drrzi«rt und durchbrochen, verdrckt. Jndem dirs« Thurmhelmedkr Rrihrn
der S'tze mit rinandrr verdinden, diene» si« zugleich zum Aufgange
,u denselben. Der eine Lhurmbau auf drr rechten Seite ist schon
voLendet, baut sich schön in den schlankst.n Berhaltnissen und soll der
heiligen Jungfcau gewidmrt sein, deren Bild, unzrfahr 4 Fuß hoch
auf schwedendem Sockel, von einer Engel-Glorie umgeben, ihm zur
Zierde dienen wird. Der Thurmbau auf der entgegengesetzten Seite,
dem Heilande gewidmet, wird sich alS Baldachin übrr drr Statue des
über Hillr und Tod triumphirenden EhcistuS emporbauen.
E'st neun ber Shorstühle sind biS jetzt ganz vollendet, und zwar dke
drr rrsten Arcade zuneichst drm Altar auf de« rechten Seite deS Pre«-
byteriumS. Wo man vom Preabyterium in die Stähle tritt, sehen
wtr einen betendtn Engel,— rin- von den seelenvollen Figuren, wte fie
nur di« frommea Aünstlrr drs 15. Zahrhandertü schaffen konnten: er
ist in Aadacht aufgrlifr uad stimmt zu dersrlden, wie auch die Engek,
die üder ihm fiagend d«n Herrn lobrn. Ueber dirsen im Hintergrunde
David, der königlichr Sänger der Psalmrn, und am eatgegengesetzten
Ende drr Stühle üderraschl un« «in gar fromm gedachte«, jangfräulich
milde« Bil) der Mutler bes Herra als Beschützerm der Stadt Anc-
«erpen. Durch schlanke Säulen, in Lauspyramiden auSlaufend und
den über den Stühlen fich bildenden B-ildachia stützend, ist di« ganzr
Hinterwanb in neua Adschnilte gethtilt, ia denen unter kleiarn Eapell-
chra neun Gruppen aus drm Lebm drr heiligea Jungfrau angrbracht
find. Wir sehen hier 1) Maria im Temprk; 2) die vermählung;
3) die Berküadigung; 4) oen Sesuch; 5) die Aabetung der Engel; 6)
di, Beschnridung; 7) die Opferuag drr h. brei Könige; 8) di- Dar-
brinzung dr« Heilaadrs im Tempel; 9) die Ftuchk nach Ae^ypten.
Uebe« drn «inzelnen Eruppen befiadrn sich Eazelfiguren mit drn Em-
blemm d«S Leiden« uaseres HeilanSe«, frei stehend, da hier die Hinter-
«and durchbrochen ist.. Aus vorspringmdenSäulchen, di« an den Haupt-
pfeilem angrbracht find, s-hen wir dre Palrone de« Landes in Sta-
tuetten, gerab« neben dtr Gruppen grstellt. Jn der Mitle riner jeden
Logenstellung soll al« oberer Schluß daS Bild eiaeö Evangelistr» an-
gebracht wrrdra. Orn Säulen de« HintergrundeS entsprechend, strhen
auf der vordern Balustrad«, welche den uatern Sitzen zum Hinter-
gruadr dirnt, di« acht Seligkeiten ia gar liebreizenden Staruetten. Un.
ter jeder Gmppe ist auf der Hinterwand ein pslychromatisch ausge-
sührte« Wappenschild anzebrachr, ein reizender Schmuck «nd mit bem
Ganzea, da« in Eichenholz, dem mm sei'n« natürliche Farbe gelassen
hat, gearbeitrt ist, in der schbnsten Harmonle. Die Wände der Sitze
selbst find mit architrkto rischrn Moliven vrrzirrt, «ie auch um di«
Sitztrennungen ein« hochgearbeitete Laubwlndung lLuft. Die Architek-
tur ist sehr reich, ader in den Formen «in wenig grkröpst, nichl schlank
und organisch «mpocstredmd genug; eS stnd Motive au« «iner Ieil, wo
drr deutsch« Styl sich schon in lleberladungen und AuSschweifungcn
in den Formen gefiel, dabri ab«r wieder aufs schönst« auSgesührt, aufs
rrichste mit Eonsolfigurm, Slaruetlen, Laubornamenten verzierr, so daß
drr Eindruck beS Ganzen kein ungrfälliger ist, nicht unangenehm aufS Aug«
wirkt. Mich störtrn nur »inzelne, ein wenig ,u kräftige Mocive in
den Wandfüllungen und dann dir Monotoai« iu ben Laubgewinden,
welch« di« Lehnen der Sitz« umgeden. Man hat hier aber einziz um
Kosten zu sp^rm, nichk gewechselt in den Formeo. Die AuSführung
ist durchweg mristerhaft zu nenaen und taan nicht gediegener srin.
