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Kunstchronik: Wochenschrift für Kunst und Kunstgewerbe — N.F. 10.1899

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https://doi.org/10.11588/diglit.5773#0111

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205

20Ö

Schleswig-Holstein. — In einer Versammlung zu Neu-
münster konstituierte sich am 12. Januar d. J. ein „Verein
zur Förderung der Kunstarbeit in Schleswig-Holstein". Der
Verein beabsichtigt durch Wanderausstellungen im Gebiet
der Provinz, durch beratende Anleitung und Unterstützung
tüchtiger Kunstarbeiter, durch Erteilung oder Vermittlung
von Aufträgen, durch Beeinflussung bestehender und Be-
gründung neuer Kunstbetriebe und durch die Errichtung j
von Unterrichtsstätten zur Förderung der heimischen Kunst-
arbeit beizutragen. Der Verein, welcher bereits eine grössere I
Zahl von Mitgliedern in der ganzen Provinz zählt, hat seine
Thätigkeit mit einer Wanderausstellung alter und neuer
Kunstwebereien aus Schleswig-Holstein (Gobelins, Knüpf-
arbeiten, Beiderwand und einfach gemusterte Gebrauchs-
webereien aus Meldorf) begonnen. Die Ausstellung erzielte J
im Dezember v. J. in Kiel einen grossen finanziellen Erfolg j
und hat mehrfache Anregung zur Wiederaufnahme der
heimischen Webereien gegeben. Der Mitgliedsbeitrag des
Vereins beträgt jährlich 3 M. oder eine einmalige Zahlung
von 100 M. Anmeldungen und Zuschriften sind an den
Schriftführer des Vereins, Dr. Jürgen Haupt, Kiel, Thaulow-
Museum, zu richten.

AUSGRABUNGEN UND FUNDE.

Rom. — Seit einigen Wochen herrscht aüf dem Forum
Romanum ungewohntes Leben. Die Ausgrabungen haben
wieder begonnen, und wo man hier zu Lande arbeitet, fehlt
es bekanntlich niemals an Zuschauern. In der Reihe der Stand-
bilder, die sich einst, wie die Phokasstatue, auf hohen Säulen
erhoben haben, sieht man schon jetzt eine der zertrümmerten
Säulen neu errichtet, es fragt sich nur noch, ob man ihr
auch das Kapital zurückgeben kann. Ein anmutiges Fragment i
des Vesta-Atriums ist ebenfalls neu errichtet worden, eine 1
Säule mit einem Gebälkstück, das sich leider am anderen
Ende auf einen hässlichen Pfeiler aus Ziegelsteinen stützen
muss. Endlich trieb die Kunde, man habe das „Grab des
Romulus" entdeckt, ganz Rom in diesen Tagen auf das
Forum, und die Nachricht, dass ein schwarzes Pflaster,
welches sich in der That vom übrigen Pflaster unter-
scheidet — an dem augenscheinlich, weil es tiefer lag, das
Wasser vorbeigelenkt wurde — und sogar eingefriedigt
gewesen zu sein scheint, der „locus funestus" sei, von dem |
Festus spricht und also wahrscheinlich das Grab des Romu-
lus, wurde von den Quiriten gläubig und freudig begrüsst.
Vorsichtige Archäologen schütteln einstweilen die Köpfe,
denn erstens redet Festus nicht von einem Pflaster, sondern
von einem Stein, und dann stimmt seine Angabe, dass dieser
Stein vor dem Comitium gelegen, nicht mit der Lage des
neuentdeckten Pflasters überein, das etwa dort liegt, wo
zwei gerade Linien vom Severusbogen und von San Adriano
sich schneiden würden. Jedenfalls darf man von den Aus-
grabungen des Architekten Boni das Beste erwarten; was
uns aber sachverständige Archäologen über das Pflaster aus
schwarzem Marmor sagen werden, bleibt einstweilen abzu-
warten. E. ST.

VERMISCHTES.

