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Kunstchronik: Wochenschrift für Kunst und Kunstgewerbe — N.F. 10.1899

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Sammlungen und Ausstellungen.

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gestimmte Kolorit, und die Zeichnungen und Lithogra-
phien: Christus am Kreuz, umgeben von den Mühseligen
und Beladenen, und ein Mahl Christi nachdem Schriftwort:
„Dieser nimmt die Sünder an sich und isst mit ihnen" als
für Steinhausen's Eigenart bezeichnend hervorzuheben. —
Neben diesen beiden Sonderausstellungen enthält der Schulte-
sche Salon noch, wie gewöhnlich, zahlreiche Bildnisse,
von denen jedoch nur ein Reiterbild des Kaisers Franz
Josef von Österreich von /. v. Blaas, einige Pastellbild-
nisse von Frau Helene Frauendorfer-Miihlthaler in Mün-
chen und das Bildnis eines Offiziers von F. Vezin in
Düsseldorf Anspruch auf künstlerische Bedeutung erheben
können, und eine Sammelausstellung von 42 Bildern moderner
französischer Künstler, unter denen Ge'rdme, Henner, Vollem,
Vlbert, Ch. Meissonier und die jetzt sehr geschätzten Land-
schaftsmaler Cazin, Billotte und Jwül vertreten sind, frei-
lich nicht mit Werken ersten Ranges, aber doch mit feinen
Kabinetsstücken, die gern von Privatsammlern gekauft
werden, welche auf berühmte und bekannte Namen sehen.

Paris. — Die Ausstellung der Aquarellisten ist nach
dem bemerkenswerten Anlauf zum Bessern, den sie im
Vorjahre genommen hatte, wieder das geworden, was sie
früher war, ein Sammelpunkt für die elegante Welt, an dem
für den wirklichen Kunstfreund recht wenig zu holen ist.
Unter all den reizenden und niedlichen Bildchen der Luigi
Loir (welch „süsse" Schneelandschaft!), Vignal, Lecomte,
Teure, Le Mains, Geoffroy, Cuvillon, Leloir und wie sie
alle heissen, über die ich durchaus nichts Schlechtes sagen
will, verschwinden die paar künstlerisch interessanten Werke
fast völlig. Doch seien wenigstens die Landschaften von
Girardot und Guignard genannt. — Bei Vollard haben
sich fünf Künstler der Lithographie zu einer Ausstellung
zusammengethan. Allen voran steht Fantin-Latour mit ein
paar ganz herrlichen neuen Blättern. Odilon Redon ist mit
einer tiefempfundenen Folge „Die Apokalypse", Maurice
Denis mit einigen vielleicht gar zu zarten und unsinnlichen,
aber jedenfalls interessanten Frauenbildern vertreten. Bon-
nard und Vaillard zeigen in ihren kecken Strassenscenen
und Interieurs erfreuliche Fortschritte. o.

München. — Nach der langen Pause im Winter haben
die Künstlergesellschaften wieder mit Ausstellungen be-
gonnen, die ein Vorspiel für den grossen Wettkampf im
Olaspalast bedeuten. Die Hauptkräfte sind für den Sommer
gespart, jetzt handelt es sich nur um ein Intermezzo. Aber
nur die eigentlich fortschrittlichen Kreise unter den Künstlern
treten schon in diesen Frühlings-Salons auf: die Secession
und die Luitpoldgruppe, während sich die „Alten" noch
ganz zurückgezogen halten. Die Secession hat ihre Räume
wieder ganz gefüllt. Frhr. v. Haberinann beansprucht mit
einer grösseren Reihe von Arbeiten, die zum Teil in frühere
Jahre zurückreichen, ein besonderes Interesse. Seine
Leistungen liegen ganz auf malerischem Gebiete, in Be-
handlung von Form und Farbe, stofflich hält er sich in den
engsten Grenzen. Einen Meister, wie ihn, der sich vor jedem
billigen Mittel und jeder bequemen Phrase so streng be-
wahrt, wird man stets aus der Masse herausheben müssen,
selbst wenn auch seine kühle und blasierte Anschauung jedes
feinere Gefühl mehr befremdet, als gewinnt. Ältere Bilder
zeigen ihn als Bewunderer eines Velasquez, dann ist er wieder,
wenn er seine Mutter malt, fast treuherzig wie Dürer, während
er jetzt das Raffinement der Dame von Welt zu schildern
weiss, wie kein zweiter in München. — Der Belgier Cour-
tens, ein alter und treuer Gast des Münchener Glaspalastes,
tritt mit einer beträchtlichen Zahl meist gewaltig-grosser
Arbeiten auf, um noch einmal das gute Urteil zu bekräf-

