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Kunstchronik: Wochenschrift für Kunst und Kunstgewerbe — N.F. 10.1899

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265

Biicherschau.

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schein und die klare Luft sind unschätzbare Bundesgenossen
des Photographen in Italien, aber trotzdem ist es erstaunlich,
was Anderson in den letzten Jahren geleistet hat. Die
Kataloge werden immer umfangreicher, und die Photo-
graphien sind überhaupt nicht mehr zu übertreffen.

e. st.

Adolf Philippi. Kunsthistorische Einzeldarstel-
lungen. III. Band. Die Kunst des 15. und 16. Jahr-
hunderts in Deutschland und den Niederlanden. Leipzig,
E. A. Seemann, i8g8.
Nachdem Philippi in seinen «Kunstgeschichtlichen Einzel-
darstellungen" in sechs Lieferungen die italienische Renaissance
abgeschlossen hat, wendet er sich nunmehr der nordischen
Kunst des 15. und 16. Jahrhunderts zu, welcher drei Liefe-
rungen gewidmet sind. Die erste behandelt das 15. Jahr-
hundert und zerfällt in drei Abschnitte, die „Die van Eyck
und ihre Nachfolger", „Altköln" und „Die Kunst am Ober-
rhein und in Schwaben und Franken" betitelt sind. Die zweite
Lieferung ist der deutschen KunstundihrerBlütezeitgewidmet,
ihre drei Abteilungen sind „Augsburg", „Nürnberg" und
„Wandermaler und Farbenpoeten" überschrieben, unter denen
Philippi Kranach, Grünewald, Hans Baidung und Altdorfer
versteht. Das dritte Buch endlich behandelt die Renais-
sance im Norden und ist ebenfalls in drei Abschnitte ge-
teilt, welche „Quinten Massys und der niederländische Ro-
manismus", „Hans Holbein d. J." und „Der Meister des Todes
der Maria" betitelt sind. Philippi's Vorzüge einer klaren und
sachgemässen Darstellung und des Hervorhebens des Wesent-
lichen bei voller Beherrschung des Stoffes treten auch in
diesen neuen Lieferungen hervor. Das Ziel, das sich der Ver-
fasser in den Kunstgeschichtlichen Einzeldarstellungen ge-
stellt hat: eine Anleitung für gebildete Menschen zu geben,
die Kunstwerke in einer bestimmten Art, nämlich im Zu-
sammenhange mit der Geschichte ihrer Zeit zu betrachten,
wird allerorten erreicht. Zahlreiche, vorzügliche Abbildungen
erläutern den Text. Für jeden, der sich für alte Kunst
interessiert, bietet diese Publikation E. A. Seemann's jeden-
falls in bester Weise Gelegenheit sich zu unterrichten und
es sei deshalb an dieser Stelle ganz besonders auf dieselbe
aufmerksam gemacht. |

Blumen-Märchen. Bilder, Texte und Lithographie von
Ernst Kreidolf. Piloty & Loehle, München.
Dass die gegenwärtige Bewegung, die eine Hebung
des Buchschmuckes anstrebt, auch unseren Kinderbüchern
sich mitteilt, ist ein sehr erfreuliches Zeichen; denn gerade
den Kindern sollte man nur das Beste in die Hand geben,
sie früh vertraut machen mit künstlerischen Eindrücken.
Wenn man deutsche Kinderbücher aus der Mitte des Jahr-
hunderts durchblättert, zur Zeit als Künstler wie Ludwig
Richter, Graf Pocci, Hosemann die Illustrationen lieferten,
so empfindet man eine Art von Bedauern, dass diese ent-
zückende volkstümliche Illustration geschwunden ist. In
England hat man wieder die Aufmerksamkeit auch dieser
wichtigen Aufgabe zugewandt: ich erinnere an Walter Crane
und Kate Greenaway. Als eine besonders erfreuliche Leistung
aus Deutschland liegen die Blumen-Märchen von Ernst
Kreidolf vor, der Text und Illustrationen zugleich geliefert
hat. Dass er den wahrhaft schlichten Ton getroffen hat,
soll ihm nachgerühmt sein, ohne dass dies mit dem rein
Künstlerischen zu thun hat: höher gilt es uns, dass die
Illustrationen leicht, sicher und graziös gezeichnet und un-
gemein geschmackvoll in Farben gedruckt sind. Man darf
dies Kinderbuch gern neben die besten englischen Arbeiten
desselben Gebietes stellen; es braucht den Vergleich nicht
zu scheuen. a, gr.

