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Bayerischer Kunstgewerbe-Verein [Hrsg.]
Kunst und Handwerk: Zeitschrift für Kunstgewerbe und Kunsthandwerk seit 1851 — 59.1908-1909

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Schinnerer, Johannes: Otto Hupp
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https://doi.org/10.11588/diglit.9042#0260

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(Dtto Hupp.

6\6 u. 6\7. Mittels Huildstempel gefertigte Vorsatzpapiere; von Mtto Hupp, Schleißheim-Miinchen.

und der bedeutendsten Männer, die sich um die
Reformation verdient gemacht haben. Hupp hat
auch den Umschlag, Vorsatzpapier, Widmungs- und
Titelblatt selbst entworfen und somit gerade in diesem
Gesangbuch den Weg beschritten, den er in dem
neuesten Werk, der „Liturgisch", zu Ende gegangen
ist: Die arg daniederliegende typographische Aunst
der modernen Airche zu reformieren.

Bevor wir darauf näher eingeheit, sind noch
einige kleinere buchgewerbliche Publikationen zu er-
wähnen: Als Ergänzung zur „Neudeutsch" erschien
fßO-f zum erstenmal in dem von Genzsch & Heyse
herausgegebenen „Hamburger Aalender" eine Folge
von farbigen Zierstücken figuralen Charakters, die
zwanglos aneinandergereiht als Umrahmung usw.
Verwendung finden können (Abb. 573 u. 57^)
Wenn die praktische Verwendbarkeit dieses Alate-
rials nicht allzu groß ist, so wird man doch immer
wieder an all diesen Dingen, die mit so liebens-
würdigem Humor gezeichnet sind, diesen Aindern,
die kopfstehen, und den Putten, die Blumen in
den Händen halten, den ornamental verwendeten
Häusern, den Tieren, Weingläsern rc. seine helle
Freude haben. Als Gelegenheitsarbeiten ganz anderer
Art charakterisieren sich zwei später bei Gebr. Alings-
por in Vffenbach a. AI. erschienene Hefte: „Neue
Anzeigen und Schriften" und „Heraldisches für Buch-
drucker", von denen das eine deni modernen Be-

dürfnis nach Reklame in feinerer Form als gewöhn-
lich gerecht werden will und das andere den sehr
guten Zweck hat, den vielen heraldischen Sünden
unseres Buchgewerbes zu steuern.

Die „Liturgisch" (Abb. 605—609) wurde von
der Firma Gebr. Alingspor in Gffenbach a. UI. ge-
fertigt und liegt uns in einem stattlichen Probeband
von fH8 Seiten und 8 Tafeln vor. Sie ist eine reine
Steilschrift und im Vergleich zur „Neudeutsch" strenger
und monumentaler in der Wirkung. Besonders
glücklich ist der Gedanke durchgeführt, nicht für jeden
Grad ein und dieselbe Form der Type zu verwenden,
sondern sie je nach der Größe reicher und ärmer zu
gestalten. Dadurch wird nicht nur einer leider viel
zu wenig beachteten ästhetischen Forderung Genüge
geleistet, sondern auch die praktische Verwendbarkeit
der Schrift vergrößert, auf die Hupp auch sonst viel
Rücksicht genommen hat: Der steile Duktus der Schrift
und die Art und Weise, wie die einzelnen Buch-
staben miteinander verbunden sind, garantieren eine
weitgehende Raumausnutzung, und die Leserlichkeit
der Schrift wird beträchtlich erhöht durch das fein
abgewogene Verhältnis von schwarzem Druck und
weißem Grund. Wie schwer es ist, eine gute Schrift
zu erfinden, und wie viel Hupp in seiner „Liturgisch"
geleistet hat, vermag wohl nur der Fachmann zu
beurteilen, doch wird auch der Laie die erstaunliche
Gestaltungskraft bewundern können, mit der selbst

— 2P3
 
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