Durlet hat, nachdem er den ktlner Dom gesehen, die Reinhrit des
deulschen Style«, seiae anmulhvolle Einfachheit in feinem ganzen Or-
gauismu«, in Grundformen und Omamentik wohl begriffen und auf-
zufassm grwußt, wie dir architektonischrn Verzierungen, die ganze An-
lagr der ornamentirendm Theile der Hinterwand zu der den feriigm
Stühlrn rnrsprechenden Bogenstellung di«S bekundet. Hier kommen
mir rinzelne der Laudsäulchen, der Pyramiden im Vrrhältniffe zu der
Maff« rmr «twaS zu magrr v»r, und mituater mangelt eine strenz
durchgesühiti organisch« Entwickelung der Ornamente; es ist daS Ganze
zu figurakio gehalten. Die noch ganz zu vollendeuden zwri Arcaden
werden auch hierin uichtS z» wünschen übrkg lassrn, dafür bürgt Dur-
let'« ^llles mit der größten Lebendigkeit auffassendrr und ebe» so schnell
««rständlich uud künßlerisch reproducirendrr Grist.
Wer S«legenh«lt hatte, die Werke erne« Johano van Eyck und
seiner Zeitgrnoffm, die anmuthvollea, tirf gemüthlichen Schöpfungen
«ines Hemling (uicht Mrmliaz), wi« fie daS autweeprner Otusrum
«nd das Hospital drs h. Johanne» in Brügg« auforwahrea, zu bewun-
dera, drr kann sich rtne wahre Vorstellung machen von drn figürlichm
Bildwerkm, wrlche dles.n Stühlm zum hohen Schmucke dienen. Ss
ist nicht bloße geisttodte Nachahmung einer Kunstperiod«, di« uns burch
rhre kiadlich« »infalt und lirdrrizmdeGemüthlichkelt, durch die unaus.
sperchlich. Aamuth drr rrinst.n Unschuld feff-lr und erbaut, e« ist bei-
dm Künstlern, welche hirr schaffm, zur klarsten Anfchauung gewvrdm,
wa« d,e Küastler jener Period« gewollk, worin der hohe, mild versöh-
»ende Reiz ihrer Werke liezt, die un» nebm dem höchst Vollendeten,
was je dir Kunst schuf, noch immee deseligrnd erfreuen. Es ist daS
Sanzr Werk aus drm lrbendigen Qurll d«S BlaudrnS entsprosseo, und
darmn weht auch drr Orist der lebmdigstm Harmonie über demselben.
cktachdem Dur let und GerrtS dm Plan gefaßt, in ihremJnnersten
«lSgearbeitet, «ar e« alcht alleia rin Wollen, daS sie an« Werk trieb,
«s «ar «in Müffm, und darum eben schufen fie ss Bollmdete«, so
anmuthig Liedrtijmde«, wie di'e Tegmwart in der Weise nichlS Aehn-
llche«, Dollendeteres aufzuwrism hat. Zn den noch auSzuführendm
Stühler» soll daS Lrben drr h. Jungfrau, welcher die Kirche gewriht
ist, und ihre Mystrrim dargestellt werden, in derselbm Wrise, wie die
n«Ln Gruppm schon vollmdrt find. Uaerschspflich ist Durlet'SPhan-
tafie in den Omamentrn, und h'er ist ihm «Len eine Selegmheit ge-
dotm, das Schönste bilden zu könnm. Diese Ehorstühle «erden da-
her Zedm ebm so sehr erfrmm alS erbaum. Sie sind e'n wahres
Klrinod i» dem rei'chen Kranze von Kunstwrrk.n aller Gatkungen, deren
Antwerpm sich rühmt. Sie allrin lohnm die Fahrt nach der schönen,
<o erin»erungreich!n Stadt.
