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Kunstblätter. — Sammlungen und Ausstellungen.
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bleibt, ist um so mehr zu bedauern, als gerade hier eine
Anzahl unserer wichtigsten mittelalterlichen Profanbauten
bisher erhalten war und zur Zeit teilweise noch ist, so unter
anderem die ältesten deutschen Bürgerhäuser, die überhaupt
auf deutschem Boden vorhanden sind. Kutzbach giebt eine
Aufzählung und kurze Beschreibung der zur Zeit noch vor-
handenen sechs romanischen und ziemlich zahlreichen go-
tischen Bürgerhäuser Triers, leider ohne Abbildungen, und
stellt uns auch noch eine Fortsetzung in Aussicht. Für die
Geschichte des deutschen Bürgerhauses, die wunderbarer
Weise immer noch nicht geschrieben ist, obgleich sie doch
viel interessanter wäre als das ewige Herumreiten auf den
kirchlichen Bauwerken, ist hier viel Wertvolles zu finden.
Der Vernichtungskrieg, der allenthalben gegen diesen kost-
baren Teil unserer kulturgeschichtlichen Vergangenheit ge-
führt wird, wird hoffentlich wenigstens das eine Gute zeitigen,
dass man allmählich in jeder Stadt anfängt, im Bilde zu
sammeln und festzuhalten, was Unverstand und Spekulations-
wut der Gegenwart sinnlos preisgiebt. Die übrigen Beiträge
des Heftes sind mehr sprachgeschichtlichen und archivalischen
Charakters. Auch eine „Schriftenschau" ist beigefügt, aus
der sich ergiebt, dass die auf Trier bezüglichen kunstge-
schichtlichen Zeitschriften-Aufsätze sorgfältig vermerkt wer-
den. Den Beschluss machen kleine Mitteilungen verschie-
dener Art. Wir wünschen dem nützlichen Unternehmen
besten Fortgang. paul Weber.
KUNSTBLÄTTER.
f Eine neue Publikation über Frans Hals. Bei der
Firma H. Kleinmann & Comp., Kunstverlags-Anstalt in
Haarlem, ist eine Pracht-Publikation erschienen, welche
26 Heliogravüren nach den bedeutendsten Gemälden des
Frans Hals auf Kupferdruckpapier in derGrösse von 60x42 cm
enthält. Der Text zu denselben entstammt der Feder des
bekannten Kunsthistorikers E. W. Moes, Bibliothekar an der
Universität in Amsterdam. Der Preis der Publikation be-
trägt 100 M. Eine deutsche Ausgabe, redigiert von dem
Gymnasiallehrer E. de Jong, ist gleichzeitig erschienen, auf
welche wir unsere Leser hierdurch besonders aufmerksam
machen.
SAMMLUNGEN UND AUSSTELLUNGEN.
G. Paris. — Dem Luxembourg-Museum ist ein Bildnis
des kürzlich verstorbenen Schriftstellers Georges Rodenbach
von Le'vy-Dhurmer geschenkt worden.
G. Paris. — Der Conseil des Muse'es hat in seiner letzten
Versammlung den Wunsch ausgesprochen, dass der Pavillon
der Flora des Louvre vom Ministerium der Kolonien ge-
räumt werde. Der Ministerrat hat sich bereits prinzipiell
damit einverstanden erklärt. Ebenso soll das Marine-Museum,
das jetzt einen Teil des zweiten Stocks des alten Louvre
einnimmt, anderweitig untergebracht werden. Damit würde
die brennend gewordene Platzfrage für die staatlichen Museen
auf lange Zeit hinaus gelöst sein.
Berlin. — Kgl. Nationalgalerie. Im zweiten Cornelius-
saal sind gegenwärtig die Erwerbungen des Jahres i8g8 aus-
gestellt. Zu den Anschaffungen aus dem Landeskunstfonds
sind auch diesmal eine Reihe von Geschenken gekommen.
Trotzdem ist die Zahl der Werke nicht sehr gross, aber viele
der besten deutschen Namen sind vertreten. Hans Thoma,
Hans von Mare'es und Freiherr von Habermann erscheinen
zum erstenmal in der Galerie. Das Bild von Thoma ist
von Wilhelm Trübner geschenkt worden und klingt an
manche Arbeiten des bisherigen Besitzers an. Es ist eine
ziemlich umfangreiche Schwarzwaldlandschaft mit kleinen
Figuren aus früher Zeit (1872). Das Gemälde, das von
Hans von Marees erworben wurde, Ritter Georg den Drachen
tötend, ist eines der wenigen in dessen Lebenswerk, die über-
haupt in einer öffentlichen Galerie ausgestellt werden können.