Trierisches Archiv, herausgegeben von Dr. Max Keuffer,
Bibliothekar und Archivar der Stadt Trier. Heft 1. Trier
181)8, Verlag der Fr. Lintz'schen Buchhandlung. Gr.-8".
100 S. und 1 Doppeltafel.
Wäre dies neue Unternehmen eine regelmässig er-
scheinende neue Zeitschrift, so müsste man ihr notwendig
mit geteilten Empfindungen gegenüber stehen. Denn an
Lokalzeitschriften historischen Inhaltes haben wir in den
weiten deutschen Landen mehr als übergenug, und die daraus
sich ergebende immer grössere Materialzersplitterung betrifft
öfters auch Arbeiten, die zu wertvoll sind, um in diesem
Ozeane von Druckerschwärze, kaum gekannt, auf Nimmer-
wiedersehen zu versinken. Mit dem Trierischen Archiv ver-
hält es sich aber anders. Sobald sich genügender Stoff
angesammelt hat, soll ein Heft oder ein Band ausgegeben
werden, jeder einzeln käuflich. Dieses erste Heft soll die
Probe sein, ob es geht. An Stoff wird es nicht mangeln.
Die alte römische Kaiserstadt an der Mosel, die wichtige
Bischofstadt des Mittelalters, „im Eruptionsgebiet fränkischer
Kraft", wie der Herausgeber im Vorwort treffend sagt, die
Stadt, die wie wenige Orte Deutschlands eine Fülle histo-
rischer Denkmäler aus allen Epochen ihrer Entwicklung
bewahrt hat, die eine Fülle des interessantesten und noch
wenig verarbeiteten historischen, kunst- und kulturgeschicht-
lichen Materiales birgt, hat der Forschung noch viel mit-
zuteilen. Einer der vornehmsten Zwecke des „Trierischen
Archivs" soll es sein, „den Rohstoff in möglichst verarbeiteter
Form auf den Markt zu bringen". „Bedeutsame Texte
trierischer Entstehung oder Beziehung, die in Trier oder
sonstwo lagern, Denkmäler kurtrierischer Kunst, trierischen
Volkstums, trierischer Sprache, sollen hier eine Stätte finden,
wo sie gesammelt und vervielfältigt werden, damit sie ihren
Weg in die entlegenste Arbeitsstube finden." Dem Kunst-
historiker wird das in Aussicht gestellte eingehende Hand-
schriftenverzeichnis der Stadtbibliothek besonders interessant
sein und die Beschreibungen auswärtiger trierischer Hand-
schriften. Die genaue Schilderung eines aus Prüm stammen-
den Lectionars eröffnet die Reihe der in diesem Hefte ver-
öffentlichten Aufsätze. Es ist eine etwa von 1060 stammende,
jetzt im Besitze Lord Crawfords befindliche, mit wenigen
aber interessanten Miniaturen gezierte Handschrift. Zwei
der Miniaturen sind in Lichtdruck beigefügt. Der Ent-
stehungsort dürfte Trier selbst gewesen sein. Nachdem
neuerdings durch die Studien E. Braun's (Beiträge zur Ge-
schichte der Trierer Buchmalerei im früheren Mittelalter, Trier
1895) und Voege's (Repertorium für Kunstwissenschaft XIX,
i25 fg.) Trier als Sitz der grossen rheinischen Centralschule
der Buchmalerei im frühen Mittelalter wahrscheinlich gemacht
worden ist, wird man diesen neuen Zuwachs unserer Kenntnis
jener Kunstthätigkeit mifbesonderem Interesse begrüssen. In
einem zweiten Aufsatze teilt der Herausgeber eine Rechnung
über Neubindung des berühmten Egbertcodex im Jahre 1773
mit, wobei die für damalige Zeit kolossale Summe von
403 Reichsthalern für diesen Zweck in merkwürdigem Kon-
trast steht zu dem gleichzeitig erfolgten Verkaufe von altem
Gold- und Silbergerät aus dem Stiftschatze im Betrage von
1328 Reichsthalern. Welch kostbare Denkmäler ältester
trierischer Kunstfertigkeit mögen damals in den Schmelztiegel
gewandert sein! Der dritte Aufsatz, von Friedrich Kutz-
bach, berührt eine der unverständlichsten Seiten unseres
trotz alles historischen Wissens so unhistorisch handelnden
Zeitalters, die Zerstörung unserer malerischen und charakter-
vollen alten Städtebilder durch Niederreissen und Moder-
nisieren. Dass auch das alte Trier von diesem Verhängnis
aller sich entwickelnden deutschen Städte nicht verschont
 
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