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Bayerischer Kunstgewerbe-Verein [Hrsg.]
Kunst und Handwerk: Zeitschrift für Kunstgewerbe und Kunsthandwerk seit 1851 — 59.1908-1909

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Berndl, Richard: Ausstellung: Kunstschau Wien 1908
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https://doi.org/10.11588/diglit.9042#0162

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Ausstellung: Kunstschau Wien ^908.

Runst im Leben des Rindes.

Die Bestrebungen, schon iin Kinde den künst-
lerischen Sinn zu wecken und zu fördern, halte auch
auf der Ausstellung Ausdruck gefunden. (Line Reihe
von Damen haben einen ganzen Raum mit einer
Menge zum Teil reizender Spielsachen, Bilderbücher,
Spiele usw. ausgefüllt. Manches neigt sehr zur
Karikatur und ist eher ein Spielzeug für Große
als für Rinder (Abb. 369).

Eine Zeichenschule des fjernt Tizek führt
selbständige, ohne jede Korrektur des Lehrers aus-
geführte Arbeiten von Schülern und Schülerinnen
vor, welche so verblüffend sind, daß ein Urteil dar-
über nicht gefällt werden kann ohne genaue Kenntnis
über die Entstehung solcher Arbeiten.

Theater.

Für die neuzeitliche Umgestaltung des Theaters
und der Bühne, der jetzt allseitig das lebhafteste
Interesse entgegengebracht wird und die auf der
Münchener Ausstellung im Künstlertheater ihre Ver-
wirklichung fand, waren in der Ausstellung drei Räume
vorgesehen, in denen unter Leitung von Alfred Roller
eine Menge von Anregungen und Vorschlägen zu

sehen waren. Roller gebührt auf
diesem Gebiete die erste Stelle. Er
ist seit Jahren an der Wiener Hof-
oper tätig und hat Bühnendekorationen
in Modellen vorgeführt, welche als
ganz hervorragend bezeichnet werden
müssen. Seine neuen Ausstattungen
der Wagnerwerke in der Gper sollen
Meisterwerke sein.

Zn der Ausstellung waren nur
die Entwürfe dazu zu sehen, die in
ihrer Einfachheit und Großzügigkeit
eine mächtige Wirkung auf der Bühne
erwarten lassen. Sehr anregend waren
die Idealentwürfe Rollers zu einem
Wagner- und Mozart-Festspielhaus.
Bei beiden ist auf die amphitheatralische
Anlage der Antike zurückgegriffen und
speziell beim Mozart-Festspielhaus durch
die Anordnung zweier verschiebbarer
Türme des Luftraumes zwischen Bühne
und Hintergrund und verschiedener
anderer Einzelheiten der Anfang zur
Reliefbühne gemacht.

Beben Roller hatte Kolo Moser
eine große Anzahl Entwürfe zu Büh-
nendekorationen ausgestellt, die alle
große Zartheit und starkes Eingehen
auf Einzelheiten verraten. Eine Reihe
von Entwürfen zu Kostümen in strenger und primitiv-
ornamentaler Auffassung von (D. Eeschka, welche
auch zum Teil ausgeführt zu sehen waren, sind her-
vorragende Leistungen. Auch Mrlik und Roller
halten eine große Anzahl von Skizzen zu Kostümen
gebracht. Wenn so das gesamte Bild des modernen
Theaters ein vollständiges und hoch künstlerisches
war, waren dagegen die im gleichen Raume auf-
gestellten Vorschläge für das Marionettentheater
weniger glücklich.

Im Gartentheater der Ausstellung gelangten
die Ideen der Künstler, soweit es der Rahmen eines
solchen einfachen Theaters überhaupt ermöglicht, zur
praktischen Ausführung. Leider war es mir nicht
möglich, eine Vorstellung zu sehen. Die Unbeständig-
keit der wiener Witterung und die damit gemachten
trüben Erfahrungen hatten zu einer vorzeitigen Ein-
stellung der Vorstellungen geführt.

Es ist sehr erfreulich, zu sehen, wie jeder Einzelne
der Gruppe in der Einheitlichkeit ihrer Anschauungen
und Absichten sich seine Selbständigkeit und künstlerische
Eigenart bewahrt. Wenn auch in dem eng geschlossenen
Kreise einige jüngere Kräfte zu Worte gekommen
sind, die noch nicht dazu berufen waren, so wurde
 
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