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Kunstchronik: Wochenschrift für Kunst und Kunstgewerbe — N.F. 10.1899

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https://doi.org/10.11588/diglit.5773#0143

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26g

Vermischtes.

270

umbra alarum tuarum protege nos. An dem vorspringen-
den Oberteil die Sinnsprüche der Hohenzollern: Suum
cuique. Vom Fels zum Meer. Gott mit uns. — Die beiden
Kandelaber erinnern an Obelisken mit breit ausladendem
Sockel; diese der Renaissance angehörige Grundform ist
reich mit nordischen Elementen versetzt, im Sockel enden
die schweren Voluten des Barockstiles in gewundene Drachen,
welche menschliche Figuren gepackt haben, der hohe Schaft
erweitert sich an der Vorderseite nach oben zu und trägt
das behelmte Haupt eines Kriegers, um das sich Schlangen
winden, deren Leiber eine weite Krone bilden. Der Körper
ist auch hier in Holz geschnitzt, die Schlangen, welche
elektrische Lichter ausspeien, sind in Aluminiumbronze, der
neuesten Errungenschaft unserer Kunstschmiedearbeit, aus-
geführt. Die hier ausgestellten Stücke sind in allen Teilen
nach persönlichen Angaben des Kaisers von Professor Messel
komponiert; an der Ausführung sind beteiligt für die
Modellierarbeiten: Professor Behrens von der Kunstschule in
Breslau, Holzschnitzereien: Bildhauer Taubert, Stickerei:
Ida Seliger und Maler Max Seliger, alle drei am Kunst-
gewerbe-Museum in Berlin, Vergoldung: Stolpe, Schmiede-
arbeit: Holdefleiss, beide in Berlin. Um Beleuchtungsproben
auch hier vornehmen zu können, haben Siemens & Halske
in freundlicherweise einen besonderen Anschluss hergestellt.
Ausser den beiden hier ausgestellten Kandelabern werden
noch zwei gleiche an der gegenüberliegenden Saalwand des
Palazzo Caffarelli ihren Platz finden.

+ Leipzig. — Im hiesigen Kunstgewerbemuseum hat der
Leipziger Maler E. Klotz eine kleine Ausstellung veranstaltet,
in welcher er dem grösseren Publikum zum erstenmal eine
Anzahl von Drucken vorlegt, die in dem von ihm erfundenen
Verfahren, der „Malertypie", hergestellt sind. Wir haben in
Nr. 9 der Zeitschrift des letzten Jahrganges bereits auf die
Erfindung Klotz' aufmerksam gemacht und auch einige
Abbildungsproben in der neuen Technik gegeben. Jetzt
haben sich mehrere Künstler in der Malertypie versucht und
zum Teil überraschende Resultate erzielt. Das Klotzsche
Verfahren erregt in hohem Masse das Interesse und die Auf-
merksamkeit der beteiligten Kreise und wird sicher bald schon
allgemeine Verwendung finden.

Düsseldorf. Erste Ausstellung der Künstlervereinigung
i8gg. Seit Mitte Februar ist Düsseldorf um eine neue
Künstlervereinigung' reicher. Da dieselbe aber keine seces-
sionistischen Tendenzen hat, sondern einen sehr vernünftigen
Gedanken zur Ausführung bringen will und schon gebracht
hat, so kann man diese neue Gründung mit Freuden be-
grüssen. Die Absicht der kleinen, nur aus dreizehn Mit-
gliedern bestehenden Gruppe ist nämlich die, Ausstellungen
ihrer Arbeiten in kleiner Zahl in einem gemütlich und
wohnlich hergerichteten Raum, zu dem sich das Atelier des
Malers H. E. Pohle als hervorragend geeignet erwies, zu
veranstalten und damit gegen die geschäftsmässige, un-
künstlerische Art und Weise, wie in den Kunsthandlungen
und leider auch in der Kunsthalle die Bilder ausgestellt
werden und aus verschiedenen Gründen werden müssen,
thatkräftigen Protest einzulegen. Die aus etwa 40 Werken
bestehende Ausstellung macht demgemäss in dem mit Tep-
pichen, eleganten Möbeln, Vasen und dergleichen reizvoll
ausgestatteten Raum einen überaus freundlichen und sympa-
thischen Eindruck. Sie erscheint mehr als die Privatgalerie
eines feinsinnigen Kunstsammlers, als wie eine blosse Ver-
kaufsausstellung. Der reichliche Raum, der jedem Bilde
gegeben ist, die vorsichtige Platzwahl lassen die einzelnen
Werke ganz anders zur Geltung kommen, als es auf einer
gewöhnlichen Ausstellung möglich ist. Inhaltlich vertritt

