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Kunstchronik: Wochenschrift für Kunst und Kunstgewerbe — N.F. 10.1899

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523

Sammlungen und Ausstellungen. — Vermischtes.

Hagen L W. — Am 6. August wurde das Denkmal
Kaiser Friedrichs III. feierlich enthüllt. Dasselbe ist ein
Werk des Bildhauers Cauer in Berlin und von der Firma
Oladenbeck in Friedrichsruh bei Berlin ausgeführt.

-u-

SAMMLUNGEN UND AUSSTELLUNGEN.

* „ * Aus Anlass der Grossen Berliner Kunstausstellung
hat der Kaiser die grosse goldene Medaille dem Maler Prof.
Josef Scheurenberg und dem Kupferstecher Prof. Hans
Meyer, die kleine goldene Medaille dem Maler Friedrich von
Schennis in Berlin, dem Bildhauer L. Tuaillon in Rom, den
Architekten Vollmer und Jassoy in Berlin, dem Maler Julius
Schmid in Wien, dem Maler Gonzalo Bilbao in Sevilla, dem
Illustrator Hermann Vogel-Plauen in Loschwitz, dem Maler
Adalbert Ritter von Kossak in Berlin, dem Maler Julius
Wentscher in Berlin und dem Maler Isidor Kaufmann in
Wien verliehen.

* » * Eine Ausstellung von Werken französischer Künstler,
die erste selbständige nach dem Kriege, wird Ende September
in den Räumen der Kunstakademie in Berlin eröffnet wer-
den. Die Bilder, die die Ausstellung vorführen wird,
stammen aus beiden Pariser Salons. Unter dem Vorsitz von
G. de Dramard hat sich für die Berliner Ausstellung ein
besonderes Comite hervorragender französischer Künstler
gebildet, dem Männer wie Bonnat, Dagnan-Bouveret, Gerome,
Jean Beraud und Roybet angehören. Zwei dieser Herren sind
Mitglieder der Berliner Akademie der Künste, Bonnat seit 1878
und Dagnan-Bouveret seit 1892. Dem Rufe des Comit.es
ist eine grosse Zahl von Künstlern gefolgt, darunter Meister
wie Carolus-Duran, Aublet, Courtois, Fantin-Latour und
andere. Ihnen reihen sich viele französische Maler an, deren
Werke noch niemals in Berlin ausgestellt waren.

Rom. — Der Kontrakt, die Erwerbung der Galerie
Borghese durch den Staat betreffend, ist nunmehr unter-
zeichnet worden, und damit hat sich auch dieser Plan des
Ministers Bacelli verwirklicht. Der Preis ist vom Staatsrat
auf 3600000 Lire festgesetzt worden, welche zinsenlos in
zehn Jahren zu bezahlen sind, 360000 Lire jedes Jahr. Von
diesen fallen 200000 Lire der Bilanz des öffentlichen Unter-
richtes zur Last, 160000 Lire werden aus der Schatzverwaltung
bezahlt werden. Es heisst, dass auch die Verhandlungen,
den Erwerb der Villa betreffend, in vollem Gange sind.
Einstweilen hat sich die Regierung aber auch das Recht
zugesichert, die Gemälde noch zwei Jahre lang in der Villa
belassen zu dürfen. Der Vertrag wird sofort in Kraft treten,
sobald er vom Parlament gebilligt worden ist. e. st.

VERMISCHTES.

G Eine lebensgrosse Gipsgruppe des Münchener Bild-
hauers Prof. Christoph Roth „Im Sterben", die sich auf der
Grossen Kunstausstellung in Berlin befand, ist von der
Züricher Kunstgesellschaft angekauft worden. Sie soll in
Bronzeguss ausgeführt und im neuen Museum in Zürich
aufgestellt werden. Die Gruppe, die einen Schmied im
Schurzfell darstellt, der, von der Arbeit herbeigeeilt, sein
sterbendes Kind in den Armen hält, auf das die Mutter
knieend einen angstvollen Blick wirft, war schon vor zwei
Jahren im Münchener Glaspalast zu sehen. Es scheint, dass
dem Künstler von massgebender Seite Hoffnungen auf einen
Ankauf der Gruppe für die Münchener Glyptothek gemacht

