Alte Portale.
735. Tuchmachertor bei der Stadtkirche in Meißen.
das Schleinitzer Wappen mit den drei Rosen ange-
bracht.
Daß aber auch in den Städten Sachsens, die
durch große Brände gänzlich verheert und vernichtet
wurden, sich Überreste alter Bauweise erhalten haben,
beweist eine erhaltene Spitzbogentüre in der höchsten
Stadt Sachsens, Oberwiesental (Abb. 73\). Als in
der Nacht vom {%. zum \5. Januar ^85^ das
Städtchen zum ersten Mal in seinem ganzen oberen
Teile bis zum Markt einem Brande zum Opfer fiel,
da wurde viel alte Bauweise mit vernichtet, der
letzte Überrest ist die abgebildete Spitzbogentüre.
Wandern wir nun über Sachsens Grenzen,
hinüber ins grüne perz Deutschlands, nach Thüringen,
so sei zum Schlüsse noch zweier Portale gedacht, die
durch ihre künstlerische Auffassung und Ausführung
unsere besondere Aufmerksamkeit auf sich lenken. In
Saalfeld, der „steinernen Chronik Thüringens", ar-
chitektonisch wie geschichtlich eine interessante Stadt,
steht noch mancher Zeuge längst vergangener Zeiten,
manch altes Bauwerk. Als unbestritten eines der
schönsten Gotteshäuser Thüringens gilt die St. Io-
hanniskirche Saalfelds; der Zahn der Zeit hat den
schönen Steingebilden, mit denen die Außenseiten,
besonders auch die hohen Strebepfeiler dereinst ge-
schmückt waren, hart mitgespielt, doch sind immer
noch einige hübsche Überreste aus der früheren Bau-
zeit zu erkennen. Das Pauptportal im Westen
(Abb. 737) zeigt im Bogenfeld ein größeres Relief,
das jüngste Gericht darstellend. Über diesem Portal
befindet sich ein Steinrelief von s3s6 von der ehe-
maligen St. Gehülsenkapelle, die früher auf der im
Jahre s8st0 abgebrochenen alten Saalebrücke stand,
darstellend den hl. Aumernus und den Spielmann.
Obgleich der St. Aumernus-Aultus früher sehr ver-
breitet war, so sind die Bilder des Heiligen nur noch
sehr selten zu finden.
Den Schluß unserer Sammlung bildet das nord-
östliche Portal des Domes zu Erfurt (Abb. 758).
An Aunstdenkmälern ist Erfurt wohl die reichste
Stadt Thüringens, und weltbekannt ist das Bild,
das der Don: und die Severikirche von dem Friedrich-
Wilhelmsplatz aus darbietet. Aus der ganzen An-
lage spricht ein Gefühl der Monumentalität, das
dem Mittelalter fremd war. Wie wunderbar, daß
sich der prächtige Domportal-Borbau gerade in die
unschöne Lücke zwischen die beiden Gotteshäuser
hineinschiebt. Die Hauptzierde des Domes an der
736. Am Schleinitz'schen ksof (Albrechtsburg) in Meißen.
735. Tuchmachertor bei der Stadtkirche in Meißen.
das Schleinitzer Wappen mit den drei Rosen ange-
bracht.
Daß aber auch in den Städten Sachsens, die
durch große Brände gänzlich verheert und vernichtet
wurden, sich Überreste alter Bauweise erhalten haben,
beweist eine erhaltene Spitzbogentüre in der höchsten
Stadt Sachsens, Oberwiesental (Abb. 73\). Als in
der Nacht vom {%. zum \5. Januar ^85^ das
Städtchen zum ersten Mal in seinem ganzen oberen
Teile bis zum Markt einem Brande zum Opfer fiel,
da wurde viel alte Bauweise mit vernichtet, der
letzte Überrest ist die abgebildete Spitzbogentüre.
Wandern wir nun über Sachsens Grenzen,
hinüber ins grüne perz Deutschlands, nach Thüringen,
so sei zum Schlüsse noch zweier Portale gedacht, die
durch ihre künstlerische Auffassung und Ausführung
unsere besondere Aufmerksamkeit auf sich lenken. In
Saalfeld, der „steinernen Chronik Thüringens", ar-
chitektonisch wie geschichtlich eine interessante Stadt,
steht noch mancher Zeuge längst vergangener Zeiten,
manch altes Bauwerk. Als unbestritten eines der
schönsten Gotteshäuser Thüringens gilt die St. Io-
hanniskirche Saalfelds; der Zahn der Zeit hat den
schönen Steingebilden, mit denen die Außenseiten,
besonders auch die hohen Strebepfeiler dereinst ge-
schmückt waren, hart mitgespielt, doch sind immer
noch einige hübsche Überreste aus der früheren Bau-
zeit zu erkennen. Das Pauptportal im Westen
(Abb. 737) zeigt im Bogenfeld ein größeres Relief,
das jüngste Gericht darstellend. Über diesem Portal
befindet sich ein Steinrelief von s3s6 von der ehe-
maligen St. Gehülsenkapelle, die früher auf der im
Jahre s8st0 abgebrochenen alten Saalebrücke stand,
darstellend den hl. Aumernus und den Spielmann.
Obgleich der St. Aumernus-Aultus früher sehr ver-
breitet war, so sind die Bilder des Heiligen nur noch
sehr selten zu finden.
Den Schluß unserer Sammlung bildet das nord-
östliche Portal des Domes zu Erfurt (Abb. 758).
An Aunstdenkmälern ist Erfurt wohl die reichste
Stadt Thüringens, und weltbekannt ist das Bild,
das der Don: und die Severikirche von dem Friedrich-
Wilhelmsplatz aus darbietet. Aus der ganzen An-
lage spricht ein Gefühl der Monumentalität, das
dem Mittelalter fremd war. Wie wunderbar, daß
sich der prächtige Domportal-Borbau gerade in die
unschöne Lücke zwischen die beiden Gotteshäuser
hineinschiebt. Die Hauptzierde des Domes an der
736. Am Schleinitz'schen ksof (Albrechtsburg) in Meißen.