die Sammlung, ohne gerade epochemachende Schlager auf-
zuweisen, ein künstlerisch durchaus vornehmes und ab-
geklärtes Niveau, und das Zusammentreffen von Werken der
verschiedensten Richtungen giebt ihr den Reiz einer durch-
aus objektiven Übersicht über das, was innerhalb dieser
verschiedenen Richtungen in Düsseldorf Gutes geleistet
wird. So vertritt Prof. Claus Meyer in bekannter fein-
sinniger Weise sein an die Niederländer anknüpfendes
Kostümgenrebild und in einem grösseren Bilde das hollän-
dische Genrebild. R. Böninger ist dagegen einer der we-
nigen konsequenten Freilichtmaler, die Düsseldorf besitzt.
Das niederrheinische Klima ist weniger, wie irgend ein an-
deres in Deutschland, der Sonnenlichtmalerei günstig, und
so sind die meisten der Böninger'schen Arbeiten, an der
Spitze sein grosses Bild ,,Idyll", wohl in Italien entstanden.
Der Inhaber des Ateliers H. E. Pohle, einer der begabtesten
unter den jungen Düsseldorfer Malern, bringt ein farbig sehr
eigenartiges Damenbildnis, eine gross und dekorativ wirkende
Kreuztragungsskizze und einige seiner phantastischen, idealen
Landschaften. Funck und Prof. Huthsteiner sind ebenfalls
durch sehr ansprechende Porträts vertreten und Prof. Berg-
mann, E. Nikutowsky, H. Heimes, C. Becker und M. Hunten
durch teils ganz realistische, teils fein abgestimmte Land-
schaften oder Marinen. H. Ungewitter bringt ein grösseres
Ölgemälde, einen „sibirischen Tiger" im Schnee und einige
höchst temperamentvolle Zeichnungen von Kavallerieattaken.
G. Marx stellt nur Skizzen und Studien aus, die aber von
seinem feinen Farbensinn und seiner technischen Gewandt-
heit das beste Zeugnis geben. Eine ältere Arbeit des be-
gabten Bildhauers J. Tüshaus vertritt wenigstens in einem
Stück auch die Plastik. Es wäre zu wünschen, dass das
Vorgehen der Gruppe von 1899 einen günstigen Einfluss
auf die hiesigen Ausstellungsverhältnisse ausübte, die eines
solchen dringend bedürftig sind. p.

Düsseldorf Weltausstellung im Jahre 1Q02. Durch die
Entscheidung der letzten Stadtverordneten-Versammlung
dürfte die letzte Frage, welche bezüglich der Weltausstellung
im Jahre 1902 noch zu erledigen war, in glücklichster Weise
gelöst sein. Die Stadt hat beschlossen, für diese Ausstellung
einen Betrag von 150000 Mark beizusteuern und zwar
100000 Mark ä fonds perdu, ferner das Grundstück an der
Golzheimer-Insel im Werte von 600 bis 700000 Mark, auf
dem sich vorläufig noch die alte Schlachthalle befindet, zur
Verfügung zu stellen, schliesslich die Kosten für die Auf-
höhungsarbeiten der Golzheimer-Insel zu tragen. Ein festes
Ausstellungsgebäude soll bekanntlich als ständiger Aus-
stellungspalast erhalten bleiben und Düsseldorf damit end-
lich einen würdigen Mittelpunkt für künstlerische Veranstal-
tungen der verschiedensten Art erhalten. Ein Kapital
von über 2'A Millionen zu Ausstellungszwecken war schon
gleich im Anfang der Agitation gezeichnet worden, p.

VERMISCHTES.

Rom. — Die Erwerbung der vielbesprochenen Fälschung
eines Athena-Kopfes aus römischem Kunsthandel durch das
Berliner Museum hat die Aufmerksamkeit der Archäologen
hier auf eine ganze Reihe von Produkten aus derselben
Werkstätte gelenkt, welche alle den Giebelskulpturen von
Ägina nachgebildet sind. Die Erfahrung, die man in Berlin
gemacht, ist unangenehm, aber da es sich um verhältnis-
mässig geringe Summen handelt, gewiss zu verschmerzen.
Wie viel teurer hat man in anderen grossen Museen ähn-
liche Erfahrungen bezahlen müssen, die bei dem modernen
komplizierten und häufig auf schleunigen Abschluss drängen-
 
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