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Kunstchronik: Wochenschrift für Kunst und Kunstgewerbe — N.F. 10.1899

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https://doi.org/10.11588/diglit.5773#0262

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Sammlungen und Ausstellungen.

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worden ist, auf das übliche Denkmalsschema verzichten und
sich mit einer Büste begnügen, um dem Bildhauer mehr
Raum für die Freiheit seiner Phantasie zu schaffen. Der
Künstler hat denn auch in den beiden Nebengruppen weit-
aus Besseres geleistet als in der Porträtfigur mit ihrer lang-
weiligen modernen Tracht.

sammlungen und ausstellungen.

*, * Aus dem Nachlasse des verstorbenen Düsseldorfer
Malers Carl Gehrts sind die Entwürfe zur Ausmalung des
früheren Kunstsalons von Morschheuser in Düsseldorf vom
preussischen Kultusministerium für die Sammlung der
Kunstakademie in Berlin angekauft worden.

London. — Das British-Museum hat von der ver-
auktionierten „Marlborough - Gemmensammlung"') nach-
stehende Objekte erworben und dieselben zur Ansicht des
Publikums in dem antiken Qoldornamenten-Kabinet vor-
läufig besonders ausgestellt. Mit Ausnahme von zwei nicht
erlangten Stücken sind es die hervorragendsten Cameen
der „Marlborough-Collection". Aus der römischen Epoche:

1. Ein prachtvoller Sardonyx, 82/3x 6 Inches (eine Inch -
2,54 cm). Durch die verschiedenen Tieflagen des Schnittes
in den Schichten des Steins werden in kunstvollster Weise
Schattierungen, Farbenspiele und Lichteffekte hervorgerufen.
Der Entwurf zeigt zwei gegenüberstehende Brustbilder, wahr-
scheinlich einen römischen Kaiser und Kaiserin darstellend,
aber aufgefasst im Charakter von Jupiter Ammon und der
Isis. Es wird ziemlich allgemein angenommen, dass es
Porträts von Julian dem Apostaten und der Helena sind.
Nach Vergleichen mit Münzen würde namentlich hinsichtlich
der letzteren die ausgesprochene Annahme zulässig er-
scheinen. 2. Ein schöner Chalcedon, der die Apotheose von
Trajan's Schwester Mariana enthält, die als Juno mit einem
Pfau in den Olymp aufgenommen wird. 3. Ein in Sardonyx
fein geschnittenes Porträt der älteren Agrippina, in Cinque-
cento-Fassung. 4. Eine Camee mit dem Bildnis des Kaisers
Claudius, Sardonyx. Aus der Renaissance-Periode: 1. Her-
kules und Omphale, in Gold, schwarzem Email und Juwelen
gefasst. Ein Geschenk Karls V. an Papst Clemens VII.,
später an die Familie Piccolomini in Siena übergegangen.

2. Onyx mit unbekanntem Porträt, 16. Jahrhundert, früher
in der „Bessborough-Sammlung". Die Zeichnung der Fas-
sung, durchbrochen, Gold, Email und Juwelen, ist ein Mei-
sterwerk. 3. Eine Camee, Porträtkopf, geschnitten von Ales-
sandro Cesati il Greco. Der Museumsverwaltung wurden zum
Ankauf der obigen Kunstwerke besondere Mittel bewilligt,
ausserdem aber stellte zu demselben Zwecke Mr. Charles
Butler 20 000 M. zur Verfügung. . q71

* , * Zur Beratung über die Medaillcnverteilung aus An-
lass der grossen Berliner Kunstausstellung warm die Maler
Oskar Frenzel, Richard Friese und Max Liebermann, die
bekanntlich zur Berliner Secession gehören, nicht eingeladen
worden, obwohl sie als Inhaber der grossen goldenen Me-
daille nach den Bestimmungen der Ausstellungs-Statuten ein
Recht darauf hatten. Auf eine an den Kultusminister ge-
richtete Anfrage der drei Künstler ist ihnen der Bescheid
geworden, dass der Minister das gegen sie angewendete
Verfahren billigt, weil sie „durch ihre gegensätzliche Stellung
zur grossen Berliner Kunstausstellung sich selbst von den
offiziellen Funktionen an derselben ausgeschlossen" hätten.

