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Kunstchronik: Wochenschrift für Kunst und Kunstgewerbe — N.F. 10.1899

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https://doi.org/10.11588/diglit.5773#0271

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Vermischtes. — Anzeigen.

526

welches gegenständlich unter allen Madonnenbildern des
Quattrocento völlig vereinzelt dasteht. e. st.

Viterbo. — Die Kirche der hl. Rosa, welche einst einen
der berühmtesten Freskencyklen des Benozzo Gozzoli barg,
ist neuerdings durch das energische Eingreifen des um die
Lokalgeschichte Viterbos so hochverdienten Cavaliere Cesare
Pinzi vor dem Verlust ihres grössten Schatzes bewahrt
worden. Im Kloster nebenan bewahrten die Nonnen ein
grosses Triptychon, welches Francesco d'Antonio selbst
mit seinem Namen bezeichnet hat. Die Werke dieses viter-
besischen Lokalkünstlers, welcher den Beinamen Balletta
führte, sind äusserst selten: in Viterbo selbst finden sich
von seiner Hand nur noch schwache Fresken in S. Maria
della veritä vom Jahre 1449 und ein dreiteiliger Altar vom
Jahre 1441 in San Giovanni in Zoccoli. Das Triptychon von
S. Rosa ist sein Hauptwerk und schmückte einst einen der
Altäre der Kirche. Durch die Nonnen wurde es dann aus
dem Kloster unter der Hand nach Rom an einen Prälaten
verkauft, welcher es restaurieren Hess. Durch einen Zufall
wurde die Sache bekannt, und Professer Pinzi erreichte es
durch Bitten und Drohungen, dass das Altarbild der Kirche
zurückgegeben wurde. Es schmückt jetzt den zweiten Altar
des linken Seitenschiffes und scheint durch die Restauration
nicht gelitten zu haben. In der Mitte sieht man die thronende
Madonna, rechts die hl. Caterina, links die hl. Rosa. Darüber
noch einmal Maria als Mutter der Barmherzigkeit mit der
ganzen Stifterschar unter ihrem Mantel und rechts und
links die Verkündigung. Auf den flankierenden Pilastern
endlich sind je drei Heilige gemalt. Das Kind ist be-
kleidet und hat ein Vögelchen in der Hand, wie so oft in
altumbrischer Kunst. Auch die hl. Rosa und die Madonna
erinnern an umbrische Frauentypen, vor allem des Gentile
da Fabriano. Das Gemälde, welches jetzt erst der Kunst-
geschichte zurückgegeben ist, verdient Beachtung wie sein
Meister, der so unbekannt ist wie die meisten Lokalkünstler
von Viterbo, von d,enen auch im Cicerone nur Lorenzo ge-
nannt wird. Zum Glück ruhen die reichen Monumente
und Dokumente der Stadt in den allerbesten Händen, und
Professor Pinzi bereitet eben eine auf einen Schatz von
Dokumenten gegründete Studie über Viterbo und seine
Künstler vor. Es ist ihm auch gelungen, im Dom von San
Lorenzo in der Apsis des linken Seitenschiffes jetzt eben
einige Fresken aufzudecken, unter denen eine überlebens-
grosse Madonna am besten erhalten ist. — Im nahen Tosca-
nellahatsich leider niemand gefunden, der sich der heimischen
Monumente annähme. Die beiden verlassenen Kirchen des
13. Jahrhunderts S. Pietro und S. Maria befinden sich in

