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Kunstchronik: Wochenschrift für Kunst und Kunstgewerbe — N.F. 10.1899

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https://doi.org/10.11588/diglit.5773#0156

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Denkmäler. — Sammlungen und Ausstellungen.

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DENKMÄLER.

Beuthen. — Es besteht die Absicht, für den oberschle-
sischen Industriebezirk ein Kaiser-Denkmal zu errichten,
dessen Kosten etwa 70—80000 M. betragen sollen, -u-

SAMMLUNGEN UND AUSSTELLUNGEN.
London. — Erwerbungen der „National Portrait-
Oallery". Unter den für dieses Institut teils durch An-
kauf, teils durch Geschenk erworbenen Porträts sind vor-
nehmlich zu nennen: Dr. Samuel Johnson, Ölbild von
Barry. Graf Charles Grey, der sogenannte Reform-Premier-
minister, von Sir Thomas Lawrence. Isaac Barre, der be-
rühmte Redner, zur Zeit William Pitt's, von Gilbert Stuart.
John Manners, Marquis von Granby, ein hervorragender
Militär, Kreidezeichnung von Sir Joshua Reynolds. Diese
Zeichnung bildete die Studie zu dem gleichnamigen be-
rühmten Ölbild von demselben Meister. David Garrick,
der Schauspieler, eine Bleistiftzeichnung, ausgeführt von dem
Kupferstecher Shervin. König Jacob I., ein kleines Porträt
auf Holz, als Jacob VI. von Schottland dargestellt, früher
in der Brühl-Finckenstein-Sammlung befindlich, und endlich
Professor J. C. Maxwell, ein Gelehrter. Das Porträt des
letzteren ist auf Porzellan gemalt. v. s.

London. — „The Royal Society of Painter-Etchers", die
Malerradierer, haben eine der besten Ausstellungen ihrer
Art in dem Vereinslokale der Gesellschaft in Pall-mall in
diesem Jahre vorgeführt. Landschaft, Architektur vi n d 111. x-
libris"-Blätter sind reich vertreten. Unter den neuen Künst-
lern, die gute Arbeiten lieferten, sind besonders hervorzu-
heben : W. H. Milnes und William Monk. Von den alten
bewährten Künstlern zeichnen sich aus: C. J. Watson,
Cameron, Oliver Hall und Goff. Watson hat kaum in früheren
Zeiten bessere Radierungen ausgeführt als die beiden hier
vorliegenden. Oliver Hall hat sich augenscheinlich Rem-
brandt zum Vorbilde genommen. Die figürlichen Radierungen
Strands, Charles Holroyd's und Helleu's reihen sich ihren
früheren Werken im besten Sinne an. Mr. R. W. Macbeth
gab eine animierte Version seines akademischen Ausstellungs-
bildes „Midnight Moths". Mr. C. W. Sherborn ist be-
sonders dadurch geehrt worden, dass ihm eine ganze Wand
des Hauptsaales zur Verfügung gestellt wurde, an der von
seiner Nadel herrührende „Ex-libris" aufgehängt sind. Dieser
Künstler hatte insofern keinen leichten Stand, als seine
Vorgänger in den Ausstellungen der Gesellschaft keine ge-
ringeren Meister waren als Rembrandt und van Dyck.
Die Kunstbethätigung auf dem „Ex-libris"-Gebiet bleibt
eine anhaltend rege in England. Unter den Arbeiten Sher-
born's zeichnen sich die folgenden namentlich aus: das
Bibliothekszeichen der Herzogin von York, des Herzogs
von Westminster, Lord Wolseley's und dasjenige der anti-
quarischen Gesellschaft. v. S.

London. — Am 17. Februar wurde in Edinburg die
73. Ausstellung der Königl. Schottischen Akademie eröffnet.
Im ganzen waren 1538 Bilder angemeldet, aber nur 694 konn-
ten Unterkunft finden. Unter diesen befindet sich etwa ein
Dutzend wirklicher Meisterwerke. Ein hervorragend gutes
Porträt, den Marquis von Tweeddale darstellend, hat der
Präsident der Akademie, Sir George Reid, geliefert. Guthrie,
Walton und Lavery haben gleichfalls interessante Porträts
ausgestellt. Die Aquarellbilder sind im allgemeinen nicht
übel, dagegen bieten die hier befindlichen Bildhauerarbeiten
kein besonderes Interesse. v. s.

