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Kunstchronik: Wochenschrift für Kunst und Kunstgewerbe — N.F. 11.1900

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https://doi.org/10.11588/diglit.5771#0079

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141

Vermischtes. — Berichtigung.

142

lerischer Empfänglichkeit und zu künstlerischem Schaffen an-
zuregen, sei das Ziel kunstgeschichtlicher Unterweisung.

rudolf bock-

Rom. Am 29. Oktober wurde die Kirche S. Maria in
Cosmedin vom Kardinal-Vikar Parocchi feierlich konsekriert,
nachdem die Restaurationsarbeiten des verdienstvollen Archi-
tekten O. B. Qiovenale nach fast einem Jahrzehnt endlich
zum Abschluss gelangt waren. Die Restauration der Appar-
tamento Borgia ist die einzige That, welche sich der
Wiederherstellung dieser ehrwürdigen Basilika an die
Seite stellen liesse. Hier wie dort ist man streng und
gewissenhaft nach historischen Gesichtspunkten verfahren.
Nichts ist verändert, nichts hinzugefügt worden, was den
einheitlichen Charakter der Kirche stören könnte, und
wenn die modernen Wandgemälde uns nicht besonders ge-
fallen, so müssen sie durch die Bedürfnisse des Kultus ent-
schuldigt werden. Heute stellt sich S. Maria in Cosmedin
dem Besucher dar mit Schola cantorum, den beiden Ani-
bonen, der Pergula und dem Bischofsthron in der Apsis wie
die Kirche den Gläubigen am 6. Mai des Jahres 1123 er-
schien, als unter Glockengeläut und Hymnengesang Papst
Calixtus selbst das neue Gotteshaus geweiht hat. Derverstor-
bene Kardinal De Ruggiero hat die Restauration begonnen,
welche dann das Capitel und das Unterrichtsministerium
gemeinsam fortgesetzt haben. Möchte man in San Saba,
wo die Restaurationsarbeiten zunächst mit unzureichenden
Mitteln bereits begonnen haben, bald ähnliche Feste feiern!

e. st.

Eine Statistik, die soeben veröffentlicht wurde, ist
nicht ohne Interesse. Sie bezieht sich auf den Export
von Kunstwerken aus Italien während der letzten drei
Monate, und auf das dafür nach Italien geflossene Geld.
Die Stadt, welche bezüglich der Ausfuhr den ersten Platz
einnimmt, ist Neapel.

Lire.

Neapel versch. 2010 Gemälde im angebl. Wert v. 72490
Rom „ 1655 „ „ 695500

Florenz „ 1302 „ „ 323365

Venedig „ 637 „ „ 106310

Mailand „ 310 „ „ 101040

u. s. w. Der mittlere Preis eines Gemäldes ergiebt
somit für Rom 420 Lire.

„ Florenz 248 „
„ Venedig 166 „
„ Mailand 325 „
„ Neapel 36 ,,
Demnach wären also die Künstler Roms die besten
und bestbezahltesten. Bei Neapel ist nicht zu vergessen,
welche Anzahl kleiner Veduten nach dem Auslande gehen.
— In der Bildhauerei figuriert Florenz in erster Reihe

mit 1523 Werken im Werte von 456770 Lire
Neapel „ 1016 „ „ 100815 „

Rom „ 312 „ „ 278650 „

Venezia „ 156 „ „ 68527 „

Milano „ 110 „ „ 58956 „

Also auch hier, die Bestbezahlten die Römer, mit
einem mittleren Preise von 893 Lire und die am schlech-
testen Bezahlten die Neapolitaner. — Aus Bologna wurden
nur 12 Gemälde ausgeführt. Perugia und Ravenna haben
garnichts verschickt, weder Modernes nach Antikes, Lucca
nur eine einzige Antike. Es sind nach alledem in Italien
4 Millionen Lire in nur drei Monaten eingelaufen und die
Regierung hat circa 10000 Lire eingenommen an Steuer
auf diese Ausfuhr. Nach der hier mitgeteilten Statistik
dürften also im Laufe eines ganzen Jahres für circa 16
Millionen Lire Kunstwerke nach dem Auslande verkauft
werden. — Vergessen darf nicht werden, dass der Wert
von Seiten der Künstler meist geringer angegeben wird bei