Bekanntlich hat dieser einflussreiche und geistvolle Theo-
retiker, der Lehrer des Bildhauers Adolf Hildebrand und
mancher anderer bedeutender Künstler unserer Zeit seine
eigenen Werke durch beständiges Übermalen und Ändern
so sehr zerstört, dass sie nur schwer zu gemessen sind. Der
Ritter Georg misst nur wenige Spannen. Das Kolorit,
namentlich die Art, wie hier der Glanz der dunklen Rüstung
zur Geltung kommt, erinnert, wie manches bei Marees, an
die Venetianer. Auch dies Bild ist ein Geschenk. Von
Habermann ist das bekannte Hauptwerk „Die Konsultation"
gekauft worden. Die glänzendste Errungenschaft aber dieses
Jahres ist wohl das berühmte Selbstporträt Böcklin's mit
dem geigenden Tod. Dazu kommt ein skizzenhaft aber
sehr wirkungsvoll und gross angelegtes Selbstbildnis von
Anselm Feuerbach (Brustbild ohne Hände), eine Mondschein-
landschaft von Skarbina, eine der feinen Guachemalereien
von Ludwig Dill und endlich ein zweites grosses Werk von
Leibi, „Der Jäger", ein Geschenk eines ungenannten Kunst-
freundes. Das Bild befand sich bisher in Frankfurter
Privatbesitz. Von den Bereicherungen, die das Kabinet der
Handzeichnungen erfahren hat, sind ausgestellt: zwei Pastells
und vier Kohlezeichnungen des in München kürzlich im
Elend gestorbenen Deutsch-Amerikaners Sion Wenban. Es
sind Landschaftsstudien, wie es scheint aus Oberbayern
und vom Main. Endlich ist als Geschenk in den Besitz der
Galerie übergegangen ein japanischer Wandschirm mit
Nadelmalerei, eine wundervolle Flusslandschaft, die sich
über die sämtlichen Teile des Schirmes hinzieht.
Berlin. — Im Lichthofe des Königlichen Kunstgewerbe-
Museums ist der Thron ausgestellt, welcher auf Befehl Seiner
Majestät des Kaisers für den grossen Saal der deutschen
Botschaft im Palazzo Caffarelli zu Rom angefertigt ist. Dieser
Bau, dessen edelste Teile der Hochrenaissance angehören,
war etwas in Verfall geraten. Jetzt wird durch persönliche
Vorsorge und nach direkten Angaben des Kaisers der grosse
Prunksaal in höchster Pracht neu entstehen. Der Architekt
Professor Alfred Messel und der Maler Professor Hermann
Prell sind mit der Aufgabe betraut worden. Dieselbe war
dahin gerichtet, dass die Architektur des Saales mit seiner
herrlichen alten Kassettendecke in italienischen Formen bei-
zubehalten sei, dass dagegen in der Dekoration der Wände
und in der Gestaltung des Thrones nebst Zubehör das
nordische Element zur Geltung zu kommen habe. Auf der
letzten akademischen Kunstausstellung befanden sich bereits
die vielbewunderten Kolossalgemälde von Prell, welche der
nordischen Sage entlehnt waren, aber doch zumeist allge-
meiner verständliche Züge enthielten. In verwandtem Geiste
sind der Thronsitz und die Kandelaber ausgeführt, welche
jetzt zunächst auf Befehl des Kaisers im Lichthofe des
j Kunstgewerbe-Museums ausgestellt sind. Der Thron selber
ist in Holz geschnitzt und vergoldet in wuchtiger, fest im
Boden wurzelnder Form, die Armlehnen sind ruhende
Löwen, die Pfosten der Lehne enden in streng stilisierten
j Adlern, dazwischen erhebt sich das ovale Schild mit der
Kaiserkrone. Die Pfosten sind mit Mosaik eingelegt, die
Polster mit grüner Seide gestickt. Der Baldachin ist in
j Stickerei ausgeführt, mit Aufnäharbeit von monumentaler
Breite, das ganze Rückenfeld nimmt ein heraldischer Adler
I ein, durch dessen Flügel sich ein Spruchband zieht: Sub
Kunstblätter. — Sammlungen und Ausstellungen.