worden sind, dass der Ankauf aber nachher hintertrieben
worden ist. Die Angelegenheit hat Anlass zu einer Debatte
in der bayerischen Abgeordnetenkammer gegeben, ohne
dass der Künstler damit etwas erreicht hat. In begreiflicher
Erregung hat er über diese und andere Vorgänge eine
Broschüre verfasst, die unter dem Titel „Kittel und Schurz-
fell! Kunstdebatte in der bayerischen Abgeordnetenkammer
— Glanzlichter auf Münchener Kunstpflege" bei Robert
Lutz in Stuttgart erschienen ist. Der Titel erklärt sich
daraus, dass bei den Verhandlungen mit Roth die Äusserung
gefallen sein soll: „Eine solche Art Kunst mit Kittel und
Schurzfell kommt nicht in die Glyptothek". Diese Äusserung
würde eine Engherzigkeit verraten, die man am aller-
wenigsten in München erwartet hätte, wo alle freiheitlichen
Kunstbestrebungen von oben herab eine fürsorgliche Pflege
finden. Da der Schrift eine Abbildung der übrigens höchst
lebensvollen und ergreifenden Gruppe beigegeben ist, kann
sich jeder ein Urteil über sie bilden. Es ist schlechterdings
nicht zu verstehen, wodurch diese Gruppe Anstoss erregen
konnte, und um so erfreulicher ist die Genugthuung, die
jetzt dem Schöpfer des trefflichen Werkes zu teil geworden ist.

Dresden. — Auf der Karolabräcke sind zwei 5 m hohe
Bronzegruppen, die Stadt Dresden und den Elbstrom dar-
stellend, aufgestellt worden. Dieselben sind von den Bild-
hauern Hans Hartmann und Oskar Rühm in Dresden aus-
geführt und bei Albert Bierling und Pirner & Franz
gegossen. -u-

Rom. — Der Besuch der Privatgalerie des Fürsten
Chigi in seinem glänzenden Palast an der Piazza Colonna
war von jeher nicht leicht und seit dem Winter letzten
Jahres ganz untersagt. Es hiess schon damals, der Fürst
beabsichtige einige seiner Gemälde zu veräussern, und unter
ihnen wurde vor allem eine Madonna Botticelli's genannt.
Vor kurzem ist nun in der That der Botticelli, wie es heisst,
für die Summe von 315000 Lire in das Ausland verkauft
worden. Das Bild war durch kein Fideikommis an die
Galerie des Fürsten gebunden, sein Verkauf stand ihm frei;
er hat denselben überdies der Regierung mit Angabe des
Namens des Käufers angezeigt. Aber dieser Name soll sich
als falsch erwiesen haben, das Gemälde selbst soll bereits
durch Vermittlung einer fremden Gesandtschaft — man sagt
der amerikanischen — nach Paris gelangt sein. Über den
Vorgang im einzelnen verlauten nur Gerüchte, Thatsache
ist, dass das Bild verkauft wurde und sich nicht mehr in
Italien befindet. Ob es wirklich, wie hier vermutet wird, nach
Amerika gehen wird, bleibt abzuwarten. Das Gemälde ist
übrigens eins der bedeutendsten Jugendwerke des Floren-
tiner Meisters, gleich ausgezeichnet durch Gedankentiefe
wie durch Schönheit von Form und Farbe. Es erfreut sich
überdies der besten Erhaltung. Es stellt die Madonna mit
dem Kinde dar, dem ein lockiger Engelknabe eine Schüssel
darbietet mit Weintrauben und Ähren gefüllt, eine sinn-
liche Allegorie auf den Opfertod Christi. Segnend hat das
Kindlein die Rechte erhoben, und Maria hat bereits eine der
Ähren mit der Hand erfasst. Beide nehmen das Opfer zu-
stimmend an. DieMadonna erinnert noch ganz an Fra Filippo,
nicht nur in der Gesichtsbildung, in der Faltengebung des
Schleiers u.s.w., sondern auch in dem blassen Rot und Blau von
Kleid und Mantel. Das Kind verrät Botticelli's Individualität
am stärksten in der Zeichnung des Körpers und der Hände
und der Bildung des reichlich grossen Kopfes. Der Engel-
knabe endlich, der einen grünen Blätterkranz auf seinen
Locken trägt, ist unter dem Einfluss des Verrocchio ent-
standen. Zum Glück besitzen wir in Venturi's Tesori d'arte
inediti di Roma, einen trefflichen Kohlendruck des Bildes,
 
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