Einstweilm stockt dk« Ausfühmng, weil es der Kirchr an Mitteln
zebricht, daS große W-rk zu vollrndm, welche« di'e Künstler selbst im
frommen Glauben begonnm und das auch schon viele «nterßützmde
Freunde gefunden hat und noch fiadm wlrd; dmn ich kann mich gar
nicht mit dem Gedanken befrmndm, daß ein solches Werk ia unserer
Zeit unvollendrt blelb n ktnntr — «S wäre schmachvoll.
Die Restauratiynm an drm 391 Fuß hohm, vom Zahre 1422 biS
1518 vsllmdeten Th rrme stnd auch voll-ndet, und der Archllekt blieb
ireu dem ursprüaglichen Gtyl«, der in den obera Thelken schon daS
Gepräge aller Abnormitäten trägt, zu dmen drr deutsch« Styl im Rin-
zen mit dem der Renaiffanre seine Iuflucht nahm, um rtwa» NeueS
und — gar SchlechteS zu schaffrn. V»n drr höchsten Galerie de«
Butlerthurms — so heißt der Thurm, wril er vsn den Geldern «rbaut
«urde, die für die DiSp-nsen bezahlt wurdm, um i» der Fastmzeit
und aa den Abstiamztagen Butter «ffm zu dürfen — genießt man
eine Fernsicht, wie sie in ih-rr Troßartigkeit nur ein Flachland, wie
diese Streck- BelgienS, bietm kann. Bon vlissiagen bis zu den gen-
ter Niederunzm beberrscht der Blick die weite, reich gesegnete Ebene,
mit Skädcen und Dörfern besäet, vsn Flüssen und Canäl-n du.-ch-
schnilten, dm Schauplatz elner reich bewegten, sür alleIriten und Völ-
ker inhalischweren G-schichre.
Der Portalbau der Kathedrale, «infach in seinen Berhältniff-n, soll
auch nach Duriet's Entwürfen reich verziert rrstaurirt werden unb
wird dann d«r vorderanflcht der schönen Kirchr einm neuen Schmuck
verleihm, dm sie biSher «ntbehrtr. Wie solche Restaurationm in Bel-
zim ausgeführt werden, beweis't dir St. Gudulakirchr ia Biüffel, ein
Vebäude au« der Mitte d«S dreizehntm JahrhundertS, in seiner jetz'gen
Gestalt 1226 begonnm und 1273 vollendet. Nur diesen Bau braucht
man mir unserm Dom- zu vergleichen, um fich zu überz«ugm, daß
derselb«, wle wir ihn jetzt srhm «nd staunend bewundern, «iner spLtern
Epoch« angehört, al- gewöhnlich angrnommen wird. Hier führen dir
Siein« «ine übrrzeuzmdr Sprache, die fich nicht widerlegen läßt. Die
Ornamente deS ThurmbaueS und der ganz« Portalbau mit seinen Statuet-
-en find wieder hergestellt, und zwar ia rinrr fo gewiss-nhaft voll-ndelm
Weise, al« man es nur imme« verlangea kann. Uater dm Nischm
der Tbürme stehm jetzc dir Standbilder der Hrrzoge und H.rzoginnen
von Brabrnt, Propheteo und Patriarchea auf den Säulen deS Psr-
rals, und üder dem Giebel desselden in einer Reihe unter reich verzier-
ten Baldachinm d'ir Schutzheiliqm des LandeS. Diefer Wiederherstel-
lungsbau gibl daS brste I-ugniß von dem gutm Geschmacke des leitm-
den Acchitektm, welchem seine Landsleutr bei ähnlichm R-stauratisnen
nur getrost folgen migm.
