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Bayerischer Kunstgewerbe-Verein [Editor]
Kunst und Handwerk: Zeitschrift für Kunstgewerbe und Kunsthandwerk seit 1851 — 59.1908-1909

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Das Pariser Kunsthandwerk und die Ausstellung "München 1908"
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https://doi.org/10.11588/diglit.9042#0382

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Das Pariser Aunsthandwerk und die Ausstellung „München j<)08".

8^3. Lustschisfer-Lhrenxreis der Ballonfabrik Riedinger.

Entwurf von Ludw. tVittmann, Ausführung von Theodor Heiden, München.
Material: Silber, grau oxydiert, Adler vergoldet; an der Schale Amethysten; Sockel Serpentin.

(Ungefähr */, d. wirkt. Größe.)

„kseute erneitnt
man, — wer, ist Neben-
sache — brave Leute,
die vielleicht auf-
opfernd, wohl auch
voll guten Willens
sind, die sich aber mit
einem Iahresgehalt
von (800 Fr. begnü-
gen. Nun gibt es in
Paris keinen geschickten
Handwerker, der, wenn
er seine Sache wohl
versteht, nicht täglich
seine (2—(5 Fr. ver-
dienen könnte, was
dem Dreifachen des
Gehaltes gleichkommt,
den die Professoren
unserer ersten pariser
Schulen beim Gintritt
erhalten. Wird man
uns glauben machen
wollen, daß Leute, die
eine Familie zu erhal-
ten haben und täglich
(5 Fr. verdienen könn-
ten, sich mit (00 Sous
bescheiden aus lauter
Freude am Lehrberuf?

Nun, anstatt dilettantischer Direktoren sollten wir
kompetente Leute ersten Ranges haben. So sollte es
in Paris sein."

*

„Wollen Sie noch deutlicher den Unterschied
zwischen der deutschen und der französischen Schulungs-
methode kennen lernen? Der Zeichenunterricht wird

Ihnen das deutlich vor Augen führen.-Bei

uns wird die Zeichenkunst als Selbstzweck betrachtet.
Wan bringt den Schülern bei, schöne schattierte
Zeichnungen zu machen — Bilder. Und wenn ver-
möge von Fleiß und Arbeit ein zukünftiger Spitzen-
macher, Schreiner, Schlosser es versteht, Vorlagen,
Kopien oder Abgüsse von alten Wodellen zu
zeichnen, so schickt man ihn ins Leben hinaus:
Geh hin, zeig', was du kannst, du bist ein Kunst-
handwerker."

„Nun soll für den, der nicht Waler oder
Kupferstecher werden will, das Zeichnen nicht mehr
als eine Schreibweise sein, keine Kalligraphie,
sondern eine behende Kursivschrift, d. h. ein Mittel,
rasch in einer Minute, einer Sekunde eine stüchtige

Idee, eine Bewegung, eine Linie, eine Beleuchtung
festzuhalten.

Die Japaner, unsere Lehrmeister in allem,
haben das verstanden und uns gelehrt. Jeder be-
liebige japanische Samenhändler nimmt, nachdem
er die Samen eingewickelt, die Sie ihm abkaufen,
einen Pinsel und zeichnet Ihnen in drei bis vier
Strichen die Blume, die aus diesen Samen erstehen
wird. Gr hat diese Zeichnung schneller gemacht, als
Sie den Namen der Pflanze schreiben würden. Dem
gleichen Zweck soll die Zeichnung in allen Fach-
schulen dienen."

„Die Ausstellung von Schülerarbeiten, die mir
einen. Ginblick in die Resultate der Organisation
und der Lehrmethode in den Münchener Schulen
gestattete, zog mich leidenschaftlich an. Was hatte
denn an diesen Arbeiten in dieser Beziehung die
Bewunderung unserer französischen Künstler heraus-
gefordert und sie für die Zukunft in Schrecken gesetzt?"
(ksuret schildert dann die Besichtigung der Schüler-
arbeiten in Begleitung seiner Landsleute.)

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