0 In den preussischen Staatshaushaltsetat für i8gg ist
als ausserordentliche Forderung für Kunstzwecke die Summe
von 30000 M. zur Einrichtung einer Sammlung von Photo-
graphien nach Gemälden bei den Kunstmuseen in Berlin
eingestellt worden. Für die Aufstellung und Katalogisierung
der Sammlungen des Kupferstichkabincts werden als zehnte

Rate 10000 M. gefordert, womit von der veranschlagten
Summe von 200000 M. 163000 M. verwendet sein werden.
Zur Sicherung und Aufstellung der von der Nationalgalerie
an das Kupferstichkabinet übergegangenen Sammlung von Ar-
beiten der graphischen Künste wird einedritte Rate von 5000M.
gefordert. Für die Reinigung der pergamenischen Bildwerke
wird eine weitere Rate von 37000 M. gefordert, wofür auch
die Kosten der Überführung der Bildwerke in den neuen
Museumsbau und der Aufstellung daselbst bestritten werden
sollen. Für die neuen Gebäude für die Kunstmuseen auf
der Museumsinsel werden, nachdem in den letzten beiden
Etats zusammen 2000000 M. bewilligt worden sind, aber-
mals 2000000 M. gefordert, wovon 250000 M. für die innere
Ausstattung der wichtigsten Sammlungsräume des Kaiser-
Friedrich-Museums mit dekorativen Arbeiten der italienischen
und nordischen Renaissance bestimmt sind. Es sollen näm-
lich, um den Kunstwerken eine an ihre ursprüngliche Be-
stimmung und Aufstellung erinnernde Wirkung zu geben,
die hervorragendsten Räume des Museums durch ausgewählte
Stücke dekorativer Kunst, wie Möbel, Gobelins, Thürein-
rahmungen, Kamine, Paneele, Postamente, Rahmen u. s. w.,
aus der Zeit, aus der die Kunstwerke stammen, ausgestattet
werden. — Der Fonds zum Ankauf von Kunstwerken für
die Nationalgalerie und zur Förderung der monumentalen
Malerei und Plastik und des Kupferstichs, der im vorigen
Jahre von 300000 M. auf 350000 M. erhöht worden war, ist
unverändert geblieben. — Die Stoffsammlung des Kunst-
gewerbemuseums, die reichhaltigste aller Sammlungen dieser
Art, soll durch eine nach einem einheitlichen Plan angelegte
Publikation weiteren Kreisen zugänglich gemacht werden.
Zur Herstellung des Werkes ist ein Staatszuschuss von
75000 M. erforderlich, wovon 15000 M. als erste Rate in
den Etat eingestellt sind. — Für den Neubau der akade-
mischen Hochschulen für die bildenden Künste und für
Musik werden wie im Vorjahre 1500000 M. gefordert, so
dass von den gesamten Kosten, die auf 4200000 M. ver-
anschlagt sind, noch 1200000 M. zu bewilligen bleiben.

0 Die bekannte Gruppe „Ich habe keine Zeit müde zu
sein!" (Kaiser Wilhelm I. im Lehnstuhl sitzend, über den
ein weiblicher Todesgenius seine Schwingen breitet) von dem
im Februar 1898 verstorbenen Berliner Bildhauer Michael
Lock ist von der preussischen Staatsregierung angekauft
worden. Das Werk soll in Marmor ausgeführt und im
Hohenzollernmuseum aufgestellt werden.

VOM KUNSTMARKT.

f Leipzig. — Der 215. Katalog der bekannten Firma
Karl W. Hicrsemann enthält 300 überaus kostbare und
seltene Bucheinbände des 14. bis ig. Jahrhunderts, welche
sämtlich wertvolle Bücher in sich schliessen. Am Schluss
des Kataloges, der übrigens auf zehn Tafeln die besten Buch-
einbände uns vor Augen führt, befindet sich auch ein Ver-
zeichnis der käuflichen Litteraturüber Bucheinbände. Bücher-
liebhaber und -sammler seien auf diese neue Publikation
der grossen Antiquariatsbuchhandlung ganz besonders auf-
merksam gemacht.

London. — Am ig. Dezember hielt Christie eine Auktion
von diversen Kunstgegenständen ab. Die hauptsächlichsten
Objekte stammten aus der Sammlung des verstorbenen Mr.
Jcnnings, der als ein guter Fachkenner in England galt.
Die besten Preise wurden für nachfolgende Kunstwerke ge-
zahlt: Ein Limoges-Kasten, emailliert, mit hübscher Malerei,
datiert 1593, und bezeichnet „Francoys Limousin", 4410 M.
(Harding). Ein silbernes Ciborium mit Gravierungen, die
 
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