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Kunstchronik: Wochenschrift für Kunst und Kunstgewerbe — N.F. 10.1899

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https://doi.org/10.11588/diglit.5773#0220

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423

Denkmäler.

424

Berlin zuerkannt. Obwohl die Beteiligung erheblich stärker
war als bei dem vorjährigen Wettbewerb um die Hochzeits-
medaillen und das Preisgericht sich im Gegensatz zum vorigen
Jahre zur Erteilung des ausgesetzten Preises für die beste
Lösung entschlossen hat, ist das Gesamtergebnis noch viel
weniger befriedigend. Noch stärker zeigt sich die Armut
an schöpferischen oder auch nur eigenartigen Gedanken,
und noch mehr überwiegen Trivialität in der Erfindung und
unbeholfener Dilettantismus in der Ausführung. Wiederum
lässt sich die Masse der eingegangenen Entwürfe um wenige
Typen gruppieren: Christus als Täufer, dem die Eltern ihr
Kind zuführen, oder an seiner Statt der Geistliche, der die
Taufhandlung rite über dem Taufbecken vollzieht, oder ein
Engel, der das Kind in seinen Schutz nimmt. Ein vierter Typus
lässt die kirchlicheTaufhandlung beiseite und legt den Schwer-
punkt auf die Familie. Man sieht die junge Mutter mit dem
Neugeborenen im Bette und den glücklichen Vater sich über
sie beugend oder neben ihr knieend. Die Rückseiten sind
meist mit sinnbildlichen Darstellungen versehen, unter denen
die Taube des heiligen Geistes und das Kreuz die Haupt-
rolle spielen. Einige wenige Bewerber, die sich anscheinend
mit dem Studium der italienischen Renaissanceplastik be-
schäftigt haben, sind auch auf den Gedanken gekommen,
die Taufe Christi als vorbildlich zur Darstellung zu wählen;
aber keiner hat etwas Selbständiges zu Tage gebracht. Der
mit dem ersten Preise ausgezeichnete Entwurf von R. Bosselt
zeigt auf der Bildseite den sitzenden Heiland in der durch
die moderne Kunst geläufig gewordenen schlichten Auffassung
und eine junge Mutter, die ihr Kind dem Erlöser am Gängel-
bande zuführt. Auf der Rückseite ist ein mit nordisch-
germanischer Ornamentik überzogenes Kreuz angebracht,
über dem die Taube des hl. Geistes in strenger Stilisierung
schwebt. Bosselt hat die Medaillenform gewählt, die, wie
schon aus der ersten Konkurrenz zu erkennen war, dem
Preisgericht für die Popularisierung solcher kleinen Kunst-
werke empfehlenswerter erscheint als die Plakettenform. Die
Medaillenform hat auch Amberg gewählt, der Christus am
Taufbrunnen in Erwartung des Kindes, das ihm die Eltern
bringen, dargestellt hat. Bei Jacoby hebt ein Engel das
Kind in Gegenwart der Eltern über die Taufe, und auch in
dem Entwürfe von Torff ist ein Engel das Sinnbild des gött-
lichen Waltens, das ausserdem noch durch die Taube des
heiligen Geistes zur Erscheinung kommt. Gomansky, der
die Plakettenform vorgezogen hat, für die sich auch Jacoby,
Torff und Morin entschieden haben, lässt auf viereckiger
Tafel die Taufhandlung an dem von der Mutter getragenen
Kinde durch einen protestantischen Geistlichen vollziehen.
Zwei weibliche Engel, hohe ernste Gestalten, halten als
schützende Wächter die Tafel, über der die Sonne der Zu-
kunft hoffnungsvoll aufgeht. In dem Mittelbilde spricht sich
echtes, tiefes Empfinden in schlicht realistischer Fassung aus.
Morin hat sich auf der Bildseite von jeder konfessionellen
Färbung fern gehalten, indem er die junge Mutter mit dem
Kinde im Wochenbett dargestellt hat, über die sich der
Gatte und Vater lächelnd beugt. In dem Entwürfe von
Bosselt ist eine Anlehnung an den Stil Roty's unverkennbar.
Die übrigen mit Preisen ausgezeichneten Künstler zeigen
sich dagegen von bestimmten fremden Vorbildern unab-
hängiger. — Bei dieser Gelegenheit sei ein vielfach durch die
Presse verbreiteter Irrtum in betreff der Ausführung der
Hochzeitsmedaillen berichtigt. Das preussische Kultus-
ministerium hatte allerdings beschlossen, die durch Preise
ausgezeichneten Entwürfe von H. Dürrich, W. Giesecke und
A. Winkler-Eitzenberger durch Prägung ausführen zu lassen.
Nach erfolgter Überarbeitung wurden die Entwürfe abermals