tigen, das man sich hier über ihn längst gebildet hat. Aber
so poetisch und malerisch fein empfunden, wie die pracht-
volle „Allee im Herbste" mit ihrem goldigen Blätterschmucke,
ein Bild, das einst alle Welt im Sturm eroberte, ist unter
den neueren Landschaften keine mehr. Selbst einem reich-
begabten Meister, wie Courtens, scheint solch ein Wurf nur
einmal zu glücken. — Die jüngeren einheimischen Künstler
sind gut vertreten, Fritz Erler mit einigen scharfen aber nüch-
ternen Porträts in Öl und Rötel, Paul Schröter und Buttersack
mit vortrefflichen Landschaften, ebenso Keller-Reutlingen und
Strobentz, Georgi und Kayser. Auch die Zügel-Schule regt
sich tüchtig. Auf grosser Leinwand arbeiten die Jüngeren
mit breitem, sicherem Strich, fast alle auch von ähnlicher
Begabung wie der Meister für das Tierstück im grossen Stil.
Die Zeichner erwerben sich immer mehr Raum, wohl meist
durch die Aufgaben der „Jugend" zu der lange vernach-
lässigten Technik verlockt. Ich nenne nur Eichler und
Meyer-Cassel. — Wesentlich bescheidener, wenigstens der
Zahl nach, sind die Mitglieder der Luitpoldgruppe im
Kunstsalon von Heinemann, an der Prinz-Regentenstrasse
vertreten. Karl Marr und Walter Firle, Echtler und Har-
burger bringen nur Studien und Entwürfe. Auch Schuster-
Woldan's lyrische Muse hat sich nur mit weiblichen
Aktstudien begnügt, die aber doch insgesamt den sentimental-
süsslichen Zug an sich haben, wie die fertigen Bilder.
Strützel und Fritz Baer glänzen mit flotten Schilderungen
landschaftlicher Motive. — So klein und familiär die beiden
Ausstellungen auch sind, beleben sie doch als einzige
künstlerische Lebensäusserung von Wichtigkeit urfd Inter-
esse die platte Monotonie des Kunstvereins, der bisher in
München fast ausschliesslich die Kosten der Winter- und
Frühjahrsausstellungen bestritt. A. w.

Wien. (April.) — In die Galerie Miethke ist ein grosser,
friedvoller Geist eingezogen — als Nachfolger der lustigen
„Jugend" und Hans Schwaiger's —: der Frankfurter Meister
Hans Thoma. Zwei von den grösseren Ölgemälden sind
jüngsten Datums (von diesem Jahre), eine „Hochsommer-
landschaft" und eine etwas seltsam anmutende „Aufer-
weckdng Brunhildens durch Jung-Siegfried". Dieses Bild
ist in einem Rahmen, auf dem der getötete Drache sich
rings herumwindet, dabei Blut und Feuer ausströmend.
Die übrigen Gemälde sind zum Teil aus Privatbesitz ge-
liehen, zum Teil älteren Ursprungs und in Deutschland
schon mehr oder weniger bekannt. Über Thoma, der spät
zur Anerkennung gelangte, ist bereits so viel neuerdings
geschrieben worden, dass es keiner weiteren „Fürsprache"
bedarf. Aber was ich vor allem hier hervorheben möchte,
das sind seine herrlichen schwarz-weissen und farbigen
Steinzeichnungen, Algraphien und Originalfarbendrucke, die
er teilweise eigenhändig überarbeitet hat. Kann es für den
Wandschmuck von Schulzimmern etwas Passenderes geben,
als eine Auswahl dieser Thoma'schen Blätter? Einfach,
edel und abgeklärt, sind sie unmittelbar zu Herzen gehend
und für jeden leicht verständlich. Sie sind Volkskunst im
natürlichsten und besten Sinne. Thoma bildet die Ver-
körperung der mitteldeutschen Volksseele, er ist ein Geistes-
verwandter Dürer's, Ludwig Richter's, Schwind's, Schubert's,
Möricke's und Justinus Kerner's. Man gebe diese Zeichnungen
dem deutschen Volke, den deutschen Kindern in die Hände
und beobachte die Wirkung. Je naiver die Gemüter, je
eher werden sie Hans Thoma verstehen. Denn er ist von
denen, die zu dem „Kind im Menschen" reden. —

Wien. (April.) — Im Kunstsalon Pisco am Parkring
sind einige der feinsten schottischen Aquarellisten (darunter
Autin Brown, Nisbet, Patterson u. a.) und zwei ausser-
 
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