Lin Brunnenwettbewerb — Iosephsplatz.
schreiben war es nicht näher bestimmt. Der
künstlerischen Phantasie war daher der weiteste
Spielraum gelassen; dennoch verpflichtete die Nähe
der Airche an dies und das zu denken. Dabei
ergab sich die höchst merkwürdige Tatsache, daß
bei gegebener Freiheit sich doch die meisteit in das
Joch des gegenständlichen Motivs begaben. Zahl-
reiche Darstellungen knüpften an die Iosephskirche
an und stellten Bilder und Begebenheiten aus
dem Leben des hl. Joseph dar. Die biblische
Erzählung von der Flucht nach Ägypten fand in
einer Skizze Ausdruck, die diese Szene wie bei
einer Rrippe darstellte, inmitten einer orientalischen
Landschaft mit hochragenden Palmenstämmen.
Dem Urheber des Entwurfs schwebte eine Fata
Morgana vor, die verwirklicht, natürlich auf
dem Iosephsplatz in München, ganz deplaziert ge-
wesen wäre. Man denke nur an die Beduinen auf
der letzten Ausstellung — es fror einen, wenn man
sie bei naßkaltem Wetter sah; ein orientalischer
Brunnen im Winter, das wäre erst ein Bild ge-
wesen I
Ganz merkwürdig exotisch berührten auch die
beiden Elefanten an einem Brunnenbecken; vielleicht
findet der Aünstler einmal Verwendung dafür im
schon so lange geplanten Zoologischen Garten!
Nicht weniger überraschend waren einige große
Modelle, die eine Umgestaltung des ganzen Platzes
(45. Gruppe „Adam und Eva"; von Erwin Kurz,
(vgl. Abb. >46.)
>44. Lageplan zum Brunnen auf dem Iosephsplatz
(Maßstab: > : 200).
planten. Ein Prospekt erweckte räumliche Vorstel-
lungen zu mindest zehnmal größer als die wirklichen
Größenverhältnisse. Man mußte unwillkürlich an
riesig ausgedehnte Garten- oder Parkanlagen aus
dem (7. oder (8. Jahrhundert denken. Dergleichen
Phantasieprojekte setzen natürlich der Gestaltungslust
keine Schranken, sie sind mit mehrbändigen Romanen
zu vergleichen, in denen der Autor das langersehnte
Glück genießt, alles sagen zu dürfen, was er auf
dem Herzen hat.
Insofern sind ja Wettbewerbsveranstaltungen
gute Sport- und Trainingplätze für die Werdenden.
Unter den ausgewählten und prämiierten Ent-
würfen ließen sich zunächst zwei Gruppen unter-
scheiden: Skizzen, welche sich eng an den umgebenden
Platz anschmiegten und dessen Hauptmerkmale, einen
ausgesprochenen Horizontalismus auch als die grund-
legende Tendenz im Aufbau beibehielten (vgl. den
Lageplan, Abb. und solche, welche dagegen die
vertikale Richtung stark betonten. Betrachten wir
zuerst einige Arbeiten der ersten Gruppe, worunter
einige Beispiele sind, die einen raumkünstlerischen
Gedanken zielbewußt und energisch verwirklichen.