! der Ausfuhr, um nicht am Schlüsse des Finanzjahres von
neuem in der zu leistenden Einkommensteuer erhöht zu
werden, welche in letzter Zeit eine die Künstler wahrhaft
peinigende Höhe erreicht hat, und dass andrerseits gar
vieles als verkauft gilt, was jedoch nur auf Ausstellungen
geht, um dann mit kolossalem Zoll belastet, seinen Weg
ins Atelier zurückzufinden. Wenigstens ein Drittel des
Exportierten trifft dieses Schicksaal. — All das Gesagte
bezieht sich auf die Ausfuhr moderner Kunstwerke. — Ein
anderes ist es mit der Ausfuhr antiker Kunstwerke. Da
ist die gelöste Summe ohne Abzug zu verstehen. In Rom
und Bologna herrscht noch das alte päpstliche Ausfuhr-
gesetz, welches für alte Kunstwerke an Ausfuhrtaxe 26
Prozent beansprucht. So ist denn die Ausfuhr aus diesen
beiden Städten geringer als man annehmen sollte. — In der
genannten Zeit von drei Monaten haben verloren:
Rom 148 Skulpturen und 331 Gemälde.
Florenz 289 „ „ 76 „

Neapel 220 „ „ 312 „

Venezia 183 „ „117
Mailand 329 „ „ 8 „

Man erfährt aus dieser vom Unterrichtsministerium ver-
öffentlichen Statistik überdies, dass in Rom allein, alles in
allem genommen (auch die Kleinkunst), 12000 Künstler
leben wollen. a. wolf.

Athen. Die griechische Regierung beabsichtigt der
Volksvertretung einen Gesetzentwurf betreffend die Grün-
dung einer archäologischen Schule nach dem Muster der in
Athen bestehenden verschiedenen europäischen Schulen
vorzulegen. An der Schule sollen der Generalephoros für
Altertümer, Kavvadias, und die übrigen Ephoren Vorlesun-
gen halten von Statuen, Vasen und anderen Fundgegen-
ständen, die in den Museen sich befinden. Auch wird
beabsichtigt, archäologische Ausflüge zu unternehmen, -u-

In Braunschweig ist die aus den Jahren 1180—1190
stammende St. Martinikirche, nachdem sie während der
Jahre 1897—1899 einer gründlichen Renovierung unter-
zogen worden ist, am 10. September feierlich geweiht
worden. Die Kirche bildet in ihrer neuen Gestalt eine
Hauptzierde der Stadt. -r-

In Posen will man, nachdem eine Beihülfe des Staates
zu den Kosten gesichert ist, die alten Befestigungen
derart ausbauen, bezw. durch neue Anlagen ergänzen, dass
unter gleichzeitiger Regulierung der gesamten Berganlage
der Stadt eine hervorragende Sehenswürdigkeit geschaffen
wird. -r.

Carpineti. Ein günstiges Geschick hat die Reste des
Stammschlosses der Gräfin Mathilde von Tuscien, die so
tief in die Geschichte der Kirche und der fränkischen Kaiser
eingegriffen hat, das Kastell von Carpineti auf der Höhe
des Apennins von Reggio-Emilia vor dem Abbruch be-
wahrt. Der von der jetzigen Besitzerin, Gräfin Valdrighi,
angesetzte öffentliche Verkauf hat noch lange nicht die
Summe von 4000 Lire erreicht, welche sie selbst als Kauf-
preis bei einem Notar niedergelegt hatte. Der Grund der
Niedrigkeit der Angebote war die inzwischen bekannt ge-
wordene Absicht des Ministers Bacelli, das geschichtlich
und künstlerisch wertvolle Kastell zum Nationaleigentum
zu erklären. Eine Ausnützung des Baumaterials oder bau-
liche Veränderungen sind nach solcher Erklärung ausge-
schlossen, v. O.

BERICHTIGUNO

Spalte 125 der Kunstchronik No. 8 lies Zeile 22 v. o.
Abel Truchet und Zeile 35 v. o. Briandeau.
 
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