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Kunstchronik: Wochenschrift für Kunst und Kunstgewerbe — N.F. 10.1899

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https://doi.org/10.11588/diglit.5773#0263

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an ihrer Spitze dem greisen fi. Düntzer gewidmet, und
dieser allerdings meist aus Büchern bestehende Teil der Aus-
stellung erfreut sich, ebenso wie die Sammlung von Werther-
Ausgaben und Schriften, eines bisher noch nicht erreichten
Umfanges und fast vollständiger Vollzähligkeit. Im Museum
der Akademie leitet eine Rekonstruktion der alten Düssel-
dorfer Galerie, die Goethe ja auch besucht hat, sowie die
allerdings nicht recht übersichtlich angelegte Bode'sche Faust-
sammlung zu der Hauptausstellung über. P.

—r. Baden-Baden. Im Konversationshause findet vom
15. August bis 15. September eine Kollektiv-Ausstellung von
Porträts des berühmten ungarischen Malers Philipp U'tszlö
statt. Im ganzen sind 22 Bilder, zumeist Fürstenporträts,
zu sehen. Das grosse Bild des Kaisers-Königs Franz joseph I.
in Generalsuniform hängt in der Mitte der Wand — rechts
und links davon die übrigen: der Reichskanzler Fürst Hohen-
lohe, die Erbprinzessin von Sachsen-Meiningen, vier Bild-
nisse vom Fürsten und der Fürstin Max Egon Fürstenberg,
drei Bildnisse vom Fürsten und der Fürstin Ratibor, die
Prinzessin T. Thum und Taxis, Prinz Max und die kleine
Prinzessin Victoria von Ratibor, Erbprinz Carl Egon Fürsten-
berg, Excellenz Baron und Baronin Reischach, Gräfinnen Aglae
Kinsky und Csekonits, Bischof V. Fraknoi, Graf Arthur
Schönborn-Wiesentheid, Daniela Grunelius und Mitzi von
Lukäts. Ganz besonders sei hervorgehoben das lebenswahre
treffliche Porträt des Reichskanzlers, mit welchem der Künstler
auf dem diesjährigen Pariser Salon die zweite goldene Me-
daille davontrug. Philipp Läszlö gehört ohne Zweifel zu
den ersten Porträtisten.

AUSGRABUNGEN UND FUNDE.

Rom. — Die Ausgrabungen auf dem Forum Romanum
schreiten trotz sommerlicher Hitze rüstig fort, und die Ar-
beit hat sich zur Zeit auf die Ausgrabung der Basilika Aemi-
lia neben dem Templum Antonini et Faustinae konzentriert,
wo der grössere Teil der angekauften Häuser bereits nieder-
gelegt worden ist. Der persönliche Anteil, welchen der
Unterrichtsminister am Fortgang einer Sache nimmt, die
seinem Namen Unsterblichkeit zu versprechen scheint, giebt
sich auf die mannigfachste Weise kund, und es ist niemand
unter den Römern, der nicht zur Zeit dem Namen Bacelli's
huldigte. Wenn er, um die nötigen Mittel zu beschaffen,
eine Taxe auch auf den Besuch des Forums gelegt hat und
neuerdings sämtliche Pennessi für Museen und Galerien für
ungültig erklärte, so mag hier der Zweck die Mittel heiligen.
Der Erfolg der Ausgrabungen war bis jetzt, wenn auch
kein glänzender, so doch gross genug, die aufgewandte Mühe
zu lohnen. Wurde doch schon, ehe noch die Sachverstän-
digen sich über den „lapis niger" geeinigt hatten, anderthalb
Meter etwa unter diesem Stein eine Stele mit einer hoch-
archaischen Inschrift gefunden, welche berechtigte Ansprüche
hat, „als älteste unter allen erhaltenen römischen Stein-Inschrif-
ten zu gelten". Anfang Juli ist diese Stele in einem 47 Quart-
seiten starken Heft vom Unterrichtsministerium publiziert
worden, und neuerdings hat der zweite Sekretär am Archäo-
logischen Institut, Professor Hülsen, in der Berliner philo-
logischen Wochenschrift diese Arbeit im Zusammenhang
mit den letzten Ausgrabungsresultaten einer kurzen Be-
sprechung unterzogen. Es kann in der That nichts lehr-
reicher sein für die Erkenntnis der Stimmung tonangeben-
der Gelehrtenkreise in Italien dem Auslande und vor allem
Deutschland gegenüber, als ein flüchtiger Blick in diese offi-
zielle Publikation des Ministeriums und die Polemik, die sich
daran knüpfte. „Ich will nicht sagen, schreibt ein Professor

