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Kunstchronik: Wochenschrift für Kunst und Kunstgewerbe — N.F. 10.1899

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293

Nekrologe.

294

Bild von dem Schaffen dieses feinen und gütigen Menschen
zu geben, und darum sehr dankenswert. O.

Das Künstlerbuch Band I, Arnold Böcklin von Franz
Hennann Meissner. Berlin und Leipzig, bei Schuster &
Löffler. 1898. 8«. 116 Seiten. 3 M.
Die Angaben dieser biographischen Skizzen entsprechen
im wesentlichen den Thatsachen nicht, die sich heute noch
feststellen lassen. Hier nur wenige Beispiele aus dem An-
fange der Lebensbeschreibung. Nach Meissner „scheint"
die Familie des Künstlers zu den älteren und angeseheneren
der Stadt Basel zu gehören; aber die «älteren und ange-
seheneren" Familien bilden noch heute, wie in einer kleinen
Stadt von altem Reichtum auch ganz natürlich, eine Gesell-
schaft, deren Sitten, Anschauungen und Lebensgewohnheiten
sich recht erheblich von denen armer Zugewanderter unter-
scheiden, und es ist schon im Katalog der Basler Böcklin-
Ausstellung von 1897 festgestellt worden, dass der Vater aus
einem Dorfe im Kanton Schaffhausen stammte, und da es
natürlich heute noch Leute giebt, die diesen persönlich ge-
kannt haben, so hätte der Verfasser auch ganz leicht er-
fahren können, dass derselbe sich recht hart hat durchs
Leben schlagen müssen. Meissner schildert ferner eine halbe
Seite lang die Gefühle, die „Jung Arnold" im Geschäft
seines Vaters beschlichen haben mochten, Böcklin ist aber
nie in das Geschäft eingetreten. Er nennt die Anhöhe, wo
das Münster und die höheren Schulen der Stadt liegen, be-
ständig „den St. Alban". In Wahrheit giebt es nur eine
Vorstadt dieses Namens. Er lässt den jungen Böcklin zu
Schirmer gehen, nachdem es ihm bei Alexander Calame in
Genf nicht gefallen. Der Künstler ist aber nie in Calame's
Atelier eingetreten, auch später nicht, als er sich wirklich
für kurze Zeit in Genf aufgehalten. In Paris steht dann
der „verwöhnte Sprössling" (!) plötzlich vor dem Nichts, weil
der Vater bankerott gemacht hat. Von Paris hat der Maler
auch die Freiheit und Kühnheit des Pinselstrichs, die ein
Jahrzehnt später für ihn charakteristisch zu werden beginnt.
Die unrichtige Behauptung, Böcklin sei von Rom zunächst
nach München übergesiedelt, findet sich auch hier wieder.
Doch solche Dinge sind schliesslich einzeln für sich ge-
nommen verzeihlich; auch wenn Meissner redlich sich Mühe
gegeben hätte, die älteren Angaben nachzuprüfen, hätten
derartige Irrtümer sich einschleichen können. Wenn er aber
von der Maltechnik Arnold Böcklin's, die ja beständig ge-
ändert wurde, erzählt: „Die Güte dieser Technik ist so gross,
dass seine Bilder nie reissen oder verderben", so möchte
man in der That fragen: einmal, ob dem Verfasser nicht
bekannt sei, dass den Sterblichen Versuche erst misslingen,
bevor sie gelingen, und ferner aber dann, ob er wirklich
schon viele Bilder des Meisters sich angesehen habe. — An
den „Denkmalen der Antike wie der Renaissance" soll
Böcklin ferner „von Anbeginn teilnahmlos vorübergegangen
sein" — „er beschränkt sich auf den litterarischen Genuss
der beiden Zeitalter". — Ist das, was als Thatsache also
mitgeteilt wird, demnach zum grossen Teil nachweisbar un-
richtig, so sind die Urteile, die über Böcklin gefällt werden,
wenigstens in unseren Augen etwas sonderbar. Nach Meissner
verrät der junge Böcklin kaum mehr als ein mässiges Talent,
„er war weder ein geborener Maler, noch ein geborener Poet,
sein Genie ist Ergebnis allmählicher Häutungen, kein an-
geborenes wie das von Dürer, Menzel, Klinger". Von der
ersten römischen Zeit, die den Pan im Schilf der Neuen
Pinakothek zeitigte, heisst es: „Man stösst hier zuerst_au_f
eine eigene Art seines Wesens; ihn reizt fast nie das Gegen-
wärtige" (in Rom nämlich!) ... „Schirmer in Düsseldorf, Ru-