Drr Geist fü- dies« Ding», welchi man vor ein pair Jahrzehmdm
noch alS barbarisch vrrschri« und al- «in« lächerlichr Manir mit Achs.l-
zucken bem'tleideke, ist auch in Belzim mit dem immer ledmdiger wer-
dmdrn Selbstdrwußtseia der Wolksthümlichkeit nm «rwacht und «ird
schon in der nächstrn Iukunft di« herrlichsten Früchte treiben. Jn
Lüttich hal flch längst «in Hülfsver>ia zur Föiderung deS DsmdaueS
ia Köln gebildet, und ein ähnlicher Verein wird auch in Antwerpm zu
Stande kommen durch di« Bemühungrn deS Hrn. Felix BogaerrS,
Profeffors der Geschichr« am dafiqm Athmäum. Schon mehr« Fleundr
des bohen Werkes habm fich auf ein« Re h« von Jaheen zu destimm-
ten B-iträgm verpflichtet, und mit Sicherheil läßc eS fich ekwartm,
baß diese schönm Äeispiele noch v!el« Nachadmee finden wcrden. Es
dedurfle hier nur eineS «asangeS, denn wie KSla Antwerpens Kirchea
in seiner Blüthezeir mit herrlichen GlaSqrmeildm schmöckle, so wird
Antwerpm jetzt, da ein neuer Morgm für sein Handelsleben im «n-
druch ist, auch der erhabenm Metropolltan-Kirche Ailns, die seit Zah'-
hunderken ihrem Berfall- «ntoegen trauerts» derm Vollendung noch
vor «imm Jahrzehmd zu den frömmstm Wünschm gehörte, gern fir-
drrnd eingedenk sein. Der Himmel gede selnm Srzea!
Köln, im Seplember 1814.
Ernst Weyden.
Verantwortlicher HerauSgeber: Zos. DuMont.
Druck und Comnnsskons-Brrlag drs BerlegerS der Kilnischen Zettung,
M. DuMont-Schauberg.
der S'tze mit rinandrr verdinden, diene» si« zugleich zum Aufgange
,u denselben. Der eine Lhurmbau auf drr rechten Seite ist schon
voLendet, baut sich schön in den schlankst.n Berhaltnissen und soll der
heiligen Jungfcau gewidmrt sein, deren Bild, unzrfahr 4 Fuß hoch
auf schwedendem Sockel, von einer Engel-Glorie umgeben, ihm zur
Zierde dienen wird. Der Thurmbau auf der entgegengesetzten Seite,
dem Heilande gewidmet, wird sich alS Baldachin übrr drr Statue des
über Hillr und Tod triumphirenden EhcistuS emporbauen.
E'st neun ber Shorstühle sind biS jetzt ganz vollendet, und zwar dke
drr rrsten Arcade zuneichst drm Altar auf de« rechten Seite deS Pre«-
byteriumS. Wo man vom Preabyterium in die Stähle tritt, sehen
wtr einen betendtn Engel,— rin- von den seelenvollen Figuren, wte fie
nur di« frommea Aünstlrr drs 15. Zahrhandertü schaffen konnten: er
ist in Aadacht aufgrlifr uad stimmt zu dersrlden, wie auch die Engek,
die üder ihm fiagend d«n Herrn lobrn. Ueber dirsen im Hintergrunde
David, der königlichr Sänger der Psalmrn, und am eatgegengesetzten
Ende drr Stühle üderraschl un« «in gar fromm gedachte«, jangfräulich
milde« Bil) der Mutler bes Herra als Beschützerm der Stadt Anc-
«erpen. Durch schlanke Säulen, in Lauspyramiden auSlaufend und
den über den Stühlen fich bildenden B-ildachia stützend, ist di« ganzr
Hinterwanb in neua Adschnilte gethtilt, ia denen unter kleiarn Eapell-
chra neun Gruppen aus drm Lebm drr heiligea Jungfrau angrbracht
find. Wir sehen hier 1) Maria im Temprk; 2) die vermählung;
3) die Berküadigung; 4) oen Sesuch; 5) die Aabetung der Engel; 6)
di, Beschnridung; 7) die Opferuag drr h. brei Könige; 8) di- Dar-
brinzung dr« Heilaadrs im Tempel; 9) die Ftuchk nach Ae^ypten.