der Landeskunstkomniission vorgelegt. Aber nach ihrem Gut-
achten Hess der Kultusminister den Künstlern die Mitteilung
zugehen, dass er von der Ausführung des einen oder anderen
Entwurfs absehen müsse, weil keiner künstlerisch so vollendet
sei, dass er als Modell für eine offiziell zu empfehlende
Hochzeitsmedaille dienen könne. Die Künstler haben nun-
mehr ihre Modelle der Stuttgarter Metallwarenfabrik von
W. Mayer und F. Wilhelm zur Prägung und zum Vertrieb
überlassen.

DENKMÄLER.

Die Ausführung des Bismarckdenkmals für Breslau
ist dem Bildhauer Professor Peter Breuer in Berlin übertragen
worden.

Wien. — Das kürzlich auf dem hohen Vorbau vor der
Albertina enthüllte Erzherzog Albrecht-Denkmal von Pro-
fessor Kaspar v. Zumbusch weist einige recht ansprechende
Qualitäten auf, obwohl eine gewisse Einschränkung der
künstlerischen Kraft durch die Grenzen der gegebenen Auf-
gaben nicht gut zu umgehen war. Es ist ein bronzenes
Reiterstandbild in Überlebensgrösse auf hohem Sockel; die
Gestalt des Erzherzogs ist ernst und das Antlitz von jenem
Ausdruck väterlicher Fürsorge für die Armen erfüllt, die
den Sieger von Novara und Custozza und Reorganisator
der österreichischen Heere nach 1866 kennzeichnete. Von
der Seite und hinten und direkt von vorne gesehen machen
Ross und Reiter einen etwas gewöhnlichen, schablonenhaften
Eindruck; das schwere, dicke Pferd; der gestreckte, rechte
Arm mit dem Marschallstab und die Haltung des Reiters
sind etwas konventionell geworden, doch ist auch das über-
trieben „heldenhafte" vermieden. Der Feldmarschall macht
einen mehr bürgerlich-biederen, vom Gefühl der Pflicht
durchdrungenen Eindruck. Die Ansicht halb-rechts von vorne
ist die vorteilhafteste und vermag für vieles wieder vollauf
zu entschädigen; in kräftiger, klarer Silhouette zeichnen sich
die Linien des Pferdes gegen die Luft ab, der ernste, sorgende
Blick des Feldherrn ist geradeaus gerichtet, als ob er ein
Manöverfeld kritisch überschaute; von hier aus gesehen
gewinnt auch die ganze Haltung der Figur etwas durchaus
sympathisches und natürliches. Auch von unten, von der
Strasse gesehen, tritt das Standbild in scharfen Umrissen
hervor und macht auf die Entfernung hier einen recht vor-
teilhaften Eindruck. Der hohe Standort des Denkmals darf
somit als ein glücklich gewählter bezeichnet werden. H7- S.

Koburg. — Am 10. Mai wurde das Denkmal für Herzog
Ernst IL von Sachsen-Koburg im Koburger Hofgarten ent-
hüllt. Es ist ein Reiterstandbild und ein vortreffliches Werk
des Bildhauers Professor Eberlein in Berlin. -u-

Kiel. • — Das zu errichtende Denkmal des Herzogs
Friedrich von Augustenburg, des Vaters der deutschen
Kaiserin, welches dem Bildhauer Christensen in Berlin über-
tragen worden ist, soll eine Vergrösserung dadurch erfahren,
dass auf den Abschlüssen des architektonischen Aufbaues,
in dessen Mitte das Standbild sich erhebt, noch die Büsten
der beiden Vorfahren des Herzogs, die Herzöge Christian
Friedrich und Christian August aufgestellt werden sollen.

-u-

* , * Mit der Ausführung des Kaiser Friedrich-Denkmals
in Berlin, das auf der Spitze der Museumsinsel vor dem im
Bau begriffenen Renaissancemuseum errichtet werden soll,
ist der Bildhauer Professor Rudolf Maison in München be-
auftragt worden.

* * * Die Ausführung eines Denkmals des grossen Kur-
fürsten für Minden in Westfalen ist dem Bildhauer Wilhelm
 
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