrteren des Volkes, die
Künstler und die Kunstsr-unde, welche der Herr Festredner im Auge
grhabt, in den Reihen unseres Dombau-VereinS alle kommen, ihre
Gaben auf den Opferaltar hinzulegen, um mlt bauen zu helfrn daS
schönst«Denkmal drutscher Kunst, — wir werdm fi« gewiß nicht,
«ie der Herr Festredner zu fürchten scheint, abzuhaltrn suchen, sondern
viekmehr herzlich willkommen hrißeo. Mözr man es denn aber auch
«ns nicht übel deuten wollen, wenn wir, a«S Lieb« für die Vsllendung
un fereS Domes, die Blicke noch so Viekrr — und, so man will, aus
den unterenElassen disDolkes —, die weder die verborgenenReize
der Kunst, noch die Hvhrit ihrer Nationalität zu feffeln vrrmögen, über
dirse Punkte der Anschauung hinweg und auf den beffer verständlichen
Punct teS eigentlichen Iweckes unfireS kunstvollen GoitestempelS
hinzulenke» suchen, um fl« hiedurch zur vereinigten Mitsteuer anzure-
gen. So z. B. möchten wir Dombau-Bruderschasts-Freunde zu den
Angedeutekn sagm: „Eeht, wir bauen da den schönsten Temprl — baß
« schön ist, wird euch doch wohl nicht so schwer zu begreifen fiin,
wi« der «hrwürdige jülicher Festredner zu drnken scheint —, wir bauen
da dm schönstm Tempel zu Ehren «ottes, des Hrrrn der Heerscharen,
drffen Name groß ist unter allen Nationrn; — wir bauen einen
herrlichen christkatholischen Lempel, in «elchem man täglich bie
Feier jrneS reinm und heiligen Opfers b-geht, daS, nach ber Weissa-
gung d«S Prvphcten MalachiaS, vom Aufgangr biS zum Untergang«
d«r Sonne, so «eit die katholische Christenheit reiche, dem Namen d«S
Herm dargebracht wird. Kommt also, ihr kunstlosen Ehristgläabigrn,
«nd vereinigt euch zu «iner großm religiösm Bmderschaft neben un-
serm Dombau-Vereine, um mit diesem gemeinsam, wenn auch nicht
a«S Gefühl für di« höhere Kanst, doch aus Gefühl für di« Shr« des
allrrhöchsten TotteS, dm schönen Tempel vollmden z« helfen!"

DieS «nd nur dieS ist «S, waS der Vorschlag zur Errichtung einer
Dombau-Bruderschaft zu erstreben beabflchtigt; urthiilr man nun recht,
ob «in solcher Vorschlag gemißbilligt oder vielmehr gebilligt «nd beffer
beachtet zu «erden verdime!

Kölv, 23. September 1844.

Der Versasser d«s in Nr. 78 d. Bl. abgedruckt««
Artikels: „Dombau-Bruderschaft."

Ueber Reliquienfchreine und Neliquiarim.

Von Prisar.

(Forts. S. Rr. II? «. 118 d. Bl.)

3. D«r Kasten de« heik. Heribrrt in Deutz.

Der Heribrrti-Kastm in Deutz hat fünf Fuß Länge, zwei Fuß Höhe,
«inen Fuß drei Zoll Breite. Die inner« Rinde, welche dm «dlm Kern
umschließt, scheint aus Blei zu sein, dann folgen stsek« Eichenbohlm,
die nach Art «ineS Kirckmschiffes an einandrr gefügt find, nämli'ch als
Grundlag« eine, zwei Seitenwände, z«ei zur Bedachung, zwei für
Face und Contreface. Ueber diese Bohlen ziehm sich silberne und mrs-
singene Platten in schön gettiebenm Fkgurm und Arabesken über die
Bedachuno, welche durch Schmelzwerk« und ArabeSkenverzierungen in
verschieden« Felder getheilt werden. Jn jmen goldenen Feldern finden
sich auf jeder Seite sechS groß« Emailleplatten von «twos mehr alS
einem halben Fuß Durchmesser, «elche in ungefähr zwanzig Bildern di«
Lebmsgeschichte des Heiligen enthalten. Jme Bilder beginnen mit der
Geburt deS h. Heribert und enden mit seinem Tode und sei'ner Auf-
nahme in den Himmel durch dke Engek. Die sechs ersten jener Kreise
mthalten jeder für flch zwei durch einm horizontalen Durchmeffer ab-
gesonderte, doch in nächstem Iusammenhange stehendr Ereignisse, mit
Umschristen in zwei doppelt gereimten Hexsmetern, nämlich:

