Universitätsbibliothek HeidelbergUniversitätsbibliothek Heidelberg
Metadaten

Kunstchronik: Wochenschrift für Kunst und Kunstgewerbe — N.F. 10.1899

DOI Artikel:
Verschiedenes / Inserate
DOI Seite / Zitierlink: 
https://doi.org/10.11588/diglit.5773#0029

DWork-Logo
Überblick
loading ...
Faksimile
0.5
1 cm
facsimile
Vollansicht
OCR-Volltext
41 Nekrologe. — Personalnachrichten.

causa der Universität Basel eingetragen haben. Um die Er-
gebnisse dieser grundlegenden Studien auch weiteren Kreisen
zugänglich zu machen, was bei dem hohen Preise jener nicht
möglich war, hat sich der Verfasser entschlossen, dieselben in
wesentlich erweiterter Gestalt in Buchform zu veröffentlichen.
So entstand das vorliegende Werk, das in systematischer An-
ordnung die für den Künstler und Kunstgewerbetreibenden
wissenswerten Teile der Anatomie des menschlichen Körpers
darstellt. Auf 100 Tafeln, die sich durch vorzügliche Zeich-
nung und treffliche Wiedergabe derselben auszeichnen,
bringt Schider zuerst die Knochenlehre, an die sich ein
kurzer Abriss über Bänder und Gelenke anschliesst, und
dann die grundlegende Muskellehre, mit der er, um eine
sofortige Vergleichung des anatomischen Baues mit der in
die Erscheinung tretenden Körperform zu ermöglichen,
Naturstudien verbindet. Er hat es verstanden, überall das
Wesentliche von dem Unwesentlichen zu trennen, ersteres
gebührend hervorzuheben, letzteres zum Teil fortzulassen;
um ein Beispiel anzuführen, fehlen mit Recht genauere An-
gaben über die tiefliegenden Muskelschichten des Unter-
schenkels und des Fusses, da sie auf die sinnfällige Form
des Gliedes keinen Einfluss haben. Zum Schluss erläutert
er die theoretischen Erörterungen des Hauptteils an einzelnen
plastischen Meisterwerken des Altertums und der Renaissance
(Borghesischer Fechter und Moses von Michelangelo), indem
er einzelne Teile dieser Studien anatomisch zerlegt. Zahl-
reiche, für den Künstler wertvolle Bemerkungen sind auf den
100 Tafeln zerstreut. Der kurze Text hält sich fern von
aller Weitschweifigkeit, bietet aber dem Künstler alles
Wesentliche, was er etwa auf den Tafeln, denen die einzelnen
Bezeichnungen aufgedruckt sind, vermissen sollte. Die
Muskeltafeln sind zweifarbig gedruckt, was dem Bilde noch
eine grössere Klarheit giebt. Wenn wir oben erwähnten,
dass wir auch für die Kunstgewerbetreibenden den Atlas
geeignet halten, so geschah das aus dem Grunde, weil für
diese das Aktzeichnen nach der Natur sehr häufig unmög-
lich ist, das Buch bietet aber mit seinen zahlreichen Natur-
studien einen vollgültigen Ersatz dafür. Die Ausstattung
ist musterhaft; der stattliche Quartband ist immer noch
handlich, und da der Preis für das Gebotene ein sehr
mässiger ist, sind wir sicher, dass das Werk seinen Weg
machen wird.

NEKROLOGE.

G Der Reiseschriftsteller Theodor Gse/l-Fels ist am 12. Ok-
tober in München im 80. Lebensjahre gestorben. Er hatte ur-
sprünglich unter Hotho und Kugler in Berlin Kunstgeschichte
studiert und blieb auch später, nachdem er sich der Me-
dizin zugewendet hatte und Arzt geworden war, der Kunst-
wissenschaft treu. Seit 1870 hielt er auch an der Universität
Basel kunstgeschichtliche Vorlesungen. Die Ergebnisse seiner
Studien hat er in seinen vortrefflichen Reiseführern durch
Italien niedergelegt, die im Verlage des Bibliographischen
Instituts erschienen sind und die in jeder neuen Auflage bis
zuletzt Zeugnis davon ablegen, dass Gsell-Fels allen Fort-
schritten der Kunstwissenschaft mit kritischem Sinne ge-
folgt ist.

PERSONALNACHRICHTEN.
* (* Dem Bildnismaler Prof. Hugo Crola in Düsseldorf
ist der Kgl. Kronenorden 3. Kl. verliehen worden. — Die
Lehrer an der Kunstgewerbeschule in Düsseldorf, Maler
J. Wagner, Bildhauer Clemens Buscher und Maler Fritz
Neuhaus, haben den Professortitel erhalten.

