August Geigenberger.
des Künstlers gestattet, ist ein Maß künstlerischer
Schönheit niedergelegt, wie wir es sonst bei so be-
scheidenen Arbeiten vieler anderer Künstler ganz ent-
schieden vermissen.
Neben den Zeichnungen, die rein ästhetische und
geistige Bedürfnisse befriedigen, fehlt es natürlich
nicht an solchen, worin der Künstler sich als Erzähler
mit komischer und mitunter auch grotesker Maske
produziert. Cs fei hier als ein Beispiel dieser Art
der „Nagelbeißer" genannt (Abb. 77ß). Mollen wir
aber den Karikaturen und Groteskenzeichner Geigen-
berger in seinem eigentlichen Elemente kennen lernen,
so müssen wir die Arbeiten betrachten, die er wäh-
rend der vergangenen drei Jahre als Mitarbeiter der
„Zugend" und der schon erwähnten Gktobcrfest-
Kunstausstellung geliefert hat. Pier war er frei von;
Dichterwort und von Rücksichten auf den Verleger
und den Leserkreis und konnte seiner Fabulierlust
frei die Zügel schießen lassen.
Unter den Zeichnern der „Zugend" fällt Geigen-
berger auf durch die fabelhafte Erfindungsfülle seiner
Zeichnungen. Man darf sich aber nicht etwa leiten
lassen von den zwar amüsanten, aber von Epigonen-
tum nicht immer ganz freien satirischen Kritiken aktu-
eller Tagesfragen, großer politischer und geistiger Per-
sönlichkeiten usw., Zeichnungen, die sicher mehr speku-
lativen als künstlerischen Erwägungen ihre Entstehung
verdankten.Übrigens braucht man bloß an Gulbranffon,
Milke oder einen der anderen großen Karikaturen-
zeichner zu denken, um die andersgearteten Ten-
denzen Geigenbergers auf diesem Gebiete zu er-
kennen. Nicht darum war es ihm zu tun, mit ein
paar hingeworfenen Linien das geistige Znnenlcben
eines einzelnen zu zeichnen; er kultivierte mehr den
spontanen Mitz des Griffels und baute sein Merk
auf der Lächerlichkeit einer grotesken Übertreibung
auf. Zene Darstellungen sind darum die reizvollsten,
die diesem starken, gebärtüchtigen Epieltrieb keine
hemmenden Schranken setzten. Als ein charakte-
ristisches Beispiel dieser Art dürfen wir die 008
entstandene prächtige Tuschzeichnung „Aus der
Hundeausstellung" an-
sehen, worin unter einer
bitterbös drastischen
Maske die pundelieb-
haberei mancher Damen
persifliert wird. Zn der
„Zugend" trat Geigen-
berger gelegentlich auch
als Maler hervor. Erst
766. Exlibris; kürzlich noch erschien
von August Geigeuberger t» von ihm Ote derbe, gut
München. grobianische, behäbige
787. Exlibris; von August Geigenberger st, München.
Bauersfrau, die mit einem Busch gelber Blüten im
Arm als Flora durch den Frühlenz schreitet. Zn
glänzendem Lichte aber zeigte sich der Maler
Geigenberger in den reichhaltigen Kollektionen,
mit denen er in der letztjährigen parodistischen
Kunstausstellung im Vergnügungspark der „Aus-
stellung 008" und in den früheren Mktoberfest-
Kunstausstellungen brillierte. Sein malerischer Stil
bekundet ein angeborenes Gefühl für Farbe und
Farbenklänge und einen solchen künstlerischen Ernst,
daß seine Bildchen, obwohl darin des Künstlers
Laune ab und zu recht übermütig tobte und feine
Phantasie üppig wucherte, auch dem feineren Ge-
schmacke zugänglich sind. Zn bester Erinnerung
steht noch der famose Zyklus „Werdegang eines
akademischen Bürgers", die köstliche „Susanna im
Bade", der „Schäfer" der letztjährigen Ausstellung.
Gar reizvolle Wirkungen erzielte er mitunter durch
Verwendung von allerlei Vorsatz- und Buntpapieren.
Da sah man zwei paar ältere Damen mit bunten
Perserschals aus Vorsatzpapier von bekanntem Muster.
Der gleiche Trick wirkte auch auf anderen Bildern.
Doch sehen wir den Künstler auch auf ernsteren
Pfaden. Es gibt von ihm Landschaften von ganz
eigenem malerischen Reiz. Und aus dem Nachlaß
sehen wir, daß ihn diese Art künstlerischer Tätigkeit
in der letzten Zeit öfter als früher absorbiert hat.