Hamburg. — Der Kunstverein wird im November seine
neuen Kunstsalons am Neuen Wall mit einer Elite-Ausstellung

1) Siehe Kunstchronik Nr. 25 und Nr. 31.

eröffnen, der eine specielle Eröffnungsfeier vorausgehen soll.
Die neuen Räume, sehr günstig für den Besuch des Ham-
burger Publikums und der Fremden im Centrum der inneren
Stadt und in unmittelbarer Nähe des Jungfernstiegs gelegen,
werden mit allem Komfort der Neuzeit ausgestattet und
bieten mit drei grossen Oberlichtsälen und vier kleineren
Sälen mit Nordlicht die denkbar besten Ausstellungsverhält-
nisse. Das Interesse an den durch gute Auswahl und ge-
schmackvolle Arrangements sich vorteilhaft auszeichnenden
Ausstellungen des Hamburger Kunstvereins wird hierdurch
gewiss noch wesentlich gehoben und die Kauflust dement-
sprechend gesteigert werden.

B. M. Darmstadt. — Die „freie Vereinigung Darm-
städter Künstler" veranstaltet von Mitte September bis Ende
Oktober d. J. unter dem Protektorat Sr. Kgl- Hoheit des
Grossherzogs von Hessen ihre zweite Ausstellung. Gründer
der Vereinigung sind: Wilhelm Bader, Wolf Beyer, Richard
Hölscher, Melchior Kern, Paul Rippert und August Wondra.
Hatten sich an der ersten, sehr erfolgreichen Ausstellung im
Vorjahre nur die der damals ins Leben gerufenen Ver-
einigung angehörenden Künstler beteiligen können, so soll
die bevorstehende zweite eine allgemeine hessische Kunst-
ausstellung sein. Die eingelaufenen Anmeldungen bieten
Gewähr dafür, dass das künstlerische Niveau der Ausstellung
ein sehr hohes sein wird. Von nicht in Darmstadt lebenden
hessischen Künstlern beteiligen sich u. a. Carl Bantzer-
Dresden, Eugen Bracht-BerVm (mit einer grösseren Kollektion
von Werken, die den Künstler von einer ganz neuen Seite
kennen lehren), Peter Halm-München, Edmund Harburger-
München, Ludwig von Hofmann-BtrYm, Karl Küstner-
München, Ludwig von Löfftz-Münchtn, W. G. Ritter-Dresr
den, alle mit charakteristischen Hauptwerken. Auch eine
kunstgewerbliche Abteilung wird die Ausstellung enthalten.

Düsseldorf. — Rheinische Goethe-Ausstellung. Unter
den zahlreichen Ausstellungen unserer schaulustigen Zeit
beansprucht ein besonderes Interesse die als Mittelpunkt der
Rheinischen Goethe-Feier 1899 in Düsseldorf veranstaltete
Ausstellung von Goethe-Erinnerungen etc. in Hinblick auf
seine Beziehungen zu den Rheinlanden. Ist dieselbe auch
keineswegs eine rein künstlerische Veranstaltung, so enthält
sie doch Kunstwerke aller Art genug, um auch an dieser
Stelle erwähnt zu werden. Ist doch auch der Umstand,
dass sie in den Räumen hauptsächlich der von Peter Janssen
ausgemalten Aula der Akademie angeordnet ist, Beweis ge-
nug, dass in unserer Kunststadt ein solches Unternehmen
nicht ohne bewusstes Betonen der künstlerischen Seite ver-
anstaltet werden konnte. In der That hat der Direktor der
Akademie den Vorsitz der Ausstellungskonimission über-
nommen und der Konservator des akademischen Kupferstich-
kabinets Maler F. Schaarschmidt die Leitung, während der
eigentliche Gedanke, sowie die ungeheure Arbeit des Zu-
sammenbringens, Sichtens und Aufstellens des von allen
Seiten herbeigeschafften Materials das Verdienst des alsMedico-
historikers in weitesten Kreisen rühmlichst bekannten Arztes
Dr. med. Sudhoff-Hochdahl ist. Die Ausstellung umfasst
Goethe's Aufenthalt in Wetzlar, seine Rheinreisen, vor allem
seinen Aufenthalt in Düsseldorf in der Familie Jacobi, deren
ehemaliges Haus bekanntlich dem Kunstverein Malkasten als
Heimstätte dient. Eine besondere Abteilung, die interessante
Originale von Cornelius H. Kolbe (hier vor allem das be-
rühmte Goethe-Bildnis der Universitätsbibliothek Jena), H. R.
Langer und dem fast vergessenen Protege Goethe's, dem
Kölner Maler/ Hoff mann enthält, zeigt Goethe's Beziehungen
zur rheinischen Kunst und reicht bis auf unsere Tage. Eine
weitere Abteilung ist den rheinischen Goethe-Kommentatoren,
 
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