— Sammlungen und Ausstellungen. 42

SAMMLUNGEN UND AUSSTELLUNGEN.

* , * Eine Ausstellung von Werken des jüngst verstorbenen
Friedrich Geselschap, die die Kgl- Akademie der Künste in
Berlin veranstaltet, wird demnächst in den Räumen des
Akademiegebäudes Unter den Linden eröffnet werden.

London. — Die Ausstellung in der „Graves-Galtery".
Die Herbst- und Winterausstellungen mehren sich in starker
Progression, je näher wir dem Jahresschluss zueilen. In der
„Graves-Gallery" befindet sich vor allem ein Werk, das
unsere vollkommene Aufmerksamkeit beansprucht. Es ist
dies ein grosses Bild von Willem v. d. Velde, welches ab-
gesehen von seinem bedeutenden inneren Wert, sowohl ein
rein historisches, als auch kunstgeschichtliches Interesse
beansprucht. Im ersteren Sinne, weil es ein wichtiges ge-
schichtliches Sujet treu wiedergiebt, und zweitens, weil das
genannte Werk seit 100 Jahren so gut als verschollen galt.
Das betreffende Werk des niederländischen Meisters illustriert
die Einschiffung Karls II. in seine Heimat, nachdem die
Restauration des Königtums und der Stuart's schon seit
einiger Zeit vorbereitet worden war. Die holländische und
englische Flotte liegt in langen Linien rangiert vor unseren
Augen, und beginnt ihr Salut zu feuern. Im Vordergrunde
bewegen sich in bunter Abwechslung und fröhlichem Ge-
tümmel eine Menge kleinerer Boote, während ein grösseres
Boot, welches Karl II. mit seinem Gefolge trägt, dem eng-
lischen Admiralsschiff «Royal Charles" zusteuert. Letzteres
bietet einen seltsamen Kontrast in seinen alten, und uns
wunderlich erscheinenden Formen dar, der noch erhöht
wird durch den rotbraunen Anstrich, und durch reiche Ver-
goldung einzelner Teile. Das Deck des Linienschiffes ist
dicht mit Seeleuten besetzt, die dem Könige zujubeln. Diese
klein gehaltenen Figuren sind mit all der Sorgsamkeit aus-
geführt, die eine der charakteristischen Eigenschaften des
Meisters bilden, der im Dienste KarlsJI. als Marinemaler
so hohen Ruf erlangte. Die Segel, die Takelage und alle
Details des Schiffes sind mit so peinlicher Gewissenhaftig-
keit, aber auch mit solcher Sicherheit durchgeführt, dass
zum mindesten der Anschein erweckt wird, als ob es sich
um eine Wiedergabe des Originals handelt. Da der ge-
schichtliche Akt, dessen Darstellung hier bezweckt wird, sich
im Jahre 1660 zutrug, so ist es nicht nur möglich, sondern
1n Anbetracht der Gesamtbeziehungen W. v. d. Velde's zu
Karl II. sogar sehr wahrscheinlich, dass ersterer ein persön-
licher Zeuge bei der Abfahrt des Königs war. Hinsichtlich
der übrigen Vorzüge des Bildes ist zu bemerken, dass die
warme Stimmung in den Lufttönen schön zur Geltung kommt.
Es war bekannt, dass das vorliegende Werk im Jahre 1781,
also etwa 100 Jahre nach seiner Vollendung, von Holland
nach Paris gebracht worden war. Leider bleibt es nicht
nachweisbar, wann und auf welche Weise das Gemälde nach
Holland gelangte, denn es ist kaum denkbar, dass gerade
dies Werk Karl II. nicht erworben haben sollte. Der Meister
stand in solcher Gunst bei dem Könige, dass sowohl aus
diesem Grunde als auch um des Sujets willen das Bild
I sicherlich im Besitz des Königs gewesen sein muss. Die
Möglichkeit einer Replik ist im übrigen nicht absolut aus-
geschlossen. Das Werk war dann insofern vergessen, als
man seiner Spur nicht mehr folgen konnte und nur wusste,
dass es nach Amerika gekommen war. Kürzlich ist es nun
hier in einem ziemlich verwahrlosten Zustande wieder auf-
getaucht, jetzt aber gut restauriert in der „Graves-Gallery"
zu neuem Leben wieder auferstanden. d*

f Amsterdam. — Bei E.J. van Wisselingh &Comp. (Spui 23)
ist augenblicklich eine Ausstellung von 38 Bildern Jacob
 
Annotationen