einem Zustande völligen Verfalls. Die Steinfussböden sind
zum Teil mit Moos bedeckt, die Fresken fallen stück-
weise ab, und selbst das merkwürdige Jüngste Gericht
der Altarwand in S. Maria, das wenigstens zum Teil noch
gut erhalten, — allerdings auch arg übermalt ist —, zeigt
jetzt unter anderen Beschädigungen ein grosses Loch in
der Mauer. Wenn dem Kastellan dieser Kirche zu glauben
ist, so waren bis dahin seine Versuche, vom Staat
einen Gehalt zu erlangen, vergeblich. Für die Trink-
gelder der wenigen Besucher aber reinigt er die Kirche nur
ein einziges Mal im Jahre. Es giebt wohl in ganz Italien
kein zweites Beispiel, dass so grossartige Monumente so er-
barmungslos dem Untergange preisgegeben sind. Man kann
sich kaum ein trüberes Bild des Verfalls denken, als diese
beiden ganz aus massivem Tuffstein errichteten Kirchen, die
eine auf der Höhe, die andere im Thal in absoluter Ein-
samkeit auf unkultivierter Erde, welche Mohnblumenfelder
und hohes Schilf bedeckt. Die Türme sind schon lange
eingestürzt, nun nagt der Verfall an der reichen Inkrustation
der Fassaden, dem zum Teil schon zerstörten figürlichen
Schmuck in Stein und Marmor, und endlich an den Fresken,
die einst alle Wände, ja selbst die Säulen bedeckt haben.
Es ist in der That die höchste Zeit, dass sich die italienische
Regierung dieser ehrwürdigen Zeugen der Kunst und Kultur
des Mittelalters annimmt, die heute ihrem Namen als Mo-
numenti Nazionali wenig Ehre machen. e. st.

Rom. — Im nächsten Jahre feiert die Ecole Francaise
das Fest ihres 25jährigen Bestehens. Eine Festschrift wird
vorbereitet, redigiert von M. de Manteyer, einem der ver-
dienstvollsten Forscher in den römischen Archiven, der aus
der Ecole hervorgegangen ist. Der Direktor M. Abbe
Duchesne wird die Einleitung verfassen und in einem kurzen
Abriss die Geschichte des Institutes in diesen 25 Jahren
geben. Dann werden sämtliche Gelehrte Frankreichs, welche
sich rühmen können „ancien membre de l'Ecole Francaise
ä Rome" zu sein, einen kurzen Abriss ihres Lebens und
eine Bibliographie ihrer Arbeiten liefern. Wenn man be-
denkt, dass die tüchtigsten Gelehrten und die vorurteils-
freiesten Männer unter ihnen einige Jahre im Palazzo Farnese
gelebt haben und viele von ihnen behaupten, mit der ewigen
Stadt die schönsten Erinnerungen ihres Lebens zu ver-
knüpfen, so darf man einen interessanten Inhalt erwarten.
Ob man die Feier des Jubiläums im Palazzo Farnese festlich
begehen wird, ist natürlich noch nicht festgestellt, doch ist
vorauszusehen, dass manche der alten Mitglieder der Ecole
die Gelegenheit benutzen werden, der Stadt der Städte im
Anno santo einen Besuch abzustatten. e. st.

Königliche Akademie der Künste zu Berlin.

Die Wettbewerbe um den grossen Staatspreis finden im Jahre 1900 auf
den Gebieten der Bildhauerei und der Architektur statt.

Die Einreiehung der Bewerbung hat bis zum 1. März 1900 zu erfolgen.
Die Entscheidung wird in demselben Monat getroffen.

Ausführliche Programme, welche die Bedingungen der Zulassung zu
diesen Wettbewerben enthalten, können ausser von der unterzeichneten Aka-
demie von den Kunstakademien zu Dresden, Düsseldorf, Karlsruhe, Kassel,
Königsberg i. Pr., München und Wien, den Kunstschulen zu Stuttgart und
Weimar, dem Schlesischen Museum für bildende Künste in Breslau, dem
Staedel'schen Kunstinstitut zu Frankfurt a. M., endlich auch von den Tech-
nischen Hochschulen Deutschlands bezogen werden. [1479]

Berlin, den 12. September 1899.

Der Senat, Sektion für die bildenden Künste,
H. Ende.

Attribute der Heiligen.

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Werte. 202 ©citcu mit ca. 3000 ©ajlaaroovtcn SßteiS
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Verlag von E. A. Seemann in Leipzig.

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