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Bayerischer Kunstgewerbe-Verein [Hrsg.]
Kunst und Handwerk: Zeitschrift für Kunstgewerbe und Kunsthandwerk seit 1851 — 59.1908-1909

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Lory, Karl: Hermann Bek-Gran
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https://doi.org/10.11588/diglit.9042#0020

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Hermann Bek-Gran.

H--Dek -Gran.

22. Farbige Skizze zu einem Jubiläumsdiplom für das Kaufmannskasino, München.

aus dem Leben der Kleinen; bei dem ersteren wird es
verständnislos und verlegen lächeln, beim letzteren mit
beiden Händchen zugreifen. Und dabei ist Bek trotz
seiner Liebenswürdigkeit ein vortrefflicher Pädagoge:
ein Erzieher zu sittlichem Ernst, zu verinnerlichter
Lebensauffassung, zur Achtung des Großen im Kleinen
und scheinbar Alltäglichen. Nicht mit falschen Tönen
schmeichelt er sich an die Phantasie des Kindes
heran, er verklärt und vergoldet des Kindes ur-
eigenste Welt, die abseits vom Strome der Zeit,
heute wie ehedem und immerdar ihren Weg nimmt

und ihre Hefte feiert draußen
und drinnen (Abb.28u.38).

Sein Erfindungsreich-
tum hat sich in „Kind und
Kunst" besonders glücklich
bewährt. Was er speziell
als Illustrator zu leisten
vermag, scheinen mir vor
allem einige neuere Sachen,
speziell die Bilderumrah-
mungen zu Schillers Dich-
tungen (Abb. 3^ u. 36) zu
zeigen. Zunächst ist von
konventioneller Behand-
lung des Stoffes — eine
naheliegende Gefahr bei
diesem Vorwurf! —■ auch
nicht die leiseste Spur vor-
handen; bewundernswert
ist sodann die durch die
ganze Behandlung erstrebte
und erreichte Unterordnung
unter den Text, bei gleich-
zeitiger Peraushebung des
Wirksamsten; der Künstler
gibt gewissermaßen, wenn
dieser Ausdruck erlaubt ist,
die Silhouette des Gedichts.
Mit seinen Lieblingen, den
Kindern, hat unser Künst-
ler übrigens eins gemein-
sam: jenes ruhige Be-
hagen am Leben, das von
innen heraus kommt und
noch durch keinerlei Re-
flexion getrübt ist. Er hat
eine eigene Begabung zu
stilisieren, ohne das Leben
herauszuquetschen; und auf
seinen rein dekorativen
Landschaften auch, wären
sie noch so klein, scheint
die Sonne, atmet die Luft, rauschen die Wipfel, rieseln
die Wasser sAbb. 55).

Es ist lehrreich, zu beobachten, wie die Freude
am Leben, das Bedürfnis, lebendige Gestalten zu
zeichnen, ihm über die Gefahr in Trivialität und
Langweiligkeit zu verfallen, auch dort hinweghilft,
wo der Gegenstand an sich es unvermeidlich er-
scheinen lassen möchte, dieser Gefahr zu entgehen.
Als er für die Nürnberger Jubiläumsausstellung
von fstOS Menukarten sin Ansichtskartenform) ent-
warf, war es wohl selbstverständlich, daß er Gänse-

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