bens, die alten Niederländer, Paris mit Poussin, Basel mit
Holbein ziehen lockend vor dem zweiten — dem inneren
Künstlergesicht vorüber" — „er ist oft ein frühreifer Meister,
der seine Stilweisen so häufig wechselt wie ein Kavalier
seinen Jahrzeitanzug". — Den Angelpunkt des ganzen Lebens
sieht Meissner in Weimar. „Die Gründe liegen nahe", „der
kinderreiche pater familias ist über Nacht Professor ge-
worden", — „hat die ideal-schöne Pflicht, begabten Jugend-
seelen den Zauber der Schönheit wachzurufen". „Der Kunst-
zigeuner von gestern gehört heute zu der Gesellschaftselite
von Weimar" u. s. w. — Meiner Ansicht nach war Arnold
Böcklin ein Held und kein Theephilister, und auch das halte
ich für unrichtig, was am Schlüsse dieses Buches gesagt ist.
„Erst als Ende der achtziger Jahre ein jüngeres uud reich-
begabtes (!) Geschlecht von Kunsthistorikern und Kunst-
schriftstellern mit den Waffen eines neuen lebendigeren und
kunstvolleren Stils (etc...) Böcklin zum Schildführer der
neueren Kunst erhob, wich die (feindliche) Menge Schritt für
Schritt zurück." hr. alfred scmmid.

f Amsterdam. — Die Firma Scheltema & Holkema hat
den Katalog der Amsterdamer Rembrandtausstellung in
einer revidierten Auflage herausgegeben. Dieselbe besitzt
ein grösseres Format als der erste Katalog, ist ausserordent-
lich geschmackvoll ausgestattet und mit einem soliden Ein-
band versehen. Den einzelnen Nummern ist eine Beschreibung
des betreffenden Bildes beigefügt, die im eigentlichen Aus-
stellungskataloge fehlte, ein alphabetisches Verzeichnis der
Aussteller bildet den Schluss. Die Revision hat einige wesent-
lich andere Datierungen gezeitigt, zwei Bilder haben nach ihr
den Besitzer auf der Ausstellung gewechselt. Den Ausstellern
ist der Katalog mit einer Abbildung der Wand zugestellt
worden, auf der ihre Bilder plaziert waren. Jedenfalls bildet
diese neue Auflage eine dauernde Erinnerung an die schöne
Amsterdamer Ausstellung.

NEKROLOGE.

*, * Der belgische Landschaftsmaler Eduard de Scham-
pheleer ist am 12. März in Brüssel im Alter von 64 Jahren
gestorben.

London. Am 6. März d. J. verschied Mr. D. E. Fortnum
in Stamnore in seinem 80. Lebensjahre. Der Verstorbene,
Vicepräsident der Gesellschaft der Antiquare und des König-
lichen „Archäologischen Instituts", unternahm zu wissen-
schaftlichen Zwecken 1845 eine Reise nach Australien. Von
1846—55 bereiste er den Kontinent und legte hier den Grund
zu seinen bedeutenden antiquarischen und anderen Kunst-
sammlungen. Im Jahre 1873 veröffentlichte er im Auftrage
der Regierung: „Descriptive Catalogue of Majolica etc. im
South-Kensington-Museum",und 1876 „DescriptiveCatalogue
of Bronzes". Ferner war Mr. Fortnum der Verfasser der
nachstehenden Abhandlungen in der „Archaeologia": „The
Royal Collections of gems", „The diamand signet of Queen
Henrietta Maria" und „Early Christian gems and rings".
„The diamand signet" war ein Geschenk König Karls I. an
seine Gemahlin. 1888 schenkte Mr. Fortnum den grössten
Teil seiner klassischen Kunstsammlungen, sowie Werke aus
der Renaissance-Epoche, der Universität Oxford. Im nächst-
folgenden Jahre wurde Dr. Fortnum in den Verwaltungsrat

! des British-Museums berufen. 1896 veröffentlichte er in Ox-
ford: „Majolica: A Historical Treatise", und 1897: „Descrip-

| tive Catalogue of Majolica and enamelled Earthenware of
Italy, Persian, Damascus, Rhodian, Hispano-Moresque and
some French and other Wares in the Ashmolean Museum,
Oxford." v. s.
 
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