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Zentral-Dombauverein <Köln> [Editor]
Kölner Domblatt: amtliche Mittheilungen des Central-Dombau-Vereins — 1844 (Nr. 81-132)

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https://doi.org/10.11588/diglit.1491#0195
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l«n bilden mit ihre vorzüglichstrn Stötzen) skhk vttle Menschk»
schmerzlich genug empfiiden lißt, dsß die Prosa (leider ».ur allzu
häufiz jme ter Selbstsucht vnd des EigennutzeS) mehr alS je die
Welc regieit und ihr Cultus gerade untir denjenigen die eisrigsten Vec-
rhrer zählt, die vor der Welt drvon am sorgfältigsten den S chein zu
vermeiden veistehen und über j-d« Nachred« dsr Nrt flch sogleich höchst
«nträstet stelleo, rrodurch aber freilich doch nur — Blödsichtige
getäuscht werden. Entmuth'gend muß eS doch wohl für den d-Utschen
Gelehrten oder Aünstler s-in, wenn er einerfiits bedenkt, daß im Zahre
1839 die franzisischen Kammern einstimmig «in Gesetz annah-
men, «elches dem j«tzi so berüh-nt gewordinrn Dazuerre dos Geheim-
»iß der Anfertigung seiner Lichtbilder für ei'ne jährliche P-n.
sion abkuuften (und was war di'ese Erfindung noch im Jahre 1839,
und waS ist fle aber schon jetzt mri'st durch die Bemühungen deulschrr
Naiurforscher und Mechaniker genorden?), wihrend er anbererseilS von
«iner Nationalbel hnung sür unsern tüchtigen Wagner in Frank-
furt nichts mehr hsrt, sntdem die drei Phyflker von Ettings-
hausen, Steinheil und Schubart angebli'ch seine elektro-mag-
netische Maschine ni'cht zu dem Erade der Vollkommenheit ausgebi'-
det befunden, um jctzt schon im Großen den Wafserdampf und die
zusammenglpreßte Laft durch die fiineke, unwägbare Kraft der Elektrk-
«ität zu ersetzen. Wenn auch diese« bii dem gegenwärligen Sland-
purcle unserer chemischen und eliklro-magnetischen Aenntnisse noch
nicht erreicht werden konute, so verdient doch Wagner schon für da«
biS dahin Geleistete, wenn auch nicht di« versprochene» 100.000
Guidei', doch wenigstens ein« ausgezeichnete Nationa l-B e lohnung
in Geld, sv wie «ine fernere, dem zu erringenden Zirle auch ange-
Miffrne, großartige und unserer Natior, würdig« Unterstützung, da-
mit er mit frischem Muth, und mit dem nöthigenAufwande von Mi'tteln
versehen, die so rühmlichst betretene Bahn frrner verfol^en und den
Zwick im Vaterlande errrichen könne, bevor wieder daS Autland
(England oder Frankreich) sich der Ersiodung b-mächtigt und deren
Anwendung im Großen burch die liberalst« Unterstützung und
den durch hohe Preis- aufgestachelten Wettkifer seiner großen Phystker
und Mechaniker erzlelt und flch dann, w!e so HLufig geschehen, di'«
Priorität der msprünglich auf dmtschem Boden gemachten Eisin-
dung zuschreibt. Wir woüen in dleser Bcziehung soirobl für unsern
«ackern Landsmann, als auch für die Ehr« und den Ruhm unsereS
Vateilandes dos Beste hoffen.