Uebe« drn «inzelnen Eruppen befiadrn sich Eazelfiguren mit drn Em-
blemm d«S Leiden« uaseres HeilanSe«, frei stehend, da hier die Hinter-
«and durchbrochen ist.. Aus vorspringmdenSäulchen, di« an den Haupt-
pfeilem angrbracht find, s-hen wir dre Palrone de« Landes in Sta-
tuetten, gerab« neben dtr Gruppen grstellt. Jn der Mitle riner jeden
Logenstellung soll al« oberer Schluß daS Bild eiaeö Evangelistr» an-
gebracht wrrdra. Orn Säulen de« HintergrundeS entsprechend, strhen
auf der vordern Balustrad«, welche den uatern Sitzen zum Hinter-
gruadr dirnt, di« acht Seligkeiten ia gar liebreizenden Staruetten. Un.
ter jeder Gmppe ist auf der Hinterwand ein pslychromatisch ausge-
sührte« Wappenschild anzebrachr, ein reizender Schmuck «nd mit bem
Ganzea, da« in Eichenholz, dem mm sei'n« natürliche Farbe gelassen
hat, gearbeitrt ist, in der schbnsten Harmonle. Die Wände der Sitze
selbst find mit architrkto rischrn Moliven vrrzirrt, «ie auch um di«
Sitztrennungen ein« hochgearbeitete Laubwlndung lLuft. Die Architek-
tur ist sehr reich, ader in den Formen «in wenig grkröpst, nichl schlank
und organisch «mpocstredmd genug; eS stnd Motive au« «iner Ieil, wo
drr deutsch« Styl sich schon in lleberladungen und AuSschweifungcn
in den Formen gefiel, dabri ab«r wieder aufs schönst« auSgesührt, aufs
rrichste mit Eonsolfigurm, Slaruetlen, Laubornamenten verzierr, so daß
drr Eindruck beS Ganzen kein ungrfälliger ist, nicht unangenehm aufS Aug«
wirkt. Mich störtrn nur »inzelne, ein wenig ,u kräftige Mocive in
den Wandfüllungen und dann dir Monotoai« iu ben Laubgewinden,
welch« di« Lehnen der Sitz« umgeden. Man hat hier aber einziz um
Kosten zu sp^rm, nichk gewechselt in den Formeo. Die AuSführung
ist durchweg mristerhaft zu nenaen und taan nicht gediegener srin.
Durlet hat, nachdem er den ktlner Dom gesehen, die Reinhrit des
deulschen Style«, seiae anmulhvolle Einfachheit in feinem ganzen Or-
gauismu«, in Grundformen und Omamentik wohl begriffen und auf-
zufassm grwußt, wie dir architektonischrn Verzierungen, die ganze An-
lagr der ornamentirendm Theile der Hinterwand zu der den feriigm
Stühlrn rnrsprechenden Bogenstellung di«S bekundet. Hier kommen
mir rinzelne der Laudsäulchen, der Pyramiden im Vrrhältniffe zu der
Maff« rmr «twaS zu magrr v»r, und mituater mangelt eine strenz
durchgesühiti organisch« Entwickelung der Ornamente; es ist daS Ganze
zu figurakio gehalten. Die noch ganz zu vollendeuden zwri Arcaden
werden auch hierin uichtS z» wünschen übrkg lassrn, dafür bürgt Dur-
let'« ^llles mit der größten Lebendigkeit auffassendrr und ebe» so schnell
««rständlich uud künßlerisch reproducirendrr Grist.