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bleibt, ist um so mehr zu bedauern, als gerade hier eine
Anzahl unserer wichtigsten mittelalterlichen Profanbauten
bisher erhalten war und zur Zeit teilweise noch ist, so unter
anderem die ältesten deutschen Bürgerhäuser, die überhaupt
auf deutschem Boden vorhanden sind. Kutzbach giebt eine
Aufzählung und kurze Beschreibung der zur Zeit noch vor-
handenen sechs romanischen und ziemlich zahlreichen go-
tischen Bürgerhäuser Triers, leider ohne Abbildungen, und
stellt uns auch noch eine Fortsetzung in Aussicht. Für die
Geschichte des deutschen Bürgerhauses, die wunderbarer
Weise immer noch nicht geschrieben ist, obgleich sie doch
viel interessanter wäre als das ewige Herumreiten auf den
kirchlichen Bauwerken, ist hier viel Wertvolles zu finden.
Der Vernichtungskrieg, der allenthalben gegen diesen kost-
baren Teil unserer kulturgeschichtlichen Vergangenheit ge-
führt wird, wird hoffentlich wenigstens das eine Gute zeitigen,
dass man allmählich in jeder Stadt anfängt, im Bilde zu
sammeln und festzuhalten, was Unverstand und Spekulations-
wut der Gegenwart sinnlos preisgiebt. Die übrigen Beiträge
des Heftes sind mehr sprachgeschichtlichen und archivalischen
Charakters. Auch eine „Schriftenschau" ist beigefügt, aus
der sich ergiebt, dass die auf Trier bezüglichen kunstge-
schichtlichen Zeitschriften-Aufsätze sorgfältig vermerkt wer-
den. Den Beschluss machen kleine Mitteilungen verschie-
dener Art. Wir wünschen dem nützlichen Unternehmen
besten Fortgang. paul Weber.
KUNSTBLÄTTER.
f Eine neue Publikation über Frans Hals. Bei der
Firma H. Kleinmann & Comp., Kunstverlags-Anstalt in
Haarlem, ist eine Pracht-Publikation erschienen, welche
26 Heliogravüren nach den bedeutendsten Gemälden des
Frans Hals auf Kupferdruckpapier in derGrösse von 60x42 cm
enthält. Der Text zu denselben entstammt der Feder des
bekannten Kunsthistorikers E. W. Moes, Bibliothekar an der
Universität in Amsterdam. Der Preis der Publikation be-
trägt 100 M. Eine deutsche Ausgabe, redigiert von dem
Gymnasiallehrer E. de Jong, ist gleichzeitig erschienen, auf
welche wir unsere Leser hierdurch besonders aufmerksam
machen.
SAMMLUNGEN UND AUSSTELLUNGEN.
G. Paris. — Dem Luxembourg-Museum ist ein Bildnis
des kürzlich verstorbenen Schriftstellers Georges Rodenbach
von Le'vy-Dhurmer geschenkt worden.
G. Paris. — Der Conseil des Muse'es hat in seiner letzten
Versammlung den Wunsch ausgesprochen, dass der Pavillon
der Flora des Louvre vom Ministerium der Kolonien ge-
räumt werde. Der Ministerrat hat sich bereits prinzipiell
damit einverstanden erklärt. Ebenso soll das Marine-Museum,
das jetzt einen Teil des zweiten Stocks des alten Louvre
einnimmt, anderweitig untergebracht werden. Damit würde
die brennend gewordene Platzfrage für die staatlichen Museen
auf lange Zeit hinaus gelöst sein.
Berlin. — Kgl. Nationalgalerie. Im zweiten Cornelius-
saal sind gegenwärtig die Erwerbungen des Jahres i8g8 aus-
gestellt. Zu den Anschaffungen aus dem Landeskunstfonds
sind auch diesmal eine Reihe von Geschenken gekommen.
Trotzdem ist die Zahl der Werke nicht sehr gross, aber viele
der besten deutschen Namen sind vertreten. Hans Thoma,
Hans von Mare'es und Freiherr von Habermann erscheinen
zum erstenmal in der Galerie. Das Bild von Thoma ist
von Wilhelm Trübner geschenkt worden und klingt an
manche Arbeiten des bisherigen Besitzers an. Es ist eine
ziemlich umfangreiche Schwarzwaldlandschaft mit kleinen
Figuren aus früher Zeit (1872). Das Gemälde, das von
Hans von Marees erworben wurde, Ritter Georg den Drachen
tötend, ist eines der wenigen in dessen Lebenswerk, die über-
haupt in einer öffentlichen Galerie ausgestellt werden können.