Da fällt unser Blick zunächst auf das Modell von
Prof. Erwin Aurz und Gtho Mrlando Aurz. Es
schiniegt sich innig an den umgebenden Platz an,
berücksichtigt die gegebene Situation, die in die
Tiefe des Platzes sich erstreckende Anlage, welche
zugleich als Hintergrund für den Brunnen gedacht
ist. Der Aufbau des Brunnens ist einfach. Lin
ganz flach gehaltenes Becken wird von einer
niederen Balustrade umsäumt. Als bedeutsamer
Mittelpunkt, aus dem das Auge mit Interesse ver-
weilt, erscheint der Aufbau über der Balustrade, die
Gruppe von Adam und Eva in fast paradiesischer
Nacktheit; das einzige Bekleidungsstück ist ein Teil
des Feigenbusches. Dieses künstlerisch durchdachte
schreiben war es nicht näher bestimmt. Der
künstlerischen Phantasie war daher der weiteste
Spielraum gelassen; dennoch verpflichtete die Nähe
der Airche an dies und das zu denken. Dabei
ergab sich die höchst merkwürdige Tatsache, daß
bei gegebener Freiheit sich doch die meisteit in das
Joch des gegenständlichen Motivs begaben. Zahl-
reiche Darstellungen knüpften an die Iosephskirche
an und stellten Bilder und Begebenheiten aus
dem Leben des hl. Joseph dar. Die biblische
Erzählung von der Flucht nach Ägypten fand in
einer Skizze Ausdruck, die diese Szene wie bei
einer Rrippe darstellte, inmitten einer orientalischen
Landschaft mit hochragenden Palmenstämmen.
Dem Urheber des Entwurfs schwebte eine Fata
Morgana vor, die verwirklicht, natürlich auf
dem Iosephsplatz in München, ganz deplaziert ge-
wesen wäre. Man denke nur an die Beduinen auf
der letzten Ausstellung — es fror einen, wenn man
sie bei naßkaltem Wetter sah; ein orientalischer
Brunnen im Winter, das wäre erst ein Bild ge-
wesen I
Ganz merkwürdig exotisch berührten auch die
beiden Elefanten an einem Brunnenbecken; vielleicht
findet der Aünstler einmal Verwendung dafür im
schon so lange geplanten Zoologischen Garten!
Nicht weniger überraschend waren einige große
Modelle, die eine Umgestaltung des ganzen Platzes
(45. Gruppe „Adam und Eva"; von Erwin Kurz,
(vgl. Abb. >46.)
>44. Lageplan zum Brunnen auf dem Iosephsplatz
(Maßstab: > : 200).
planten. Ein Prospekt erweckte räumliche Vorstel-
lungen zu mindest zehnmal größer als die wirklichen
Größenverhältnisse. Man mußte unwillkürlich an
riesig ausgedehnte Garten- oder Parkanlagen aus
dem (7. oder (8. Jahrhundert denken. Dergleichen
Phantasieprojekte setzen natürlich der Gestaltungslust
keine Schranken, sie sind mit mehrbändigen Romanen
zu vergleichen, in denen der Autor das langersehnte
Glück genießt, alles sagen zu dürfen, was er auf
dem Herzen hat.
Insofern sind ja Wettbewerbsveranstaltungen
gute Sport- und Trainingplätze für die Werdenden.
Unter den ausgewählten und prämiierten Ent-
würfen ließen sich zunächst zwei Gruppen unter-
scheiden: Skizzen, welche sich eng an den umgebenden
Platz anschmiegten und dessen Hauptmerkmale, einen
ausgesprochenen Horizontalismus auch als die grund-
legende Tendenz im Aufbau beibehielten (vgl. den
Lageplan, Abb. und solche, welche dagegen die
vertikale Richtung stark betonten. Betrachten wir
zuerst einige Arbeiten der ersten Gruppe, worunter
einige Beispiele sind, die einen raumkünstlerischen
Gedanken zielbewußt und energisch verwirklichen.
Da fällt unser Blick zunächst auf das Modell von
Prof. Erwin Aurz und Gtho Mrlando Aurz. Es
schiniegt sich innig an den umgebenden Platz an,
berücksichtigt die gegebene Situation, die in die
Tiefe des Platzes sich erstreckende Anlage, welche
zugleich als Hintergrund für den Brunnen gedacht
ist. Der Aufbau des Brunnens ist einfach. Lin
ganz flach gehaltenes Becken wird von einer
niederen Balustrade umsäumt. Als bedeutsamer
Mittelpunkt, aus dem das Auge mit Interesse ver-
weilt, erscheint der Aufbau über der Balustrade, die
Gruppe von Adam und Eva in fast paradiesischer
Nacktheit; das einzige Bekleidungsstück ist ein Teil
des Feigenbusches. Dieses künstlerisch durchdachte