t Leipzig. — Im hiesigen Kunstverein hat der Münchener
Porträtmaler W. V. Schwill eine Sonderausstellung seiner in

den letzten zwei Jahren entstandenen Bilder veranstaltet, welche
beweist, dass der begabte Künstler in der letzten Zeit besonders
grosse Fortschritte gemacht hat und unter den deutschen Por-
trätmalern unserer Zeit jedenfalls mit in erster Linie genannt
werden muss. Schwill ist zwar von Geburt Amerikaner —
er wurde als Sohn deutscher Eltern am 2. März 1864 in
Cincinnatti geboren —aber in künstlerischer Beziehung, so-
wohl seiner Ausbildung als seinem Empfinden nach, durch-
aus deutsch. Nach kurzer lithographischerThätigkeit in seiner
Vaterstadt siedelte Schwill bereits 1884 dauernd nach München
über, wo er bis 1891 unter N. Gysis, L. Löfftz und W.
Lindenschmit die Akademie besuchte. Seitdem besitzt Schwill
ein eigenes Atelier, und im Laufe der Jahre hat sich sein
reiches Talent im steten Werden und Wachsen auf das
glücklichste entfaltet. Einzelne Porträts des Künstlers be-
fanden sich schon auf den grossen Ausstellungen der letzten
Jahre in München und Berlin in der Abteilung der Luit-
pold-Gruppe, der Schwill angehört, mit einer grösseren
Kollektivausstellung von der Bedeutung der gegenwärtigen
in Leipzig aber tritt Schwill jetzt zum erstenmal an die
Öffentlichkeit. Als Techniker steht der Künstler auf voller
Höhe. Den Stift und den Pinsel versteht er mit gleicher
Gewandtheit und Leichtigkeit zu handhaben. Breit und sicher
setzt er die Farben hin, die warm und leuchtend wirken.
Als geschmackvoller Künstler versteht er es, die Tonwerte
harmonisch abzustimmen, alle Härten und schroffen Gegen-
sätze zu vermeiden. Ebenso geschmackvoll wie die Farben-
gebung ist das ganze Arrangement seiner Porträts. Effekt-
hascherei ist Schwill fremd, natürlich und charakteristisch
fasst er die Persönlichkeit auf und giebt sie individuell im
Bilde wieder. Alles Eigenschaften, die Schwill zum Porträt-
maler in hohem Grade befähigen. Modern, im gewöhn-
lichen Sinne des Wortes, ist Schwill allerdings nicht. Er
hat es, wie Lenbach, verstanden, im Strome des modernen
Kunstlebens seine eigene persönliche Richtung zu wahren
und festzuhalten. Rembrandt, Rubens, van Dyck und vor
allem Lenbach sind die grossen Meister, bei denen er mit
Erfolg in die Lehre gegangen ist, ohne seine Individualität ein-
zubüssen. — Die Leipziger Ausstellung umfasst 25 Gemälde in
den verschiedensten Grössen. Davon sind 23 Damen-, Herren-
und Kinderporträts in Pastell-, Öl- und Temperafarben, die
der Künstler in neuester Zeit mit Vorliebe verwendet. Unter
den zahlreichen Pastellen, teils Skizzen, teils ausgeführtere
Porträts, fallen mehrere Kinderbilder sowie die flott und
sicher gezeichneten Brustbilder einiger jungen Damen auf.
Von den grossen gemalten Damenporträts sind besonders
drei zu nennen, die zu dem besten gehören, was Schwill
bis jetzt geschaffen hat. Eine stehende junge Dame, vom
Rücken gesehen, in ganzer Figur, ein imposantes, ausser-
ordentlich malerisches Bild, in dem besonders die schweren
Gewandstoffe unübertrefflich wiedergegeben sind. Ferner
das reizvolle Porträt einer sitzenden Dame mit einem kleinen
Hund auf dem Schosse, sowie das grosse Bildnis einer
sitzenden Dame in ganzer Figur in Strassentoilette, sowohl
im Arrangement als durch den feinen grauen, Velasquez-
ähnlichen Ton von vornehmster Wirkung. Von den Herren-
porträts in Öl wollen wir nur das grosse Porträt eines älteren
Herrn nennen, aus dem Besitze der Leipziger Handels-
kammer, deren früheren Präsidenten es darstellt, ein vor-
zügliches Repräsentationsbild im grossen Stil, und als Gegen-
satz das in.seiner Art ebenso treffliche Porträt eines sitzen-
den Herrn, Kniestück im kleinsten Format, aber trotzdem
breit und flott gemalt und von intimster Wirkung. Mit der
Wahl dieses kleinen Formates hat Schwill, meiner Meinung
nach, einen glücklichen Griff gethan, besonders für das
 
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