Bekanntlich hat dieser einflussreiche und geistvolle Theo-
retiker, der Lehrer des Bildhauers Adolf Hildebrand und
mancher anderer bedeutender Künstler unserer Zeit seine
eigenen Werke durch beständiges Übermalen und Ändern
so sehr zerstört, dass sie nur schwer zu gemessen sind. Der
Ritter Georg misst nur wenige Spannen. Das Kolorit,
namentlich die Art, wie hier der Glanz der dunklen Rüstung
zur Geltung kommt, erinnert, wie manches bei Marees, an
die Venetianer. Auch dies Bild ist ein Geschenk. Von
Habermann ist das bekannte Hauptwerk „Die Konsultation"
gekauft worden. Die glänzendste Errungenschaft aber dieses
Jahres ist wohl das berühmte Selbstporträt Böcklin's mit
dem geigenden Tod. Dazu kommt ein skizzenhaft aber
sehr wirkungsvoll und gross angelegtes Selbstbildnis von
Anselm Feuerbach (Brustbild ohne Hände), eine Mondschein-
landschaft von Skarbina, eine der feinen Guachemalereien
von Ludwig Dill und endlich ein zweites grosses Werk von
Leibi, „Der Jäger", ein Geschenk eines ungenannten Kunst-
freundes. Das Bild befand sich bisher in Frankfurter
Privatbesitz. Von den Bereicherungen, die das Kabinet der
Handzeichnungen erfahren hat, sind ausgestellt: zwei Pastells
und vier Kohlezeichnungen des in München kürzlich im
Elend gestorbenen Deutsch-Amerikaners Sion Wenban. Es
sind Landschaftsstudien, wie es scheint aus Oberbayern
und vom Main. Endlich ist als Geschenk in den Besitz der
Galerie übergegangen ein japanischer Wandschirm mit
Nadelmalerei, eine wundervolle Flusslandschaft, die sich
über die sämtlichen Teile des Schirmes hinzieht.
Berlin. — Im Lichthofe des Königlichen Kunstgewerbe-
Museums ist der Thron ausgestellt, welcher auf Befehl Seiner
Majestät des Kaisers für den grossen Saal der deutschen
Botschaft im Palazzo Caffarelli zu Rom angefertigt ist. Dieser
Bau, dessen edelste Teile der Hochrenaissance angehören,
war etwas in Verfall geraten. Jetzt wird durch persönliche
Vorsorge und nach direkten Angaben des Kaisers der grosse
Prunksaal in höchster Pracht neu entstehen. Der Architekt
Professor Alfred Messel und der Maler Professor Hermann
Prell sind mit der Aufgabe betraut worden. Dieselbe war
dahin gerichtet, dass die Architektur des Saales mit seiner
herrlichen alten Kassettendecke in italienischen Formen bei-
zubehalten sei, dass dagegen in der Dekoration der Wände
und in der Gestaltung des Thrones nebst Zubehör das
nordische Element zur Geltung zu kommen habe. Auf der
letzten akademischen Kunstausstellung befanden sich bereits
die vielbewunderten Kolossalgemälde von Prell, welche der
nordischen Sage entlehnt waren, aber doch zumeist allge-
meiner verständliche Züge enthielten. In verwandtem Geiste
sind der Thronsitz und die Kandelaber ausgeführt, welche
jetzt zunächst auf Befehl des Kaisers im Lichthofe des
j Kunstgewerbe-Museums ausgestellt sind. Der Thron selber
ist in Holz geschnitzt und vergoldet in wuchtiger, fest im
Boden wurzelnder Form, die Armlehnen sind ruhende
Löwen, die Pfosten der Lehne enden in streng stilisierten
j Adlern, dazwischen erhebt sich das ovale Schild mit der
Kaiserkrone. Die Pfosten sind mit Mosaik eingelegt, die
Polster mit grüner Seide gestickt. Der Baldachin ist in
j Stickerei ausgeführt, mit Aufnäharbeit von monumentaler
Breite, das ganze Rückenfeld nimmt ein heraldischer Adler
I ein, durch dessen Flügel sich ein Spruchband zieht: Sub