Unser Verfasser b.richtigt und v.rmehrt in der vorliegenden Schrift
mehre Mltiheilungen, die er früher übrr den angeregten Gegenstand in
Dingler's polyiechnischem Zournal und in «inigen Kunstblittern ge-
macht, und beabflchtigt, durch die Weiöffentlichung der technischen
Mittel, d e bither von dcn Eingiw-ihten so eifersüchtlg gehelm gehal-
ten, fowohl Aünstlern als Dilelranken einen wesentlichen Dienst zu
leisten. Diese technilchen Miltel stnd nach seiner Angabe sorgfältig ge-
«Lhlt, gtprüst, bewährt durch «ine langjährige PraxiS und so saßlich
redigirt, daß auch der Nichtchemiker in Darstellung derselben, so wie
der Dilettant in ihrer vnwendung nirgents fehlgehen können. Die
Schrist zerfällt in vier Abthcilungen. Die «rste handelt von den„G la s-
maler-Pigmenten, deren Flußmitteln und Bereitung", die
zweit« „voM Auftrage der Pigmente auf das Glas", di«
dritte beschreibt das „Einbrennrn dcr Pigmence und den hierzu nö-
thlgen Schmelzofen", und die letzkehandelt von der„Verbleiung der
nmfioischen GlaSmalerei". Der Berfasser unlerscheidet die Pigmente in
Zlüsse und Farben und vrrsteht unter ersteren di«jeni-en, welch«
mil dem Flußmittel schon zusammengeschmolzrn und verglas't flnd, un-
ter letzteren alle übrigen Farbkirper, dir ohne solchen vorangehinden
Proceß (übrigenS gleichvikl, ob mit Hülf« ei'nes FlußmittelS oder nichi)
«ingrbrannt wrrden. AufGlaS malen hrißl theils auf fardloses,
theilS auf farbiges (nämlich schon ,'n der Fiitte gefärbtis) durchfichti-
ges GlaS mit vrrglaSbaren Mitallfarben malen, welche durch das Feuer
mlt der Flrche, auf welche ste aufgetragen, innigü vrrschmelzen uad ste
mehr oder miader durchsichtig lassen. A1« GlaSmaler-Farben sind
Mrtalloxyde °d:r andere metallische V.rbindungen, und zerfal-
len in zwel Elassen, in solche, deren färbende Gmndlage oder das
Oxy) lediglich in ihrer ursp ünglichcn Vcrbindung mit einrm erdigen
Umhüllungsmittel aufgitragen wird, in solche, drren färbrnde Gmnd-
lagr odcr das Oxyd durch Hülfe «ine- glaSartizen AsrprrS des Fluß-
mittels auf da« Älas befestigt wrrden muß. Die Farben, dir eineS
Flußmittels bedürfen, theilen fich wieder ab in solche, in welchen das
Oxyd unveräadert nur mit dem Flußm'ttel vermlschi auf das Glas
befestigt wird, und in solche, in welchen daS Oxyd mit dem Fluß.
mltlel durh vorherige Schmelzung sich schon v.rglas't bcfindrt,
«he rs auf daS Glas bif.stigt wird. Lrtzter« heißin Glasmaler-
Flüsse, alle übrigen Glasmaler- Farben. Der Begriff dlr
Glasmalerri scheidet diese von alleu illuminirrnden Künstcn
dadurch au«, daß bei ihr Farb« und Grundlage im Ofen stch ver-
schmelzm müssen. Rur «mige Farbcn vrrdindtn fich bei der Trmp:-
ratur des SchmelzenS, ohne weitere vorherige Zulhat alS dm l-digli-
chen Austrag, mit drr Glasfläche. Ander« hingegen können vermöge ih-
rer chemischm Natur mit der Glakfläch« nur dadurch verbundm werdm,
daß man fie auf diesrr stlbst wirder zu riner dünnen Schicht gefärb-
ten Glase« schmelzen läßt. Dirses wird nun bewirkt durch daS Fluß-
mitt«l, «ine leichter alS die Grundlage (di« Glakfläche) schmelzend«
glafige Iusammmsttzung. (Schluß folgt.)

Külns alte Lirchen in Andeutungen.

Bon Kreuser.

(Fortsetzung. - G. Nr. 122, 123, 124, I2S o. 12« d. Bl.)

Ziehen wir weiter, so ist der nachst« Halt in d«r

27. Norbrrtus-Capellr

bei dem steinf«ld:r Hofe. Der Name Stcinfeldergasse (das Aloster
Skeinfeld ward nach Mrrssävs sS. 36) unter Bruno gegründet) ist
allcin noch übrig. Jndcssen schrinl di'es-r Bau nicht dedeutend gewesen
zu stin, da «r nach dem Erscheincn Winheim'S im Jahre 1620 zu Eh-
r.n dcs h. RorbertuS und des h. Hermann Jostph gegründet «ard.
Desto älter war adrr der nächste Halipunct, di«

28. QuintinuS-Capelle

in drm Weingarten bei St. Gercon. Jhr Alterth im verstchert Gele»,
und nach Winheim war fle bloß am Charfreitage offrn. Von hirr trat
man durch drn Garten unmittelbar in