33;
des Künstlers gestattet, ist ein Maß künstlerischer
Schönheit niedergelegt, wie wir es sonst bei so be-
scheidenen Arbeiten vieler anderer Künstler ganz ent-
schieden vermissen.
Neben den Zeichnungen, die rein ästhetische und
geistige Bedürfnisse befriedigen, fehlt es natürlich
nicht an solchen, worin der Künstler sich als Erzähler
mit komischer und mitunter auch grotesker Maske
produziert. Cs fei hier als ein Beispiel dieser Art
der „Nagelbeißer" genannt (Abb. 77ß). Mollen wir
aber den Karikaturen und Groteskenzeichner Geigen-
berger in seinem eigentlichen Elemente kennen lernen,
so müssen wir die Arbeiten betrachten, die er wäh-
rend der vergangenen drei Jahre als Mitarbeiter der
„Zugend" und der schon erwähnten Gktobcrfest-
Kunstausstellung geliefert hat. Pier war er frei von;
Dichterwort und von Rücksichten auf den Verleger
und den Leserkreis und konnte seiner Fabulierlust
frei die Zügel schießen lassen.
Unter den Zeichnern der „Zugend" fällt Geigen-
berger auf durch die fabelhafte Erfindungsfülle seiner
Zeichnungen. Man darf sich aber nicht etwa leiten
lassen von den zwar amüsanten, aber von Epigonen-
tum nicht immer ganz freien satirischen Kritiken aktu-
eller Tagesfragen, großer politischer und geistiger Per-
sönlichkeiten usw., Zeichnungen, die sicher mehr speku-
lativen als künstlerischen Erwägungen ihre Entstehung
verdankten.Übrigens braucht man bloß an Gulbranffon,
Milke oder einen der anderen großen Karikaturen-
zeichner zu denken, um die andersgearteten Ten-
denzen Geigenbergers auf diesem Gebiete zu er-
kennen. Nicht darum war es ihm zu tun, mit ein
paar hingeworfenen Linien das geistige Znnenlcben
eines einzelnen zu zeichnen; er kultivierte mehr den
spontanen Mitz des Griffels und baute sein Merk
auf der Lächerlichkeit einer grotesken Übertreibung
auf. Zene Darstellungen sind darum die reizvollsten,
die diesem starken, gebärtüchtigen Epieltrieb keine
hemmenden Schranken setzten. Als ein charakte-
ristisches Beispiel dieser Art dürfen wir die 008
entstandene prächtige Tuschzeichnung „Aus der
Hundeausstellung" an-
sehen, worin unter einer
bitterbös drastischen
Maske die pundelieb-
haberei mancher Damen
persifliert wird. Zn der
„Zugend" trat Geigen-
berger gelegentlich auch
als Maler hervor. Erst
766. Exlibris; kürzlich noch erschien
von August Geigeuberger t» von ihm Ote derbe, gut
München. grobianische, behäbige
787. Exlibris; von August Geigenberger st, München.
Bauersfrau, die mit einem Busch gelber Blüten im
Arm als Flora durch den Frühlenz schreitet. Zn
glänzendem Lichte aber zeigte sich der Maler
Geigenberger in den reichhaltigen Kollektionen,
mit denen er in der letztjährigen parodistischen
Kunstausstellung im Vergnügungspark der „Aus-
stellung 008" und in den früheren Mktoberfest-
Kunstausstellungen brillierte. Sein malerischer Stil
bekundet ein angeborenes Gefühl für Farbe und
Farbenklänge und einen solchen künstlerischen Ernst,
daß seine Bildchen, obwohl darin des Künstlers
Laune ab und zu recht übermütig tobte und feine
Phantasie üppig wucherte, auch dem feineren Ge-
schmacke zugänglich sind. Zn bester Erinnerung
steht noch der famose Zyklus „Werdegang eines
akademischen Bürgers", die köstliche „Susanna im
Bade", der „Schäfer" der letztjährigen Ausstellung.
Gar reizvolle Wirkungen erzielte er mitunter durch
Verwendung von allerlei Vorsatz- und Buntpapieren.
Da sah man zwei paar ältere Damen mit bunten
Perserschals aus Vorsatzpapier von bekanntem Muster.
Der gleiche Trick wirkte auch auf anderen Bildern.
Doch sehen wir den Künstler auch auf ernsteren
Pfaden. Es gibt von ihm Landschaften von ganz
eigenem malerischen Reiz. Und aus dem Nachlaß
sehen wir, daß ihn diese Art künstlerischer Tätigkeit
in der letzten Zeit öfter als früher absorbiert hat.
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