Wer S«legenh«lt hatte, die Werke erne« Johano van Eyck und
seiner Zeitgrnoffm, die anmuthvollea, tirf gemüthlichen Schöpfungen
«ines Hemling (uicht Mrmliaz), wi« fie daS autweeprner Otusrum
«nd das Hospital drs h. Johanne» in Brügg« auforwahrea, zu bewun-
dera, drr kann sich rtne wahre Vorstellung machen von drn figürlichm
Bildwerkm, wrlche dles.n Stühlm zum hohen Schmucke dienen. Ss
ist nicht bloße geisttodte Nachahmung einer Kunstperiod«, di« uns burch
rhre kiadlich« »infalt und lirdrrizmdeGemüthlichkelt, durch die unaus.
sperchlich. Aamuth drr rrinst.n Unschuld feff-lr und erbaut, e« ist bei-
dm Künstlern, welche hirr schaffm, zur klarsten Anfchauung gewvrdm,
wa« d,e Küastler jener Period« gewollk, worin der hohe, mild versöh-
»ende Reiz ihrer Werke liezt, die un» nebm dem höchst Vollendeten,
was je dir Kunst schuf, noch immee deseligrnd erfreuen. Es ist daS
Sanzr Werk aus drm lrbendigen Qurll d«S BlaudrnS entsprosseo, und
darmn weht auch drr Orist der lebmdigstm Harmonie über demselben.
cktachdem Dur let und GerrtS dm Plan gefaßt, in ihremJnnersten
«lSgearbeitet, «ar e« alcht alleia rin Wollen, daS sie an« Werk trieb,
«s «ar «in Müffm, und darum eben schufen fie ss Bollmdete«, so
anmuthig Liedrtijmde«, wie di'e Tegmwart in der Weise nichlS Aehn-
llche«, Dollendeteres aufzuwrism hat. Zn den noch auSzuführendm
Stühler» soll daS Lrben drr h. Jungfrau, welcher die Kirche gewriht
ist, und ihre Mystrrim dargestellt werden, in derselbm Wrise, wie die
n«Ln Gruppm schon vollmdrt find. Uaerschspflich ist Durlet'SPhan-
tafie in den Omamentrn, und h'er ist ihm «Len eine Selegmheit ge-
dotm, das Schönste bilden zu könnm. Diese Ehorstühle «erden da-
her Zedm ebm so sehr erfrmm alS erbaum. Sie sind e'n wahres
Klrinod i» dem rei'chen Kranze von Kunstwrrk.n aller Gatkungen, deren
Antwerpm sich rühmt. Sie allrin lohnm die Fahrt nach der schönen,
<o erin»erungreich!n Stadt.
Einstweilm stockt dk« Ausfühmng, weil es der Kirchr an Mitteln
zebricht, daS große W-rk zu vollrndm, welche« di'e Künstler selbst im
frommen Glauben begonnm und das auch schon viele «nterßützmde
Freunde gefunden hat und noch fiadm wlrd; dmn ich kann mich gar
nicht mit dem Gedanken befrmndm, daß ein solches Werk ia unserer
Zeit unvollendrt blelb n ktnntr — «S wäre schmachvoll.
Die Restauratiynm an drm 391 Fuß hohm, vom Zahre 1422 biS
1518 vsllmdeten Th rrme stnd auch voll-ndet, und der Archllekt blieb
ireu dem ursprüaglichen Gtyl«, der in den obera Thelken schon daS
Gepräge aller Abnormitäten trägt, zu dmen drr deutsch« Styl im Rin-
zen mit dem der Renaiffanre seine Iuflucht nahm, um rtwa» NeueS
und — gar SchlechteS zu schaffrn. V»n drr höchsten Galerie de«
Butlerthurms — so heißt der Thurm, wril er vsn den Geldern «rbaut
«urde, die für die DiSp-nsen bezahlt wurdm, um i» der Fastmzeit
und aa den Abstiamztagen Butter «ffm zu dürfen — genießt man
eine Fernsicht, wie sie in ih-rr Troßartigkeit nur ein Flachland, wie
diese Streck- BelgienS, bietm kann. Bon vlissiagen bis zu den gen-
ter Niederunzm beberrscht der Blick die weite, reich gesegnete Ebene,
mit Skädcen und Dörfern besäet, vsn Flüssen und Canäl-n du.-ch-
schnilten, dm Schauplatz elner reich bewegten, sür alleIriten und Völ-
ker inhalischweren G-schichre.