29. Et. Gereon.

Diese se'tenr schöne Kirchr, früher daS erste Stift nach dem Dome,
zelgt schon in ihrem Aeußern verschiedene Zeiten der Bauwelse. Ur-
sprünglich war ste ganz in römischer B.iuwelse aufgiführt; aber der
Ehor ist in deutscher Weise ausgebessert und die Sltere Fensterform auf
der Nordstite noch erkcnnbar, so wie auch die Strebcpfeiler der Kup-
pel gewlß ni'cht ursprüngllch stnd, wie Kallenbach in stiner Chronolo-
a;e rneint, sondern ebenfalls der deutschrn Bquzeit anqehören, vielleicht
sozar dem Zeitalttr Gelen's. Der Sage nach wurbe die Gereonskirche
von der Kaiserin Helena im Zahr« 301 erbaut. Mag man di'e Sagr
qlaubrn oder verwerstn, da ja auch die Ecscheinung des Kreuzes de«
Konstantin (s. Gelen. S. 25) in unstre Gegend, nach Sinzig, verlegt
wird, auf jedrn Fall ist die GereonSkirche außerhalb dcs alten Stadt-
ringe« »ralt, da fie fkhon von Grrgor vvn Tours genannt «ird.
Häusig") wird fie auch zu dm goldenen Martyrern genannt,
«ahrscheinlich wegrn der Pracht des Bauwerk-S und der mustvischen
Gemäld« auf Goldgrund; ja, Slück« ven Mosaik haben sich noch bi«
auf heutigen Tag erhaltm. Der Chor nebst den zwri Thürmen ist vsn
Nnno dem Zweiten um 1066 «rbaut. 1068 wurd« die (Krypte) Krust
gewkiht» die derselbe Anno «rweitert hatte, der 1069 die Kirche weihte,
wrlche später wegm Versttzung d«S Altars von Arnold dem Aweite»
klngrwiiht wurde '""). löcgannen dle Atten ihre Kirchm-Neubau-
ten immer mit dem CHore, als der «Igentlichen Kicche und Opfer-
stätte, so scheint die herrliche Kuppel spitern UrsprungS zu sein. Der
pcächtige Vorhof und schöne Umgang stnd in diestm Jahrhundert z«r-
stört worden, und von den symbolischen Evangelistenthieren find nur
noch zwei vorhanden; die merkwücdige Malerei obrrhalb der EingangS-
thüre blieb durch dir Gunst d.s Zufalls v.rschont. Außer diesen und
anderen Verlustcn hat diese Klrche im Lmfe der Z-iten mannigfachr
Beräaderungen erlittm. Zu Gelm'S "') Zeiten, im Jahr«1638, wurde
schon die Kirch« von dem Stifte niu verziert, bemalt und mit mar-
mornen Altären und Rcli'quien geschmückt. Unter diestn Altären ver-
dient der Mauritius-Altar einr Auszeichnung, weil dei ihm der Er-
bauer des ältern Domes, Hlldebold, begraben liegt, der sein Werk nicht
vollmd-te. Winheim *") sah nsch an stinem Grabe daS alte Bild,
worauf die bekannte Geschichte mit Karl drm Troßrn abgemalt war,
dem Hildebold stine Opfersprnde mit den Worten zurückwies: „Man
opfsrt hier nicht mit Goldgülden". B-i der Erneuerunz von 1638
wurde das Denkmal Hildrbold'S mit verwischt und durch «in schlechteS
Chronikon, eine damalS beliebte Jnschristweise, ersrtzt. Jm vorigen
Jahrhundrrr, zur Zeit der Domvcrdeffeiungen, wurde auch St. Ge-
reon nach damaligem Zritgeist« vrrbessrrt. Ein altts Doxal hintrr dem
Allare über der Krust wurde 1768 weggrriffm, wir der Kalmder von
1775 berichtet, und nach der Tbat fand stch, daß eS ein alter Ambo
gecrrstn. Zedoch, die damalige Zeit irösteke fich leicht üder solche Ver-
luste, und der Kalender von 1780 rühmt, wie man seit dreizehn Zah-
rrn die Kirche vollkommen und ganz auSgebessert, im Sommer 1766
mit der Arbeit begonnen und in Kirche und Chor alle Vergoldung
und sonstigr Malereien erneuert und verbeffert habe.

s») Mr. I. 62. Bgl. 6eleo S. 258.

«) 6elen. 1. -it. «erssaens catalox. S. 4, 5. Winheim fagt: ack
aureos 8-nctos. Nach der Sage ftll H-lena zweiandsiebzig Kir-
chen gedaut haben. S. Historischer B-richt der Heyligm Marty
rer u. s. w., durch Herra Peter Cratepol, Franciscaner-DrdenS.
Köln, 1597. S. 140. Diese« für KLlns Kirchen und die Rö'mer-
fahrt merkwürdige Büchleia verdanke ich Ler gütigea Mitthei-
lung deS Hrn. von Mering.

>°°) 6e1en. S. 268. VVmlieim S. 46, 47, 51.

'°') S. 261.

E) S. 55.
 
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