Universitätsbibliothek HeidelbergUniversitätsbibliothek Heidelberg
Metadaten

Bayerischer Kunstgewerbe-Verein [Hrsg.]
Kunst und Handwerk: Zeitschrift für Kunstgewerbe und Kunsthandwerk seit 1851 — 52.1901-1902

DOI Artikel:
Gmelin, Leopold: Die I. internationale Ausstellung für moderne dekorative Kunst in Turin 1902 , [1]
DOI Seite / Zitierlink: 
https://doi.org/10.11588/diglit.7007#0335

DWork-Logo
Überblick
loading ...
Faksimile
0.5
1 cm
facsimile
Vollansicht
OCR-Volltext
Die I internationale Ausstellung für moderne dekorative Annst in Turin \<)02.

5\2. Schlafzimmer von I. A. Pool jr., Zaltbommel; entworfen von A. Sluytermann.

Mailand, zum Besten; die Wandmalerei darin ver-
nichtet aber die ganze Wirkung.

Man darf aus dem Gesagten indessen nicht ent-
nehmen wollen, daß bei dem italienischen Mobiliar
alles schlecht sei; das Bedauerlichste ist dabei, daß
gerade die Großen, welche als Führer vorangehen
sollten, auf Abwege leiten, Inwieweit Bestrebungen
wie die der »Aemilia ars« — einer Art Kunst
gewerbeverein, der s898 in Bologna für die pro-
viitzen Emilia uitd Romagna gegründet wurde und
namentlich praktisch thätig ist - da eine Besserung
herbeizuführen vermag, muß die Zeit lehren. Der
Verein führt auf der Ausstellung manche gute Einzel-
stücke, besonders in Intarsien vor; die meisten Zachen
leiden aber an Überladung, die auch durch gute
Ausführung mancher Schnitzereien nicht genießbarer
wird, namentlich nicht wenn sich noch Vergoldung
dazu gesellt.

Einzelne gute Partien finden sich in den
Zimmern von Ugo Teruti, Mailand — neben
manchen Überschwänglichkeiten; am feinsten ist sein
Damenschlafzimmerchen: einfach gestaltete Möbel aus
Hellem Ahornholz, die Wand mit hellein Stoff be-
zogen; leichtes, mattgrünes Gezweig mit gelben
Beeren bildet das einzige Dekorationsmotiv, das in

die Stoffe eingewebt ist und an den Möbeln als
Intarsia oder bescheidene Schnitzerei wiederkehrt. —■
G. Tometti, Turin, hat die Riemerschmidschen
Möbel vielleicht genauer angesehen als andere
Italiener; fein Arbeitszimmer gehört zu den ver-
nünftigsten Räumen Italiens. Man sollte nicht
meinen, daß die Stühle im anstoßenden Speisezimmer,
deren Rücklehnen in Hüfthöhe scharf gegen den
Rücken des Sitzenden ausgebogen sind, aus der näm-
lichen Werkstätte stammen. Andere nordische Ein-
wirkungen, namentlich im Sinn vernünftiger Ver-
einfachung finden sich noch hin und wieder — bei
E. Monti & Eie., Mailand, — bei Federigo
Martinotti & To., Turin, — bei Carlo Golla,
Palermo.

Auf gutem Wege scheint die »Vami§lla ar-
tistica«, Mailand, der außer dem eben genannten
Architekten Monti noch die Künstler Buffa und Gatter-
mayer angehören, zu wandeln; sie stellte ein »mobilio
economico« — ein billiges Mobiliar für Speise-,
Arbeits- und Schlafzimmer aus; das erste wäre das
beste, wenn die schreckliche korallrote Beizung des
polzes unterblieben wäre; auch das Arbeitszimmer
besitzt gute Züge. Durchschnittlich sind diejenigen
Zimmereinrichtungen am glücklichsten ausgefallen,
 
Annotationen