Der Portalbau der Kathedrale, «infach in seinen Berhältniff-n, soll
auch nach Duriet's Entwürfen reich verziert rrstaurirt werden unb
wird dann d«r vorderanflcht der schönen Kirchr einm neuen Schmuck
verleihm, dm sie biSher «ntbehrtr. Wie solche Restaurationm in Bel-
zim ausgeführt werden, beweis't dir St. Gudulakirchr ia Biüffel, ein
Vebäude au« der Mitte d«S dreizehntm JahrhundertS, in seiner jetz'gen
Gestalt 1226 begonnm und 1273 vollendet. Nur diesen Bau braucht
man mir unserm Dom- zu vergleichen, um fich zu überz«ugm, daß
derselb«, wle wir ihn jetzt srhm «nd staunend bewundern, «iner spLtern
Epoch« angehört, al- gewöhnlich angrnommen wird. Hier führen dir
Siein« «ine übrrzeuzmdr Sprache, die fich nicht widerlegen läßt. Die
Ornamente deS ThurmbaueS und der ganz« Portalbau mit seinen Statuet-
-en find wieder hergestellt, und zwar ia rinrr fo gewiss-nhaft voll-ndelm
Weise, al« man es nur imme« verlangea kann. Uater dm Nischm
der Tbürme stehm jetzc dir Standbilder der Hrrzoge und H.rzoginnen
von Brabrnt, Propheteo und Patriarchea auf den Säulen deS Psr-
rals, und üder dem Giebel desselden in einer Reihe unter reich verzier-
ten Baldachinm d'ir Schutzheiliqm des LandeS. Diefer Wiederherstel-
lungsbau gibl daS brste I-ugniß von dem gutm Geschmacke des leitm-
den Acchitektm, welchem seine Landsleutr bei ähnlichm R-stauratisnen
nur getrost folgen migm.
Drr Geist fü- dies« Ding», welchi man vor ein pair Jahrzehmdm
noch alS barbarisch vrrschri« und al- «in« lächerlichr Manir mit Achs.l-
zucken bem'tleideke, ist auch in Belzim mit dem immer ledmdiger wer-
dmdrn Selbstdrwußtseia der Wolksthümlichkeit nm «rwacht und «ird
schon in der nächstrn Iukunft di« herrlichsten Früchte treiben. Jn
Lüttich hal flch längst «in Hülfsver>ia zur Föiderung deS DsmdaueS
ia Köln gebildet, und ein ähnlicher Verein wird auch in Antwerpm zu
Stande kommen durch di« Bemühungrn deS Hrn. Felix BogaerrS,
Profeffors der Geschichr« am dafiqm Athmäum. Schon mehr« Fleundr
des bohen Werkes habm fich auf ein« Re h« von Jaheen zu destimm-
ten B-iträgm verpflichtet, und mit Sicherheil läßc eS fich ekwartm,
baß diese schönm Äeispiele noch v!el« Nachadmee finden wcrden. Es
dedurfle hier nur eineS «asangeS, denn wie KSla Antwerpens Kirchea
in seiner Blüthezeir mit herrlichen GlaSqrmeildm schmöckle, so wird
Antwerpm jetzt, da ein neuer Morgm für sein Handelsleben im «n-
druch ist, auch der erhabenm Metropolltan-Kirche Ailns, die seit Zah'-
hunderken ihrem Berfall- «ntoegen trauerts» derm Vollendung noch
vor «imm Jahrzehmd zu den frömmstm Wünschm gehörte, gern fir-
drrnd eingedenk sein. Der Himmel gede selnm Srzea!
Köln, im Seplember 1814.
Ernst Weyden.
Verantwortlicher HerauSgeber: Zos. DuMont.
Druck und Comnnsskons-Brrlag drs BerlegerS der Kilnischen Zettung,
M. DuMont-Schauberg.