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Bayerischer Kunstgewerbe-Verein [Editor]
Kunst und Handwerk: Zeitschrift für Kunstgewerbe und Kunsthandwerk seit 1851 — 59.1908-1909

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Rentsch, Eugen: August Geigenberger
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https://doi.org/10.11588/diglit.9042#0346

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August (Zeige,,berget.

773,1.774. Aus den „Juge»db!ättern"; Illustrationen zum Rumpelstilzchen;
von August Geigenberger f, München.

tätigung durstigen geistigen Organe anregen. Und
wie einfach das alles gemacht ist, wie die knappe
Form oder Silhouette die Phantasie in keinem Punkte
hemmt, sondern immer nur so viel gibt, als sie zu
fröhlichem Spinnen braucht.

Immer wieder sehen wir den Aünstler auf
diesem Gebiete sich betätigen und nach neuen Ideen
und Lösungen suchen; wir sehen ihn die Tierwelt
durchstöbern, das Dorf und den Wald, auch ab und
zu sich an Phantasie- und Zufallsfiguren berauschen.
Manchen glücklichen Entwurf haben die „Dresdner
Werkstätten für Handwerkskunst" ausgeführt. Es
feien nur erwähnt die prächtige Windmühle mit
Zubehör, ferner die originellen Räucherkerzenfiguren
und endlich eine ganze Sammlung allerhand Spiel-

zeug, aus der wir einiges in unseren Abbildungen
vorführen (Abb. 766 ff).

In diesem Zusammenhang seien noch zwei
weitere Ainderspiele genannt, das Schattentheater (in
Teubners Aünstler-Modellierbogen, Abb. 739—765)
und die Aletzenmännlein, die als Gelegenheitsarbeiten
für die Erfindungsfülle und Beobachtungsgabe Geigen-
bergers höchst bezeichnend lind und auch ohnedies
einen eigenen Reiz haben. Der erste Entwurf ver-
dankt feine Entstehung der jetzt wieder erwachten
Freude am künstlerischen Schattentheater. Er gibt
witzig einen vollständigen Satz zierlicher Figuren-
beispiele und Silhouetteuzierstücke, die in der bekannten
Weise mit der pand zu bewegen sind. Origineller
sind die ganz aus Lebkuchen, Back-
pflauinen, Rosinen, Apfelschnitten,
gebackenen Airschen und ähnlichen
guten Dingen zusammengestellten
Aletzenmännlein, diese „süßen" Leute
und Sachen, die hernach beinahe
mit Haut und haaren aufzuessen
sind (Abb. 769—772).

Was Geigenbergers übrige
Produktion betrifft, so mögen zur
Übersicht vorerst nachstehende An-
merkungen folgen: Er zeichnete für
die „Jugend" und die „Iugend-
blätter"; er illustrierte den „Lustigen
Aindergarten", den „Till Eulen-
spiegel"; er gehörte zur Aerntruppe
der seit einigen Jahren von Fritz
Petersen veranstalteten Münchener
Vktoberfest-Aunstausstellungen.

Den Illustrator Geigenberger
lernen wir zuerst in den Münchener
„Iugendblättern" kennen (daraus
die Abb. 773—785). Gleich man-
chem anderen wirklichen Talente
hat auch er sich auf diesem der Jugend dienenden
Tummelplätze die ersten Sporen verdient. Seit (905
sehen wir ihn als
Mitarbeiter dieser
Zeitschrift, während
er erst im folgenden
Jahre zu der Redak-
tion der „Jugend"
in Beziehung tritt.

Die Zeichnungen die-
ser Zeit verraten ein
großes Verständnis
für dekorative Ein-
heiten, für Flächen-
gleichheit, Flächen- 774.

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