I. SlaZniüoe probis, notat vrtuw visio solis -j-
ttoo xraoviSit ita, xater eius et Israelita

Nach der LedenSgeschichte de« h. Heribert wurde die bevorstehmde
Seburt deSfilben durch ein glänzendes Licht und «ine höchst merkwür-
di'g« Erscheinung angezeigt, di« nicht nur der Vater, sondern auch viele
Andrrr und namrntlich «in Jude, der mit der Familie in GeschäftS-
verhindung stand, bemrrkte», und nammtlich sagt« der letztere dem Kinde
«ine glorreichr Zukunft und dm Eltern große Freude voraus *).

». Die Ueberlieferung deS h. Heribert an daS Kloster zur Erziehung
und feine Fortschritte in den Wiff-nschaften:

vootori natuui, traäit xater eruckionckllw -s
visxutat atgue äooot, quew Zratia ooelioa roxlet.ch.

Dieses Bild enthält gleichsam drei Acte, nämlich die Ueberlieferung
an das Kloster als Bild für sich, dan» den Unterricht des h. Heribert
!n den Elementen der Wiffenschaften, mit einem ABC-Buch auf den
Knieen und einem Meister, der gegen ihn di« Zuchtruthe eihebt, ganz
nach den Wortm der h. Schrist: Wer seinm Sohn lirbt, der züchtiget
ihn, und der Rcgel deS h. Bmedict. Heridert wurde in der Kloster-
schule zu WormS, wo er geboren, erzogen und hatte, wi« «s hiess, un-
ter Anderen auch den berühmtm Gerdert zu seiuem Lehrer.

III. Enthält die Empsangung der h. Weihen und seine Beförderung
zum Kanzler durch den Kaiser, der ihm Mantel und Schreihzeug rei-
chen läßt, mit den Worten als Ueberschrift:

Lio tit levits, vir olsru» ooolido vita
Lanoollature, Itex Iiuue iavestit koavre ch.

IV. Seine Belehnung mit einer Fahnr od«r einem Bischofsstabe und
«inem langen Stabe als Irpter und Zeichen der dopprlten Würde eines
Erzbischofs von Köln. Man sieht, der Znvestiturstertr hat noch ni'cht be-
gonn«n. Jn dem untern Bild« weiht Papst Zohann das erzbischöflichr
Pallium. Ueberschrift:

Lx regis äouo äatur kio saor» virza patrono
kraosulis iusigue, xleuuw ckat pap» beaiAuo -s.

V. Jst «in Zug über dir Gebirgr hin mkt Roß und Mann, von
prächtiger Composttion, mit kühnen, gewandten Formen, von denm
man sich fast wundern muß, wie fie hieher kommen. Jn der untern
Abtheilung «ird Heribert von seinem Elerus mit Weihwasser und
Rauchfaß «mpfangen:

klous trausit wootos. Sparsurus euuiiuo valles s'

Susoipit optatuw, plebs xoutilioem ^ratuw s'.

VI. Entbält daS canonische Examen vor dem Oberhaupte der Kirche
und dem Cardinals-Coll«gium mit der EideSleistung des GrhorsamS in
der ersten Abtheilung, der Cousecration in der zweiten:

Siv sudit exaweu, wiseris iuzo levamou -s
vuotio sauota ilatur, porsouaguv cliZua sscratur s-.

Nun wendet sich die Teschichte zu d«r andern Srite, zu Vorstellun-
gen auS dem Lebm de« Heiligev alS Vorst«h«rS der Diizese Köln. Di«
Raume find nicht mrhr ia zwei HLlften gelheilt, sondern jedeS Bikd
umfaßt den ganzen Krris, und wo ein« n«ue Handlung dargestellt wird,
ist diese durch ni-chts alS si« filbst getrennt.

*) Sorius iu vit» 8. keriberti.
 
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