der vergleichenden Sprachwissenschaft in Rom, in einer direkt
an den Minister gerichteten Mitteilung in eben dieser Publi-
kation, ich will nicht sagen, dass der neue Fund den Bankerott
der modernen Kritik, namentlich der deutschen bezeichnet;
aber jedenfalls wird er die Zuversicht der vielen schwächen,
die aufs Wort eines Niebuhr oder Mommsen schworen, und
die Hoffnungen der wenigen stärken, die noch an die
Autorität des Livius und die historische Grundlage der
Tradition glauben. Der Fund öffnet schon jetzt neue und
weite Horizonte für die kritische Geschichte des ältesten
Rom." Diese Sprache eines Gelehrten, dessen Kompetenz
auf dem Gebiete der lateinischen Epigraph ik bis jetzt noch
nicht erwiesen ist, dürfte nicht nur Professor Hülsen
überrascht haben. Seine Frage, wo die neuen Horizonte
des römischen Gelehrten zu suchen seien, klingt be-
scheiden, wenn man sich mündliche Kommentare ins Ge-
dächtnis zurückrufen kann, die keineswegs die Deutschen
allein, sondern viel schärfer noch die Franzosen einer solchen
Anregung gegenüber fallen Hessen. Auch sonst erscheint
Professor Hülsen's Kritik des italienischen Chauvinismus, für
den er wahrlich nicht nach Beweisen zu suchen hatte,
durchaus sachlich, massvoll und gerecht. Hatte er doch
selbst seinen Austritt aus der im Dezember 1898 vom
Minister berufenen Kommission für die Ausgrabungen des
Forum erklären müssen, weil man ihm unglaublicherweise
die wichtigsten Funde einfach vorenthielt. Nun ist es aller-
dings ein trauriges Schauspiel, zu sehen, dass sich der „Popolo
Romano" jetzt eben herbeigelassen hat, in seine Spalten den
Wortschwall des römischen Gelehrten abzudrucken, der in
seiner Eitelkeit durch die sachlichen Ausführungen des
deutschen Gelehrten tief gekränkt, doch sicherlich nicht eine
so laute Sprache führen würde, wüsste er nicht eine starke
Rückendeckung hinter sich. Die Art, wie dieser italienische
Patriot mit einem verdienstvollen deutschen Gelehrten zu reden
wagt, der in Rom eine amtlich und gesellschaftlich gleich
angesehene Stellung einnimmt, ist allerdings so tölpelhaft
und unfein, dass sie selbst seine Landsleute besseren Schlages
wenig ergötzen möchte. So mag Professor Hülsen auch den
schwersten Vorwurf des römischen Professors, die Gast-
freundschaft verletzt zu haben, ruhig hinnehmen. Womit
und wie? Wenn man in einem Institut des deutschen
Reiches wohnt, seinen Unterhalt bezahlt, wie andere Men-
schen auch, so braucht man sich in der Fremde wohl gerade
nicht mehr als Gast zu fühlen. Und vor allem wird man
auf diese Ehre verzichten, wenn Leute, wie der römische
Latinist, die Hausherrnpflichten übernommen haben. Ge-
wiss sieht sich der Deutsche hier in seinen Studien oft auf
die Bibliotheken und Museen Italiens angewiesen, aber bieten
wir dem Fremden in Deutschland etwa nicht jegliche Unter-
stützung seiner Arbeiten als etwas Selbstverständliches dar?
Steht nicht in Rom den Italienern die reiche Bibliothek des
Archäologischen Instituts jederzeit offen, um aufs fleissigste
von ihnen benutzt zu werden? Im Auslande dürfen solche
Erfahrungen, die der fremde Gelehrte immer wieder in Italien
macht, nicht unbekannt bleiben, sie sind lehrreich genug,
aber nicht gerade ruhmreich für die italienische Wissen-
schaft. Man scheint es auch hier verlernt zu haben, Sache
und Person zu scheiden. Wie sich die Kollegen des rö-
mischen Latinisten in dieser Angelegenheit verhalten werden,
bleibt abzuwarten, auf deutscher Seite wird man sich wohl
schwerlich herbeilassen, so niedrigen Angriffen auf die
tüchtigsten Vertreter unserer Wissenschaft die gebührende
Antwort zu geben. E. ST.
 
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